Damona King Nr. 16: In diesen Mauern haust der Tod

Damona King Nr. 16: In diesen Mauern haust der Tod


Brora stieß ein heiseres Krächzen aus. Etwas stimmte nicht! Die feinen Sinne des Raben registrierten etwas, das er nicht zu deuten wußte. Eine Gefahr? Wieder krächzte der Rabe. Er schlug mit den gestutzten Flügeln, die ihm ein Entkommen durch die Luft unmöglich machen sollten. Seine Federn sträubten sich leicht. Das Unheimliche schlich durch die Nacht, gefährlich und bedrohend. Brora hüpfte zu seinen Gefährten hinüber und weckte sie mit kurzen Lauten. Die fünf anderen Raben, die den Tower bewohnten, hoben die Köpfe. Im gleichen Moment erahnten auch sie die Aura des nahenden Unheils. Von da an schwiegen sie. Kein Laut drang mehr aus ihren Schnäbeln. In einer stummen Prozession hüpften sie davon. Sie kamen nur langsam voran, dennoch gelang es ihnen, unbemerkt zu entkommen. Die unsichtbare Macht, die nach ihnen gegriffen hatte, tastete ins Leere. Die machtvollen Energien, von einem nichtmenschlichen Gehirn ausgesandt, verströmten nutzlos. Und dennoch hatten sie ihr Ziel erreicht. Der Tower wurde von seinen ständigen Bewohnern geräumt. Und eine uralte Prophezeiung begann sich zu erfüllen ...


von Mike Shadow (W.K. Giesa), erschienen am 30.10.1979

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
"Der Tower wird fallen und London zu Grunde gehen, wenn die Raben den Tower verlassen!" Diese Legende scheint sich zu bewahrheiten, als eines Tages die sieben zahmen Raben aus dem Tower geflohen sind und sich gleichzeitig Menschen in Insektenmonster verwandeln. Damona King und Mike Hunter, die sich gerade in London in der Zentrale des KING-Konzerns aufhalten, wollen der Sache auf den Grund gehen. Bei der Verfolgung einer mutierten Frau wird Damona allerdings niedergeschlagen und ihr wird ihr Hexenstein, das Erbe ihrer Mutter Vanessa, gestohlen. Als sie versucht, die Diebin aufzuhalten, muss die weiße Hexe entsetzt feststellen, dass die Hexenkräfte in ihr außer Kontrolle geraten und ohne ihr Wollen sogar töten. Auch der Halbdruide Kerr, Inspector bei Scotland Yard (s. Damona King 8 ‚Talkshow mit dem Tod'), wird in die Ermittlungen mit einbezogen und gibt Damona einen Tipp, wo sich die Steindiebin aufhält. So gelingt es Damona und Mike zwar, den Stein wieder an sich zu nehmen und die drei Insektenwesen zu töten, doch dabei sind die beiden Dämonenjäger mit der Magie des Unheimlichen im Hintergrund geraten und beginnen sich ebenfalls in Insektenwesen zu verwandeln. Mike kann einen Insektenmenschen ausfragen und findet den Aufenthaltsort des Insektenherrsches heraus. Er besitzt eine riesige Burg in einer Dimensionsfalte, in die die beiden dank des Steines eindringen können. Damona gelingt es, den namenlosen Instektendämon, der die Erde unterjochen wollte, zu vernichten. Aus seinem Blut kann sie mithilfe des Hexensteines eine Masse herstellen, die die veränderten Menschen wieder normal macht. Auch die Raben erscheinen wieder, als der Dämon vernichtet ist.


Meinung:
Ein Roman, der mich ein wenig hilflos zurücklässt. Nicht schlecht und nicht gut - eben Durchschnitt. Dabei ist er nicht schlecht geschrieben, aber für meinen Geschmack verzettelt sich Giesa in zu vielen Einzelszenen. Das lässt den Roman etwas abgehackt und nicht als eine runde Geschichte erscheinen. Ständig werden die Schicksale von einzelnen Menschen geschildert, ohne dass die Handlung selbst vorangetrieben wird. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass der Insektendämon immer wieder über das Geschehen reflektieren darf, aber seine eigentlichen Ziele, seine Herkunft und selbst sein Name im Dunkeln bleiben. Dafür fehlte dann zum Schluss die Zeit, dass sich Damona richtig mit ihrem Gegner auseinandersetzen kann. In gerade mal einer halben Seite wird die Begegnung Damonas mit dem Insektendämon und seiner Vernichtung geschildert. Auch Damonas Kräfte können mal bewusst eingesetzt werden und streiken dann wieder - so wie es gerade passt. Hierbei ist W.K. Giesa allerdings zu gute zu halten, dass er sich selbst beim Schreiben über die Aktivitäten der Hexenkräfte wundert… ;-) Zum Titel: Die Mauern, in denen der Tod haust, sind nicht die des Towers, wie man vielleicht annehmen mag, sondern die der Insektenburg. Und damit das die Leser auch merken, gibt es auf Seite 62 folgenden Satz: ‚In diesen Mauern haust der Tod! Dieser Gedanke durchzuckte sie [Damona] auf einmal.' Wäre interessant zu hören, was W.K. Giesa dazu sagt. Wahrscheinlich ist das mal wieder einer der Fälle, wo er eigentlich einen ganz anderen Titel haben wollte und vom Redakteur zu diesem hier gezwungen wurde… :o)


Besonderheiten:
Zweiter Auftritt des Halbdruiden Inspector Kerr.
Ein Nachdruck dieses Romans erschien am 11.01.2005 im John Sinclair Special Band 34.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Im Grunde ist dieses Bild gar nicht mal so schlecht - eben typisch siebziger Jahre - und mit etwas guten Willen kann man den Ausschnitt sogar dem Tower zuordnen. Skelette kommen in der Geschichte allerdings nicht vor.


Coverbewertung:
3 Kreuze