Falkengrund Nr. 30: Magie
Falkengrund Nr. 30: Magie


Bisweilen sah man abends eine dunkle Limousine durch die Straße fahren, ganz langsam, in Schrittgeschwindigkeit. Frau Salensky fand, dass es die Sicherheit und Stabilität der Nachbarschaft verstärkte und stellte sich jeden Abend vors Haus, um dem Wagen zuzuwinken, wenn er vorüberfuhr. Frau Tritschler nahm die Situation zum Anlass, um ihren drei Töchtern ein paar Weisheiten auf den Lebensweg mitzugeben. Vor allem sei es wichtig, dass eine Frau ihre Jungfräulichkeit so lange bewahrte, bis eines Tages ein Mann in einer solchen Limousine kam und um ihre Hand anhielt, sagte sie bei Tisch. Die Mädchen nickten und reichten dem begnadigten Vergewaltiger stumm den Nachtisch. Ihre Mutter hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, ihn zum Mittagessen einzuladen, weil da der Vater in der Fabrik war und weil sie fand, dass es für die Entwicklung der Kinder besser sei, wenn ein Mann bei den Mahlzeiten zugegen war.