Sie öffneten Türen und blickten in Räume. Es war keine
Schwierigkeit, die einstigen Funktionen der einzelnen Zimmer zu unterscheiden,
denn hier hatte in den letzten acht Jahren niemand aufgeräumt. Die Klinik
war überhastet geschlossen worden - diese Tatsache stand in jedem Raum
geschrieben. Die ehemaligen Patientenzimmer hatten noch ihre Betten. Melanie
starrte mit unguten Gefühlen auf Fixiergurte und Zwangsjacken, die sich
in den offenen Schränken stapelten oder auf den Matratzen lagen. Brauner
Schimmel hatte sich überall breitgemacht, hatte die Laken befallen und
mit Flecken versehen, die wie ausgebleichtes Blut wirkten. Kopfkissen lagen
auf dem Boden, daneben Aufschriebe, Krankenkarten, Kunststoffhandschuhe.
Die winzigen Fenster waren mit engen Gittern versehen, die kahlen Wände
abstoßend und schmucklos. In einem der Räume stolperte sie über
eine Bettpfanne, in der eine schlammige Flüssigkeit schwappte, woanders
war ein Stück aus der Wand herausgebrochen, durch das man ins Nebenzimmer
sehen konnte. Die furchtbare Vision, das könne alles vorher schon so
gewesen sein, die Patienten könnten unter diesen unmenschlichen Bedingungen
gelebt haben, schlich hartnäckig hinter ihr her, doch sie wagte nicht,
eine entsprechende Frage zu stellen.