John Sinclair TB Nr. 297: Kastell der Wölfe
Sehr überraschend bekam der zehnjährige Archie May Besuch von einem
Jungen seines Alters. Nur war dieses Kind völlig nackt. Es konnte auch
nicht sprechen und bewegte sich auf Händen und Füßen. Donald
May, Archies Vater, und ein mit ihm befreundeter Tierarzt fingen den fremden
Jungen ein, um ihn untersuchen zu lassen. Lange blieb er nicht bei ihnen,
denn vier Wölfe überfielen sie und raubten das Kind. Dass Bill
Conolly und ich auf die Wölfe trafen, glich schon einem Wink des Schicksals,
wobei wir nicht ahnten, dass uns im Kastell der Wölfe eine alte Bekannte
erwartete - Morgana Layton ...
von Jason Dark, erschienen im Januar 2006, Titelbild: E.J.Spoerr
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Archie May beobachtet von seinem Fenster aus einen jungen, der scheinbar
verwildert ist. Eines abends betäubt sein Vater den geheimnisvollen
Besucher und bringt ihn zu einem befreundeten Tierarzt. Dort zeichnet der
Junge eine Burg, auf die er aufgeregt deutet, denn sprechen kann er nicht.
Bevor die beiden Männer weitere Nachforschungen und Untersuchungen anstellen
können dringen Wölfe in die Praxis ein und entführen den Jungen.
Zufällig fahren John und Bill an dem Ort vorbei und sehen Wölfe,
die eine Schafherde aufmischen. Neugierig wie sie sind forschen sie nach
und treffen den Tierarzt bei Esther May, der Mutter von Archie. Der wird
ebenfalls von den Wölfen gekidnappt. John und Bill verfolgen die Wölfe
bis zu einem alten Kastell. Dort lauert in einem Kellerloch Fenris, der
Götterwolf, und seine Helferin Morgana Layton. John überredet sie,
die Jungen laufen zu lassen. Zum Abschied lässt sie die Wölfe
angreifen, doch der Geisterjäger und sein Freund erledigen die Tiere
mit Silberkugeln und bringen Archie zu seinen Eltern und den Wolfsjungen
zu Spezialisten.
Meinung:
Recht stimmungsvoll beginnt Jason Dark seine Geschichte um das klassische
Thema eines Kindes, welches von Wölfen aufgezogen wird. Doch schon auf
den ersten Seiten verzettelt er sich in Wiedersprüchen, so hat Archie
schon mal versucht den Wolfsjungen in sein Zimmer zu locken und eine Seite
später möchte er auf keinen Fall, dass der Junge in sein Zimmer
kommt. Darüber hinaus wird zig mal beschrieben wie der Junge aussieht,
und dass er auch äußerlich gewisse Attribute eines Tieres aufweist.
Auf Seite 20 sagt der Tierarzt dann zu seinem Freund: Nein, Don, ein
normaler Mensch ist er nicht. Darauf dieser: Aber er sieht so
aus. Was nun? Sieht er so aus wie ein gewöhnlicher Junge oder
nicht? Ein weiterer Punkt, der auffällt ist eher eine Kleinigkeit und
mehr witzig als ärgerlich: Da beschreibt der Autor ein Tongefäß
auf dem Schreibtisch von Dr. Wilson aus dem Kugelschreiber herausschauen,
und dass von einer Patientenmutter stammt. Allerdings ist Dr. Wilson ein
Tierarzt und auch wenn John Sinclair schon mit den merkwürdigsten
Fällen konfrontiert wurde, stelle ich mir eine töpfernde Hündin
oder Katze doch sehr komisch vor. Selbstverständlich bezeichnen sich
ältere Frauen auch oft als Mutter ihres kleinen Hundes, weshalb ich
diesen Punkt nicht überbewerten möchte. All diese Aspekte wären
auch gar nicht so ärgerlich, wenn die Geschichte ansatzweise spannend
gewesen wäre. Aber der ganze Roman ist eine Aneinanderreihung von
Bagatellen, ohne Höhepunkte. Völlig überflüssig war die
Geschichte um die Beerdigung und der Überfall der Schafherde. Beides
wurde nur eingefügt, um John zufällig auf die Spur der Wölfe
zu bringen. Ein Zufall, der nicht nur unglaubwürdig ist, sondern auch
unnötig, denn das Ehepaar May war sich ja schon einig darüber Scotland
Yard zu alarmieren, also wäre der Fall sowieso auf Johns Schreibtisch
gelandet. Einen gekonnt aufgebauten Spannungsbogen sucht man in dem Buch
vergebens, und dass das Hauptaugenmerk auf den beiden Jungen liegt ändert
daran auch nichts. Im Gegenteil, denn niemand wird wohl daran gezweifelt
haben, dass John und Bill die Kinder retten würden. In all dem Gerede
wird auch nicht weiter auf die Herkunft der Wölfe und des Wolfsjungen
eingegangen. Der Auftritt von Morgana Layton wirkt sehr konstruiert und
wiederspricht dabei auch völlig der serieninternen Logik, denn in dem
Roman heißt es, dass Morgana die gesamte Zeit über in der Vampirwelt
gefangen gewesen war. Das Taschenbuch
278 scheinen John und Morgana
völlig vergessen zu haben. Zu allem Überfluss vermutet John jetzt
sogar ein Bündnis zwischen der Werwölfin und Dracula II. Der Gipfel
der Unverschämtheit ist aber, dass der Autor auf der Leserseite das
Buch einem Leser ans Herz legt, der wieder was über Werwölfe lesen
möchte. Bedauerlicherweise kommt in dem Buch kein einziger Werwolf vor,
mal abgesehen von Morgana Layton, die auf Seite 163 (!) zum ersten Mal auftritt.
Dafür, dass sie auf dem Klappentext als Überraschungsstar
angekündigt wird, ist das mehr als dürftig. Fazit: Ein glatter
Ausrutscher und ein stinklangweiliges Taschenbuch, welches die einmalige
Chance verstreichen lässt die Werwölfe und Morgana Layton in den
Vordergrund treten zu lassen.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Auf den ersten Blick eigentlich ein recht düsteres und atmosphärisches
Cover, wobei der Schädel des Wolfsmenschen ziemlich deformiert aussieht.
Auf den zweiten Blick fallen dann auch kleine Schlampereien auf. So sind
die Fledermäuse alle dieselben, welche einfach kopiert und mehrfach
eingefügt wurden. Gut zu sehen an der Stellung der Ohren und vor allem
an der linken Schwinge. Zu allem Verdruss verwurschtelte der Zeichner die
gleiche Flederratte auch für andere Titelbilder, z.B. für den
Sinclair-Roman
1427,
wo sie allerdings spiegelverkehrt abgebildet wurde.
Coverbewertung:
Rezension von
Serienjunkie:
Kurzbeschreibung:
Der zehnjährige Archie erhält Besuch von einem verwilderten und
nackten Jungen. Die Eltern von Archie fangen das Kind und bringen es zu einem
Tierarzt, wo es jedoch von Wölfen entführt wird. John Sinclair
ist mit Bill zufällig in der Nähe und kümmert sich um die
Angelegenheit. Als Archie von den Wölfen verschleppt wird, folgen John
und Bill der Spur zu einem alten Kastell, wo Archie zu Morgana Layton in
eine fremde Dimension übergeben werden soll. John kann Morgana dieses
Vorhaben jedoch ausreden, indem er sie daran erinnert, ihr einst das Leben
gerettet zu haben.
Meinung:
"Kastell der Wölfe" ist leider ist absolutes Windei. Mehrfach muss man
an dem Verstand der Beteiligten zweifeln. Archies Vater findet im Kinderzimmer
seines Sohnes einen völlig verwilderten und nackten Jungen und bringt
ihn zur weiteren Untersuchung erst einmal zu einem Tierarzt! Dort wird der
Junge dann von einer Horde Wölfe entführt. Erst jetzt überlegt
er, die Polizei zu rufen, tut es aber noch immer nicht! John Sinclair kommt
durch reinen Zufall hinzu. Auch im weiteren Verlauf interessiert es irgendwie
niemanden, dass hier ein offensichtlich unschuldiger und in seiner Entwicklung
zurückgebliebener Junge bei wilden Tieren lebt. Die Sorge gilt allein
Archie, und selbst im Finale erwähnt John fast nebenbei, dass er nicht
nur Archie, sondern auch den anderen Jungen in Sicherheit bringen möchte.
Dennoch klingt es dauernd so, als gehe es in erster Linie um Archie, und
der "Wolfsjunge" wird auch erst gerettet, als Archie in Sicherheit ist! Dass
die vier Wölfe, die John am Ende mal eben mit seiner Beretta
erschießt, keine ernstzunehmende Bedrohung sind, versteht sich von
selbst. So entsteht freilich keine Spannung. Und der Kurzauftritt von Morgana
- das Highlight des Romans - ist eher ein Kaffeekränzchen als ein
Endkampf.
Besonderheiten:
Am Ende des Romans gibt es keine Vorschau auf das Februar-Taschenbuch.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein offensichtlich schnell und lieblos am PC zusammengepfuschtes, recht
verschwommenes Bild. Nur die stimmungsvollen Farben sind ganz okay.
Coverbewertung:
Rezension von
Chriss:
Kurzbeschreibung:
Ein nackter und offensichtlich verwilderter Junge erscheint im Garten
der Familie May. Als er zum Tierarzt gebracht wird, wird er von Wölfen
entführt. John und Bill, die zufällig in den Ort kommen, erfahren
davon, können aber nicht verhindern, dass Archie, der kleine Sohn der
Mays, der sich mit dem "Wolfskind" angefreundet hat, zur Burg der Wölfe
verschleppt wurde.
Meinung:
Gut, die Beerdigung und das mit der Schafsherde sind wirklich nicht
wichtig, aber gerade solche Zufälle gibt es und stören doch auch
nicht in der Geschichte. Allgemein ist dieser Roman sehr gut und dass Morgana
wieder mal auftaucht, ist eine Überraschung, mit der wohl keiner gerechnet
hätte. Gut, mich hätte noch die Herkunft von Bully, wie Archie
den verwilderten Jungen nennt, interessiert, aber okay. Nichtsdestotrotz
hat der Roman vier Kreuze mehr als verdient.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Da ich blind bin, kann ich hier leider keine Bewertung abgeben
Coverbewertung:
Da ich blind bin, kann ich hier leider keine Bewertung abgeben
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Die Burg vom Titelbild des John Sinclair Taschenbuchs war zuvor auch schon
mal auf dem John Sinclair Special Nr. 02 abgebildet.
Es handelt sich hierbei um das bekannte Bodiam Castle, eine Wasserburg in
Süd-England. Auch der Laufsteg vor dem Haupttor ist auf dem
Taschenbuch-Cover zu sehen.