Geisterfänger Nr. 15: Sklavin der bösen Geister

Geisterfänger Nr. 15: Sklavin der bösen Geister


Mitternacht! Monoton prasselte der Regen vom Himmel und plitschte auf den schwarzen, wie gelackt wirkenden Asphalt der schmalen Straße. Tausende von winzigen Fontänen spritzten dort ununterbrochen auf. Der Nebel, der dicht über dem Boden schwebte, zerriß, wirbelte durcheinander, kam niemals zur Ruhe. Milchiges Mondlicht sickerte spärlich hinter schweren, träge über den Himmel kriechenden Regenwolken hervor, und abgesehen vom Prasseln des Regens war es still. Unnatürlich still... Nicht einmal vom Piccadilly Circus, der ganz in der Nähe lag, dröhnte hin und wieder Motorengeräusch herüber. Londons Nachtschwärmer schienen heute ausnahmslos zu Hause geblieben zu sein. Es war eine unheimliche Nacht, aber Roger Courtenay ließ sich davon nicht beeindrucken. Er nannte eine ausgeprägte Kaltschnäuzigkeit sein eigen, und die brauchte er in seiner Situation auch. Und noch etwas brauchte er. Geld. Viel Geld. Deshalb war er hier. Es war ihm nicht mehr gelungen, seine Gläubiger noch länger mit lahmen Ausreden hinzuhalten. Sie hatten ihm eine allerletzte Frist gesetzt, und nun stand er unter mächtigem Druck... Wenn es ihm nicht irgendwie gelang, bis morgen abend fünftausend Pfund aufzutreiben, dann würde er die nächsten drei Monate zweifellos in der Intensivstation eines Krankenhauses zubringen müssen. Eine Aussicht, die ihm überhaupt nicht gefallen wollte. Courtenay biß die Zähne zusammen. Er war ein 28jähriger, gutaussehender Bursche, schlank, hochgewachsen, breitschultrig. Sein Gesicht war schmal, hübsch, mit großen, dunkelbraunen Augen, die immer ein bißchen wehmütig blickten. Diese Augen waren es, die ihm bei den Vertreterinnen des anderen Geschlechts jede Menge Chancen sicherten. Und das wiederum war der Hauptgrund, warum er konstant mehr Geld ausgab, als er verdiente.


von Mike Burger, erschienen am 19.09.2006

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Bei einem Einbruch in ihren Antiquitätenladen wird Loisa Maddigan mit einem magischen Dolch getötet. Fortan geht sie als Untote um, auf der Suche nach Lebensenergie und mit dem Auftrag die Mordgeister Gorghool und Pesthor zu befreien. Ben Murray erhält den Auftrag den Mordfall Maddigan zu untersuchen. Doch Bens Vorgesetzen verdächtigen Loisas Mann und behindern den Inspektor bei seiner Arbeit. Murray schickt Maddigan zu Mike Logan. Zusammen mit seiner telepathisch begabten Freundin Ingar macht sich Mike an die Arbeit. Tatsächlich gelingt es Ingar die Gedanken des Mörders zu empfangen. Dieser hat gerade Besuch von zwei Schlägern erhalten, die Geld abholen wollen, welches Roger Coutenay einem Gangster schuldet. Gerade als die beiden Schläger Roger zusammenschlagen wollen erscheint Loisa, um ihrem Mörder die Lebensenergie zu rauben. Roger gelingt die Flucht, während einer der Gorillas der Untoten zum Opfer fällt. Ingar verfolgt den flüchtenden Roger und Mike fängt den zweiten Schläger ab, der in Panik versucht abzuhauen. Doch während der Detektiv von dem Gorilla niedergeschlagen wird, hat Ingar mehr Glück und verfolgt Roger zu der Wohnung seiner Freundin. Dorthin wendet sich auch Loisa. Als Roger erneut fliehen will stürzt er aus dem Fenster und stirbt. Loisa entkommt und so erlischt die Spur. Jetzt kann nur noch einer dem Privatdetektiv helfen: Der kauzige Geist Balthasar Rufus Schwarzschwert ...


Meinung:
In diesem Band hat Mike Logan seinen zweiten Auftritt und dieses Mal ist es sogar ein Roman der direkt an den Vorgänger anschließt, denn Mike erinnert sich lebhaft an die Ereignisse aus GF 10 "Mordgeister greifen an". Sprachlich gesehen gibt es an diesem Roman nichts bemängeln. Der Stil von Mike Burger alias Martin Eisele liest sich sehr flüssig. Die Handlung beginnt sehr stimmungsvoll, wenn auch nicht besonders originell, denn wieder einmal treibt ein Seelensauger, respektive Seelensaugerin, sein Unwesen. Zum Ende verliert die Story dann gewaltig an Tempo und mit Balthasar Rufus Schwarzschwert bringt der Autor zwar ein wenig Humor mit in die Handlung ein, aber dafür verliert der Roman auch einiges an Dramatik, denn der Geist avanciert zum Allround-Retter und erstickt damit jegliche Spannung im Keim. Kaum befindet sich Mike in einer ausweglosen Situation erscheint die passende Waffe in seiner Hand und alles wendet sich zum Guten. Bemerkenswert ist allerdings die starke Rolle, welche Mikes Freundin erhalten hat. Dieses Mal darf Ingar aus der Opferrolle herausschlüpfen und zu einer ernst zu nehmenden Ermittlerin mutieren, die ihrem Freund tatkräftig zur Hand geht. Das Zuckersüße Ende ist typisch für die Kelter-Heftromane und ist vollkommen unglaubwürdig, selbst für einen Gruselroman. Trotz allem gehören die Romane von Mike Burger zu den besseren Ausgaben der Reihe und vielleicht hat sich der Verlag dazu entschlossen alle fünf Nummern ein Mike-Logan-Abenteuer zu bringen, wünschenswert wäre es, denn Potential hat die Mini-Serie allemal. Dumm nur, dass von Eisele nur noch ein Roman offen ist, nämlich der Geister-Krimi Band 370 "Schöpfer des Bösen".


Besonderheiten:
Dieser Roman erschien erstmals im Jahr 1980 als Kelter-Geister-Krimi Band 323.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die Aufmachung der Romane hat sich stark gebessert und rein zeichnerisch gibt es an dem Titelbild nichts auszusetzen. Leider ist das Motiv alles andere als gruselig und passt auch nur fragmentarisch zum Inhalt.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Bernd Frenz:
Das Titelbild wurde ebenfalls für den Silber-Grusel-Krimi Nr. 286 verwendet:

Silber-Grusel-Krimi Nr. 286: Geister-Fehde


Weitere Hinweise kommen von Michael Schick:
Der Mann vom Titelbild des Geisterfänger Romans Nr. 15 ist eigentlich Jack the Ripper. Hier ein Ausschnitt einer Filmszene aus dem Horrorfilm HANDS OF THE RIPPER der britischen Hammer-Filmstudios. Dargestellt wurde Jack the Ripper übrigens von Eric Porter:

"Hands of the Ripper"


Spiegelverkehrt war der Mann auch auf dem Cover der französischen DVD abgebildet:

"Hands of the Ripper"