Gespenster-Krimi Nr. 99: Das Bildnis des Samurai
Es klopfte schon zum zweitenmal an die Tür. "Ja, ja. Ich komm' ja schon!
Verdammt!" knurrte James Mey. Er war groß und breit gebaut. Amerikaner.
Westküste. Sein Gesicht glich mit seinen zerfurchten Gipfeln und Kratern
einer Mondlandschaft. Die leicht vorstehenden, braungefleckten Augen saßen
tief in den Höhlen, unter buschigen schwarzen Brauen, und gaben seinem
Gesicht einen unwirklichen Zug. Ärgerlich legte er die Zigarette weg,
begab sich zur Tür, öffnete sie. "Komban wa - Guten Abend, Mr.
Mey!" sagte die kleine Geisha, deren Namen der Amerikaner vergessen hatte.
Sie kniete vor der Tür seines Hotelzimmers auf dem Flur des Hilton.
Ihr Gesicht war entsetzlich bleich. Die Augen glänzten seltsam abwesend,
so als wäre sie geistig völlig weggetreten.
von Dean Morris, erschienen am 05.08.1975
Rezension
von Marcus:
Kurzbeschreibung:
Tony Ballard, Vickey Booney und Mr. Silver fliegen nach Tokio, um Tucker
Peckinpahs Geburtstag zu feiern. Dort angekommen erhält Tony eine Drohung
eines Dämons Als Tucker versucht auf seiner Party Selbstmord zu
verüben, kann Tony das verhindern und erfährt so von einen
Ladenbesitzer, zu dem er sofort mit Mr. Silver hinfährt. Dort angekommen,
erkennt der Ex-Dämon, das der Ladenbesitzer ein Wesen des Bösen
ist. Trotz Mr. Silvers schnelle Reaktion, gelingt es den Dämon Tony
gefangen zu nehmen und fast zu hängen, als im letzten Moment gerade
noch Silver, Vicky und einige Polizisten kommen, um das zu verhindern. Der
Dämon kann flüchten. Während Tony von den Bild eines Samurais
erfährt, verhindert Silver die Entführung von Vicky und tötet
den Dämon. Kurz danach fährt Silver mit Tony in das Haus, wo das
Bild liegt und finden einen untoten Samurai im Keller, den sie auch töten
können, aber kaum sind sie zu den Bild zurückgekehrt, als sie
feststellen, dass es verschwunden ist.
Meinung:
Ich muss sagen, dass ich begeistert war. War "Fahrstuhl zur Hölle" schon
gut, so war dieser Roman noch interessanter. Wobei man sagen musste, dass
das hauptsächlich Mr. Silver zu verdanken ist. Die Szenen mit ihn, waren
sehr gut geschrieben. Besonders hat mir die Szene im Laden und die auf den
Golfplatz gefallen. Was mir im Gegensatz nicht so gefallen hat, waren zwei
Handlungen von den Ex-Dämon: 1. War es nicht gefährlich für
Tony und Vickey, als er in der Limousine den Dämon angegriffen hat?
Ich verstehe ja, dass er die Dämonen hasst, aber er hätte wirklich
auf die Sicherheit von seinen neuen Freunden denken sollen. 2. War es wirklich
nötig, dass er mit einer ganzen Polizeitruppe antanzte, um Tony zu retten?
Wie sich herausstellte, hat er damit unnötig viele Menschenleben geopfert.
Ich weiß, Tony ist ein bestimmter Mensch, aber trotzdem hätte
Silver eine andere Lösung finden sollen. Trotz dieser 2 negativen Punkte
war ich sehr zufrieden und bin gespannt, wie die zweite Teil dieser Geschichte
weitergeht.
Besonderheiten:
Mr. Silver lernt Tucker Peckinpah kennen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Rezension von Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Der amerikanische Maler James Mey befindet sich in Tokio, um Eindrücke
für einen Bildband, den er anfertigen soll, zu sammeln. Einer dieser
Eindrücke ist aber alles andere als schön. Die junge Geisha Michiko
Yamato klopft an seine Hoteltür, kniet sich vor ihn hin und begeht mit
einem Dolch Harakiri. Die Ermittlungen des leitenden Kommissars Kublai Nobunaga
führen jedoch ins Leere. Unabhängig davon erreichen Tony Ballard,
Vicky Bonney und Mr. Silver Tokio und treffen sich mit Tucker Peckinpah,
der sie eingeladen hat, an seiner Geburtstagsfeier teilzunehmen. Kurz bevor
die Riesenparty steigt, erhält Tony jedoch einen äußerst
unangenehmen Brief, in dem ein Unbekannter ihm verspricht, daß er in
japanischer Erde begraben werden wird. Das alles könnte ein geschmackloser
Scherz sein, doch auf der Geburtstagsfeier Peckinpahs trifft Tony zunächst
auf James Mey, der ihm vom Tod der Geisha berichtet und kurz darauf versucht
der Großindustrielle selber Harakiri zu begehen, was Tony und Silver
jedoch vereiteln können. Peckinpah wird am nächsten Tag vom Detektiv
befragt und dieser berichtet ihm, wo er überall gewesen ist. Auf der
Suche nach handgefertigten Puppen, suchte er die Werkstatt von Akihito Togo
auf. Tony beschließt dieser ebenfalls einen Besuch abzustatten, wird
jedoch noch in derselben Nacht in seinem Hotelzimmer von Togo überfallen.
Togo fällt zwar aus dem Fenster des Zimmers, doch er entkommt. Am
nächsten Tag treffen die beiden Freunde Togo in seiner Werkstatt und
es kommt zum Handgemenge, in welchem der Dämon beinahe von Silver vernichtet
wird. Abermals kann Togo entkommen und schickt lebendig gewordene Monsterpuppen
(Werwölfe, Vampire und Ghouls) gegen die beiden Dämonenjäger.
Inmitten des Kampfgetümmels wird Tony überwältigt und landet
in den Händen Akihito Togos, der einen Galgen errichten läßt,
um den Dämonenhasser zu töten (quasi in Anlehnung an seinen eigenen
Vorfahren). Togo berichtet Tony von Yorimoto Wara, einem Samurai, dessen
unheilvoller Geist hinter den ganzen Geschehnissen steckt. Als es für
Tony brenzlig wird, stürmt Silver das Versteck und kann seinen Freund
befreien. Eine weitere Spur der toten Geisha führt zu einem gewissen
Abraham Jacobs, bei dem sich Tucker Peckinpah auch eingefunden hatte. Jacobs
besitzt ein Gemälde von Yorimoto Wara, welches einen verderblichen
Einfluß auf Menschen, die es betrachten nimmt und sie in den Selbstmord
treibt. Leider bekommt James Mey, der mit Tony bei Jacobs zu Besuch gewesen
ist, dies auch zu spüren und begibt vor den Augen des Detektivs Harakiri.
Noch in derselben Nacht stürmen Tony und der Ex-Dämon Jacobs Anwesen
und können tatsächlich Wara mit seinem eigenen Samuraischwert
vernichten. Doch leider entkommt Jacobs mit dem Gemälde und Silver
befürchtet, daß dieser nun selber zum Samurai werden könnte.
Eine schreckliche Vorstellung!
Meinung:
Also zunächst einmal: O-hayo gozaimas (Guten Morgen) oder Konnichi wa
(Guten Tag), egal zu welcher Zeit ihr diese Rezi lest. Diesmal entführt
uns ein Tony Ballard-Roman nach Japan, genauer gesagt nach Tokio und neben
einer durchaus spannenden Geschichte bietet uns A. F. Morland (oder damals
Dean Morris) zahlreiche (zumindest damals aktuelle) Informationen über
dieses faszinierende Land und diese einzigartige Stadt. Ja, auf diese Weise
lasse ich es mir gefallen statistische Daten zu verpacken, denn die Geschichte
ist wirklich sehr gut. Zwar packt der Autor mal wieder viele (zu viele?)
Nebenfiguren in die Geschichte ein, wodurch man zwar nicht direkt Gefahr
läuft den Überblick zu verlieren, aber ein wenig hemmt es den Ablauf
der Geschichte doch. Dann will sich mir die Zusammenarbeit von Akihito Togo
und Abraham Jacobs nicht so recht erschließen, ist aber auch nicht
so richtig schlimm. Toll fand ich Tonys Klemme, aus der ihn Mr. Silver in
seiner gewohnt tollkühn/gekonnten Weise rettete. Vicky Bonney war wieder
einmal (nur) der hilflose und hilfesuchende Anhang, der keinen wirklich wichtigen
Beitrag zur der Geschichte zu leisten hatte. Tucker Peckinpahs Beinahe-Harakiri
hat mich auch beeindruckt. Beim ersten Mal, da ich die Story las (ist schon
lange her) war ich richtig erschüttert, miterleben zu müssen, wie
dieser vitale, alte Mann sich beinahe einen Dolch in den Bauch stößt.
Auch finde ich es gut, daß Yorimoto Wara trotz seiner Enthauptung,
entkommen kann und auf diese Weise gezeigt wird, daß Tony und Silver
eben doch nicht immer 100%ig erfolgreich sind. Das macht die beiden Freunde
doch ein bißchen menschlicher. Alles in allem ein spannender, gelungener
Roman, der endlich mal in der Lage ist, jenes "Tony Ballard-Feeling" aufkommen
zu lassen. Ach nebenbei noch etwas zu den Infos über Japan und die
Angewohnheiten seiner Bewohner. Bin ich eigentlich der einzige, der sich
schütteln muß, wenn er sich vorstellt, gesalzene Pflaumen zu essen
nachdem sie in Zucker oder grünen Tee getaucht zu werden? So scheint
es ja beim Frühstück in Japan Sitte zu sein (brrrr). Na ja, andere
Länder, andere Sitten. In diesem Sinne: Konnichi Wa.
Besonderheiten:
Tucker Peckinpah lernt Mr. Silver kennen.
Yorimoto Wara entkommt.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Okay, es soll ein Bild darstellen! Soviel kann man schon erkennen, aber was
dieses braune Ding mit den Schielaugen und den spitzen Zähnen mit einem
Samurai zu tun haben soll, weiß ich ehrlich gestanden nicht. Ist halt
eins von diesen typischen Gespenster-Krimi-Cover, daß keinen Bezug
zur Geschichte hat und nebenbei gesagt, auch noch schlecht gezeichnet ist.
Coverbewertung:
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Tony Ballard fliegt mit Vicky Bonney und seinem neuen Kampfgefährten
Mr. Silver nach Tokio, um hier den 66. Geburtstag von Tucker Peckinpah zu
feiern. Schon bei seiner Ankunft erhält er eine Warnung, dass er Japan
nicht mehr lebend verlassen wird. Dann versucht Tucker Peckinpah auf seiner
Feier, Harakiri zu begehen. Tony Ballards Ermittlungen führen ihn zum
Puppenmacher Akihito Togo, der ein Diener des untoten Samurai Yorimoto Wara
ist, der Tony Ballard vernichtet sehen will. Togo bringt Tony in seine Gewalt
und es gelingt ihm fast, den Dämonenhasser zu töten, doch Mr. Silver
und ein Aufgebot der Polizei unter Kommissar Nobunaga können das verhindern.
Als Togo später versucht, Vicky Bonney unter seine Kontrolle zu bringen,
tötet Silver den Dämon. Tony Ballard hat inzwischen eine weitere
Spur gefunden. Der Amerikaner Abraham Jacobs hat ein Gemälde von Yorimoto
Wara in seinem Haus, das anscheinend für die Selbstmorde der Menschen
verantwortlich ist. Denn auch Tucker Peckinpah war in Abrahams Haus, ebenso
wie eine junge Geisha, die vor dem Amerikaner James Mey Harakiri begangen
hat. Mey war mit Tony in Abrahams Haus und der Dämonenjäger kann
nicht verhindern, dass Mey sich tötet. Bei einem zweiten Besuch in Jacobs
Haus nimmt Tony Mr. Silver mit. Die beiden verfolgen den Amerikaner, der
selbst ein Dämon ist, in ein Kellerlabyrinth, wo der Ex-Dämon die
Mumie des untoten Samurai Wara aufspürt. Mit einem Schwert, das Tony
mit seinem Ring magisch aufgeladen hat, kann der Dämonenhasser Wara
köpfen. Er vernichtet den Kopf mit dem Ring, während Mr. Silver
den Körper des Samurai zerstört. Das Bildnis des Samurai ist mit
dessen Vernichtung auch verschwunden, doch in die Freude über diesen
Erfolgt mischt sich das ungute Gefühl, das Abraham Jacobs entkommen
ist
Meinung:
Ein untoter Samurai in Tokio - das sind eigentlich genau die Zutaten, die
mich einen Roman sofort wieder weglegen lassen. Dass ich diesen Roman gelesen
habe hat natürlich nur einen Grund - es ist ein Tony Ballard! :o) Gleich
zu Anfang stellt sich mir hier die Frage, wie Tony durch seine bisherigen
Abenteuer schon so berühmt unter den Dämonen ist, dass er alleine
durch seine Anwesenheit den Samurai auf sich aufmerksam macht. Noch
dämlicher finde ich allerdings, dass Yorimoto Wara durch seinen Angriff
auf Tucker Peckinpah Tony auf sich aufmerksam macht. Ansonsten hätte
Tony gefeiert und Tokio dann wieder verlassen. Wara hätte in dem Fall
seine Ruhe gehabt. Aber natürlich hätte es dann auch keinen Roman
gegeben
:o) Die Geschichte selbst ist locker von der Hand geschrieben
und durch die Monster des Puppenmachers Togo kommen sogar die Liebhaber der
klassischen Gruselgeschichten auf ihre Kosten. In die Kategorie "Das passiert
auch nur in Romanen" gehört diesmal eindeutig das Verhalten von Kommissar
Nobunaga, der Tony von Anfang an mit Informationen weiterhilft und
natürlich auch ohne Probleme von der Existenz des
Übernatürlichen zu überzeugen ist.
Besonderheit:
Der Samurai ist schon der zweite Gegner in Tonys kurzer Karriere, der ihm
(vorerst) entkommt.
Ein Nachdruck dieses Romans erschien am 24.10.2000 als GRUSEL-SCHOCKER
Band
41.
Ein weiterer Nachdruck dieses Romans erschien am 05.04.2005 in JOHN SINCLAIR
Special
Band
40.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Einfach nur grausig
Ich verstehe gar nicht, warum bei den Gespenster-Krimis
früher immer in die unterste Schublade der schlechtesten Künstler
gegriffen wurde. Dass diese Serie mehr als zehn Jahre überlebt hat,
hat sie bestimmt nicht solchen Titelbildern zu verdanken
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Tucker Peckinpah lädt Vicky und Tony, sowie ihren neuen Mitbewohner
Mr. Silver nach Tokio/Japan ein, um sie bei seiner Geburtstagsfeier unter
den zahlreichen Gästen zu haben. Und auf dieser geschieht das Schockierende:
Tucker versucht sich auf traditionell-japanische Harakiri-Art das Leben zu
nehmen. Soeben gelingt es Tony und Mr. Silver den Industriellen davon abzuhalten.
Es ist wohl doch etwas an der anonymen Drohung, die Tony sofort nach Einreise
in Japan erhalten hat und die seinen Tod voraussagt! Der Dämonenhasser
erfährt dann von einem weiteren Harakiri-Fall in ihrem Hotel und bald
kommen er und Mr. Silver auf die Spur des Puppenmachers Akihito Togo. Von
ihm hören erstmalig von ihrem wahren Gegner: dem Samurai Yorimoto
Wara.
Meinung:
Tonys erster Fall in Japan hat etwas von einem Reiseführer gleich! Fast
jeden Absatz beginnt der Autor Dean Morris mit einem Bericht aus Japan über
Land und Leute, welche wirklich eine geballte Ladung an Fakten aufweisen.
Das stört aber den Lesefluß reichlich. Ansonsten ist der Roman
aber kurzweilig und actiongeladen - dafür fehlt es allerdings an
genügend gruseligen Elementen. Und mal wieder verstehe ich die
Dämonenlogik nicht so ganz - da haben sie Tony voll im Wickel, da bauen
die Puppenmonster erstmal aufwendig einen Galgen auf. Unbegreiflich! Meine
Spannung hat dies nun echt nicht erhöht. So bleibt der Roman leider
etwas durchschnittlich, wobei ich gerade in dem Samurai Wara eine Menge Potential
gesehen hatte. Das wurde leider verblasen!
Besonderheiten:
Subserie: Tony Ballard 09
- Tony benutzt erstmalig geweihte Silberkugeln im Colt Diamondback
- der Dämon Abraham Jacobs entkommt mit dem Bildnis des Samurai Yorimoto
Wara
- Tony behält das Schwert des Samurai
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Diese Fratze soll nun der Samurai sein? Nee, den stelle ich mir anders
vor...
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Gesicht vom Cover stammt ursprünglich aus dem Film "Nächte
des Grauens".
In der gemalten Version vom Cover des Gespenster-Krimis wurde es außerdem
auch auf dem 1968 erschienenen spanischen Comic-Magazin TERROR Nr. 18
verwendet: