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Der Geruch von Kardamon lag in der Luft. Er setzte sich überall fest,
in der Kleidung, in den Haaren, an der Haut. Überfallartig hatte sich
die Nacht über Delhi gesenkt. Die Sechsmillionenstadt erwachte zu ihrem
zweiten Leben. Mit ihr erwachte das Verbrechen, das den Tag scheut. Die
Arbeitszeit der Taschendiebe, der Räuber und Mörder begann. Dabei
war das Straßenbild in der Altstadt zwar hektisch, aber dennoch friedlich.
Es brodelte und kochte nur unter der Oberfläche, die sich pittoresk
und exotisch präsentierte. Vor einem Jaina-Tempel fegten einige hockende
Gläubige unentwegt die ausgetretenen Marmorstufen. Der Duft von
Räucherstäbchen wehte heraus. Rhana Prakash wechselte die
Straßenseite. Sie war eine Sikh, eine Angehörige jenes stolzen
Volkes, das als Minderheit im Pandschab lebte und zu Allah betete, während
die Hindus Shiva, Vishnu und Brahma als Dreieinigkeit verehrten.