Gespenster-Krimi Nr. 149: Tokomado - Herr des Schreckens
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Matsuo Taisuke kniete nieder, senkte den Kopf und legte die Handflächen
auf den Boden. "Erhabene Ahnen", betete er. "Ich habe versagt und Schmach
und Schande über mich und meine Familie gebracht. Nur mein Tod, ein
außergewöhnlicher und grauenvoller Tod, kann den Schandfleck tilgen.
Die Gnade des Harakiris bleibt mir versagt, denn diese Todesart ist nicht
schlimm genug, um die Schmach zu sühnen. So will ich denn in den
schrecklichen Garten des Shogun Tokomado Yamaguchi gehen und dort mein Leben
lassen." Matsuo Taisuke verneigte sich dreimal und erhob sich dann. Er wanderte
auf die bizarre, vom bleichen Licht des Mondes beschienene Felsenwildnis
zu. Der junge Mann mit dem dunklen Kimono erreichte nun die Felsen, den Garten
des Shoguns. Er roch Blumenduft, und ein Lächeln glitt über sein
ernstes Gesicht. Ein Singen und Klingen war nun in der Luft, ein geheimnisvolles
Raunen. Matsuo Taisuke hörte ein Schwirren über sich, und im
nächsten Moment befand er sich unvermittelt in einer völlig fremden
Umgebung.
von Brian Elliot, erschienen am 20.07.1976, Titelbild: Vicente Ballestar
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Der amerikanische Japanologe Professor Bartlett, sein bester Student und
angehender Schwiegersohn Mike Harris und seine Tochter Susan machen eine
Studienreise nach Japan, um das Geheimnis einer unheimlichen Legende zu
ergründen: Der Todesgarten des Shoguns Tokomado, der im 13. Jahrhundert
in Japan herrschte ist bei Tag eine leblose Steinwüste, die sich nachts
in einen wunderschönen aber tödlichen Garten mit einer Vielzahl
von Pflanzen und Tieren verwandeln soll. Schon bei ihrem ersten Besuch in
der Gesteinswüste spüren die drei Amerikaner, dass dem Garten etwas
Unheimliches anhaftet und sie riechen auch plötzlich Blumenduft innerhalb
der Steine. Der Garten hat Professor Bartlett so in seinen Bann geschlagen,
dass er nachts noch einmal an die Stelle fährt. Aus seinem Plan, den
Garten nur aus der Ferne zu betrachten, wird nichts, denn von den Gewächsen
geht eine unwiderstehliche Lockung aus und dann erscheint auch noch eine
wunderschöne Frau, die den Professor zu sich ruft. Im letzten Moment
kann Mike, Bartlett gefolgt ist, seinen Mentor retten. Das hält diesen
jedoch nicht davon ab, in der folgenden Nacht einen weiteren Besuch im
Steingarten zu machen. Diesmal hat sich der Professor jedoch geschützt:
er hat sich zwei silberne Gürtelschnallen anfertigen lassen, die mit
einem Bannspruch der weißen Magie und dem Zeichen der Sonnengöttin
Amaterasu verziert sind. Auf diese Weise kann er sich ungefährdet im
Garten bewegen, der nun auch nachts für ihn eine Steinlandschaft bleibt.
Als Mike dem Professor erneut folgt, besteht Susan darauf, mitzukommen. Für
die beiden jungen Leute zeigt sich der Garten in voller Pracht, doch der
Professor kann Mike durch Berühren in die Realität retten. Susan
jedoch ist vor einem hünenhaften Steinsamurai geflohen und kann von
den beiden Männern nicht mehr gefunden werden. Das Susan endgültig
verloren ist, wird klar, als man Reste ihres Skeletts und ihrer Kleidung
findet, die wie die Reste der anderen Opfer auf magische Weise an Orten
materialisieren, wo sie leicht gefunden werden. Mike Harris sucht
Unterstützung im nahe gelegenen Kloster Dojikage, wo er nach einer
Prüfung den Mönch Gichin Hayomara zur Seite gestellt bekommt.
Außerdem erfährt Mike vom Abt des Klosters, dass Tokomado Yamaguchi
nur vernichten kann, wenn man es schafft, bis zum Tempel des unheimlichen
Gartens vorzudringen, wo Murasaki Minamoto gefangen gehalten wird. Murasaki
wurde gegen ihren Willen mit Tokomado verheiratet und ist die Quelle seiner
Magie. Doch wenn ein Kämpfer sich bis zu ihr durchschlägt kann
sie sich gegen die schwarze Magie wehren und sich gegen Tokamado stellen.
Unter großen Qualen gelingt es Mike, zu Murasaki vorzudringen, Gichin
muss jedoch im Kampf gegen die Stein-Samurais sein Leben lassen. Murasaki
zwingt daraufhin Tokomado, in einem ehrlichen Kampf "Mann gegen Mann" gegen
Mike zu kämpfen. Dem gelingt es schließlich den teuflischen Samurai
zu köpfen, woraufhin der Garten seine tödliche Macht verliert.
Als Belohung für seinen Mut gibt Murasaki Susan das Leben
zurück.
Meinung:
Ich muss gestehen, dass ich diesen Roman eher als Pflichtlektüre angesehen
habe, weil mir Romane, die in Asien spielen, nicht so sehr liegen. Diesmal
wurde ich allerdings positiv überrascht, denn der Roman hat mir wirklich
gut gefallen. Er ist rasant und spannend, und ganz besonders die Schilderung
des Gartens weiß zu überzeugen. Dabei hat mir die Schilderung
des Gegensatzes Steingarten - Pflanzenparadies besonders gefallen, und vor
allem die Szene, als der Professor, Mike und Susan gleichzeitig im Garten
sind und der eine die Steine und die anderen an der gleichen Stelle den Garten
sehen, ist sehr unheimlich. Die Idee mit den Gürtelschnallen war auch
mal was ganz anderes als immer nur magische Kugeln, Dolche oder andere Waffen,
die man schon zu genüge kennt. In dem Zusammenhang finde ich es ganz
witzig, dass der Professor die Schnallen mit Travellerschecks in bar bezahlt
hat. Ich habe immer gedacht, es geht nur eines - entweder mit Scheck oder
in bar... Immerhin weist der Silberschmied seine Tochter dann ja auch sofort
an, mit dem Scheck zu Bank zu gehen und ihn einzulösen... ;o) Ich war
drauf und dran, diesem Roman 4 Kreuze zu geben, aber ich muss gestehen, dass
ich mich am Ende über das gezwungen und fast schon lächerlich wirkende
Happy End so sehr geärgert habe, dass ich nur noch drei gebe.
Besonderheit:
Ein Nachdruck dieses Romans erschien im Juni 2003 als Geister-Schocker
Band
5 unter dem Titel Der Horrorgarten des Samurais'.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt Mike Harris im Kampf gegen Tokomado. Im Hintergrund sieht
man den magischen Tempel und Murasaki. Ein Schelm, wer hier John Sinclair
erkennt
;o)
Coverbewertung: