Gespenster-Krimi Nr. 571: Tyrann aus der Tiefe

Gespenster-Krimi Nr. 571: Tyrann aus der Tiefe


Der Wind peitschte den Regen beinahe waagerecht über die Wasseroberfläche. Mit der Nacht waren die Wolken vom Meer her gekommen, eine schwarze brodelnde Front, die das bleiche Licht des Vollmonds verschluckte und eisige Regenschauer auf die Erde herabstürzen ließ. Der Böige, eiskalte Wind sorgte zusätzlich dafür, daß die Bewohner dieses Küstenlandstrichs vergaßen, daß nach dem Kalender eigentlich Hochsommer war, und selbst die Nächte warm sein sollten. Der See wirkte wie ein schwarzes, lichtschluckendes Loch. Und dicht unter der Oberfläche begann ein gewaltiger Schatten, das kleine Ruderboot zu umkreisen.


von Robert Craven, erschienen am 21.08.1984

Rezension von Andreas:


Kurzbeschreibung:
Nach dem Schiffbruch der LADY OF THE MIST machen sich Robert Craven und die überlebenden Besatzungsmitglieder auf den Weg nach London, wobei sie in das Städtchen Goldspie kommen. Wie sich im Laufe der Handlung herausstellt, wird dies von zwei Hexern beherrscht, die mehrmals versuchen Craven und die Matrosen zu töten. Außerdem lebt im nahe gelegenen See ein riesiges Monstrum, dem regelmäßig Opfer gebracht werden müssen. Auf der Flucht vor seinen Feinden lernt Robert Craven, das Mädchen Priscylla kennen und lieben.


Meinung:
Ein gut gelungener Nachfolger, auch wenn es "Der Tyrann aus der Tiefe" an Spannung nicht mit seinem Vorgänger aufnehmen kann. Zwei menschliche Hexer sind eben nicht so bedrohlich wie ein Großer Alter, trotz eines Seeungeheuers und des Craals, einem meist unsichtbaren Blutdämons. Vielleicht liegt es auch daran, daß der Reiz des Neuen etwas dahin ist...


Titelbild:
Julek Heller


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze
Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Auf dem Loch Shin - einem kleinen See nahe des schottischen Ortes Goldspie - treffen Jeff O'Banyon und Steve Cranton Vorbereitungen, um ein Ungeheuer, von dem behauptet wird, es würde darin leben, fotographisch abzulichten. Es kommt zu einer Katastrophe, bei der Cranton umkommt und O'Banyon im letzten Moment, aber geistig schwer zerrüttet entkommen kann. Einige Stunden später gelangen Robert Craven, Captain Bannermann, sowie die restlichen Überlebenden der LADY OF THE MIST (weitere fünf Mann) am Loch Shin an. Die Strapazen des Schiffsuntergangs und der damit verbundenen Konfrontation Yog-Sothoths steckt ihnen allen noch in den Knochen. Sie werden, als sie sich ausruhen wollen, von O'Banyon attackiert und finden, nachdem sie ihn überwältigt haben, eine abgetrennte Hand bei ihm. Gemeinsam schaffen sie den Tobenden nach Goldspie und überantworten ihn dem Polizeichef Donhill, der ihnen ihre Geschichte von einer gesunkenen Privatyacht, nicht so recht abnehmen will. Während die vollkommen erschöpften Männer Quartier in einem Hotel beziehen, wird ein mörderisches Komplott gegen sie geschmiedet, denn ein finstere Kräfte sehen sich durch ihr Ankommen gefährdet und man will sie - vor allem aber Robert - aus dem Weg schaffen. Nur knapp entgeht der Hexer einem Mordanschlag des ortsansässigen Ladenbesitzers Leyman, bei dem er sich neu einkleiden wollte. Dieser hetzt ihm das Craal, einen Blutdämon, auf den Hals, der die Witterung Cravens durch dessen Lebenssaft aufnahm. Zu Leymans Pech geht dies aber schief und stattdessen wird der Magier selber getötet und sein Laden geht in Flammen auf. Robert entkommt, warnt Bannerman und die anderen, kann aber nicht verhindern, dass einer der Seemänner vom Craal getötet wird. Gemeinsam versuchen sie aus dem Hotel und dann aus dem Ort zu entkommen, als sich herausstellt, dass auch Donhill ein Magier ist, der mit Leyman zusammenarbeitete und das Dorf gewissermassen unter seine Kontrolle gebracht hat. Die Gruppe teilt sich auf und Robert und Bannerman werden von einer verhüllten Gestalt in einen geheimen Hinterraum eines Hauses geführt. Die verhüllte Gestalt erweist sich als junges (blutjunges?) Mädchen namens Priscylla, die seit einiger Zeit verzweifelt versucht aus Goldspie zu entkommen. Sie erklärt sich bereit Bannerman und Robert zu unterstützen, wenn diese sie nach London mitnehmen. Doch sie spielt nicht offen, denn sie weiss sehr wohl, dass Bannermans Männer mittlerweile gefangengenommen wurden und dem Ungeheuer Loch Shins geopfert werden sollen. Bannerman will dies auf jeden Fall verhindern und auch Robert erklärt sich (wenn auch widerwillig) bereit zu helfen. Inzwischen trifft O'Banyon, der wieder einigermassen zu Sinnen gekommen ist, auf den Geist von Roderick Andara, der ihm die Flucht aus Donhills Gefängnis ermöglicht und ihn bittet Robert davor zu warnen, dass es in Goldspie noch einen dritten Magier gibt. O'Banyon erklärt sich bereit und trifft am Strand auf die Dorfbewohner, angeführt von Donhill, die gefangenen Seemänner, Bannerman, Priscylla und Robert, die mittlerweile auch gefangen wurden. Donhill will seine Gefangenen dem Ungeheuer opfern, doch O'Banyon erschiesst den Polizeichef, woraufhin er selber von dessen Anhängern tödlich verwundet wird. Während Bannerman Robert deckt und mit einer erbeuteten Waffe die Finsterlinge vertreibt, berichtet der Sterbende dem Hexer, dass es noch einen dritten Hexer gibt, vor dem er sich in acht nehmen soll. Robert kann mit dieser Warnung nicht viel annehmen, auch wenn er sie ernst nimmt und beschliesst Goldspie, gemeinsam mit Priscylla, den Rücken zuzukehren. London wartet! Und damit auch der geheimnisvolle Howard, von dem sein Vater berichtete.


Meinung:
And the adventure goes on... Nach dem fulminanten Auftakt der Hexer-Saga im GK Nr. 567 führt Hohlbein die epische Geschichte Robert Cravens geschickt und spannend weiter. Die Erlebnisse in Goldspie flachen natürlich im Verhältnis zu dem Kampf auf See gegen einen wahrhaftigen GROSSEN ALTEN etwas ab, aber die Story ist atmosphärisch erzählt und weist einige Wendungen auf, die es unvorhersehbar machen, was als nächstes geschieht. Das Craal finde ich persönlich sehr gut, und die Idee es wie einen Bluthund sein Opfer "erschnüffeln" zu können kommt gut rüber, vor allem wenn man bedenkt, dass der Magier Leyman nur umkommt, weil ein Tropfen von Roberts Blut auf seiner Wange landete. Eindrucksvoll empfinde ich auch die Szene in der Robert das Craal mit Hilfe seines magischen Erbes vernichtet und wo zum ersten Mal klar wird, dass dieses Erbe alles andere als ein Segen ist, sondern viel mehr die Ausweitung des Fluches, den Roderick Andara auf seinen Sohn übertrug, und das Robert vor diesen immensen Kräften, die jetzt so langsam in seinem Inneren erwachen, fast genauso viel Angst hat, wie vor jenen Geschöpfen, die ihn jagen, erscheint mir ein herausragender Schachzug des Autors. Robert Craven einfach magische Kräfte zu verleihen, die er völlig unproblematisch anwendet, wenn es brenzlig wird, hätte auch nicht so recht in das Format dieser Romane gepasst. Also Hochachtung. Natürlich wird sich der dritte - hier noch ungenannte - Magier für Robert Craven als Fallstrick und grosses Problem erweisen. Und man darf gespannt sein, wie die Geschichte um Robert weitergeht.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Priscylla.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover will mir nur bedingt gefallen. Vom Zeichenstil ist es ausgezeichnet, gar keine Frage, aber trotzdem erscheint dieses Ungeheuer mir so gar nichts mit dem schrecklichen Vieh gemein zu haben, wie Hohlbein es im Roman beschreibt. Aber dennoch: Guter Stil = gute Note!


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Robert Craven befindet sich nach der Flucht vor Yog-Sothoth, der die LADY OF THE MIST zerstört hat, noch immer in Begleitung von Captain Bannerman und den letzten fünf überlebenden Matrosen, als die kleine Gruppe auf ihrem Weg nach London den kleinen Ort Goldspie erreicht, der am Loch Shin liegt. Am Ortsrand treffen sie auf einen scheinbar geistig verwirrten Mann, der Craven und seine Begleiter für Mörder hält und aus dessen Tasche eine abgetrennte Hand fällt. Sie liefern den Mann, O'Banyon, beim Polizeirevier ab, dann machen sich Bannermann und seine Matrosen auf den Weg zum Hotel, während Robert Craven etwas Geld und einen neuen Anzug besorgen will. Im Laden eines gewissen Leyman wird Robert dann von einem unsichtbaren Wesen angegriffen, das - da er sich leicht verletzt hat - durch sein Blut immer wieder seine Spur aufnehmen kann. Dieser Blutdämon, das Craal, wurde von Leyman auf den Hexer gehetzt, doch der Ladenbesitzer stirbt selbst, da er einen Tropfen von Roberts Blut abbekommen hat. Craven kann fliehen, doch der Laden geht in Flammen auf. Im Hotel versucht Robert, Bannermann und seine Leute zu überzeugen, dass sie fliehen müssen, doch da taucht das Craal erneut auf und tötet einen der Matrosen. Dann erscheint Polizeichef Donhill mit einem aufgebrachten Mob und will Robert und seine Freunde für den Mord an Leyman anklagen. Auf der Flucht vor der Menge wird noch einer der Matrosen erschossen und von den restlichen dreien trennen sich Robert und Bannermann. Dann werden sie von einer vermummten Gestalt gerettet, die sich als die junge Priscilla vorstellt und Robert und Bannermann helfen will, aus Goldspie zu entkommen, wenn sie als Gegenleistung mitkommen darf. Priscilla erklärt, dass der verstorbene Leyman und Polizeichef Dunhill Hexer sind, die einem im Loch Shin lebenden Ungeheuer regelmäßig Opfer darbringen müssen. Die neuesten Opfer des Ungeheuers sollen die drei anderen Matrosen sein - der Preis für Roberts und Bannermanns Flucht, weil bei der Opferung das ganze Dorf anwesend sein muss. Das wollen Bannermann und Robert nicht hinnehmen und versuchen, die drei Matrosen zu befreien. Dabei geraten sie kurzzeitig in die Gewalt der Dörfler, doch dann wird Dunhill erschossen - von O'Banyon, der vom Geist Roderick Andaras aus dem Gefängnis befreit wurde und eine Botschaft für Robert hat: Goldspie war eine weitere Falle für Andara, und neben Leyman und Dunhill gibt es noch einen dritten, noch lebenden, Hexer, dessen Identität nicht bekannt ist und vor dem sich Robert in acht nehmen soll. Doch vorerst bleibt der Plan bestehen, nach London zu reisen, um den unbekannten Howard kennen zu lernen.


Meinung:
Der zweite Hexer-Roman schließt (fast) nahtlos an den ersten an und führt die Handlung um Robert Craven spannend weiter. Die beklemmende Atmosphäre des ersten Bandes wird hier nicht mehr geschaffen, aber trotzdem ist der Roman durchweg spannend und gruselig, was besonders an dem Craal liegt, der nur zeitweise in seiner wahren Gestalt als Tentakelwesen zu erkennen ist. Das Gefühl einer unsichtbaren Bedrohung wurde hier gut vermittelt, und die Idee, Leyman durch sein eigenes Werkzeug töten zu lassen, ein toller Schachzug. Auch die Szene, als Robert in der Umkleidekabine mit dem Geist seines Vaters spricht, war toll geschildert. Nun muss man sehen, wie es weitergeht, denn noch lebt das Monster von Loch Shin und die Identität des dritten Hexers ist noch ungelüftet, genauso wie die der geheimnisvollen Stimme, die den Hexern von Goldspie überhaupt ihre Macht gegeben hat…


Besonderheit:
Zweiter Hexer-Roman.
Erster Auftritt von Priscilla.
Dieser Roman wurde von Wolfgang Hohlbein geschrieben.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Bild ist sehr gut gezeichnet und das Ungeheuer wird im Roman auch so beschrieben.


Coverbewertung:
5 Kreuze