Gespenster-Krimi Nr. 579: Das Haus am Ende der Zeit

Gespenster-Krimi Nr. 579: Das Haus am Ende der Zeit


Von außen hatte das Haus nur groß und finster ausgesehen; vielleicht ein ganz kleines bißchen düster, wie es die Art alter, einsam stehender Herrenhäuser nun einmal ist; mit einer Spur von Bedrohung und dem leichten Hauch des Unheimlichen, der von seinen von den Jahrzehnten geschwärzten Mauern ausging. Aber trotz allem nicht mehr, als eben ein Haus, das seit einem Menschenalter vergessen und seit zweien verlassen hier mitten im Wald stand. Das war das Äußere gewesen. Innen war es unheimlich. Unheimlich und - gefährlich.


von Robert Craven, erschienen am 16.10.1984

Rezension von Andreas:


Kurzbeschreibung:
Auf dem Weg zur Küste, wo das Wrack der LADY OF THE MIST liegt, haben Robert Craven, Howard und Rowlf einen Unfall mit der Kutsche; sie wollen Roderick Andaras Bücherkiste bergen. Ein vorkommender Reiter mit dem Namen Lennon Boldwinn bietet ihnen an in seinem Haus zu übernachten. Boldwinn erweist sich als merkwürdiger und unheimlicher Zeitgenosse mit einer großen Bibliothek an Büchern über Okkultismus. Im Laufe des Geschehens erweist sich Boldwinn als Untoter und sein Haus als Zeitfalle. Es kommt zum Duell zwischen Craven und einen Großen Alten der "niederen" Stufe.


Meinung:
Ein interessanter Roman über die Ursprungswelt und das Wesen eines Großen Alten. Die Atmosphäre des Hauses und seiner Bewohner, gewürzt mit einer guten Prise Spinnenhorror sind ebenfalls sehr gut geschrieben.


Titelbild:
Dave Pether


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze
Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Jenny Boldwinn und Charles Carradine brennen miteinander durch, um, weit entfernt von ihren verfeindeten Vätern, zu heiraten. Sie gelangen in ein altes, unheimliches Haus, welches seit Jahrzehnten leersteht und wollen darin die Nacht verbringen, ehe sie am nächsten Tag weiterziehen. Doch es kommt anders. Etwas Uraltes, sehr Böses und außergewöhnlich Mächtiges lebt in diesen Haus und es nimmt Besitz von den beiden Liebenden. Ebenso, wie von ihren Vätern, die wenige Stunden später das Haus erreichen und sich umsehen. Inzwischen haben Robert Craven, H. P. Lovecraft und der treue Diener Rowlf einige Probleme nach Schottland zu reisen, wo sie aus dem Wrack der LADY OF THE MIST die Truhe Roderick Andaras bergen wollen. Eines ihrer Pferde lahmt mitten in einem düsteren Waldgebiet, weit entfernt von der nächsten Ortschaft. Plötzlich erscheint ein Reiter, der ihre missliche Lage erkennt und sie freundlich auffordert die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Entgegen aller instinktiver Abneigung vor dem merkwürdigen Zeitgenossen willigen die drei Reisenden ein und landen in dem oben bereits beschriebenen Haus. Robert fühlt sich in dem bedrohlich wirkenden Bau sehr unwohl und er hat einige sehr unschöne Visionen davon, doch das hindert ihn und seine beiden Gefährten nicht daran, sich mit ihrem Gastgeber - er nennt sich selber Boldwinn - an einen Tisch zu setzen und ein opulentes Mahl zu verzehren. Kaum sind die letzten Bissen jedoch getan, offenbart Boldwinn den Männern, dass er sehr wohl über ihre wahre Identität und Mission bescheid weiss und dass sie sich bereits in der Gewalt feindlicher Mächte befinden. Als die Situation eskaliert zeigt sich, dass Boldwinn, der eigentlich Jennys Vater ist, in Wirklichkeit schon tot ist und er zerfällt binnen Sekundenbruchteilen vor Robert und den anderen. Eine Flucht scheint fast aussichtslos, denn das Haus bricht förmlich auseinander und als sie endlich ins Freie gelangen, müssen Robert, Howard und Rowlf erkennen, dass sie sich offensichtlich 100 bis 200 Millionen Jahre in der Vergangenheit befinden. Kann ihnen ein Entkommen aus dieser Zeitfalle gelingen?


Meinung:
Man also ehrlich! Ich habe die Hexer-Romane schon vor über 20 Jahren gut gefunden, und da war ich gerade mal 13 oder 14. Aber heute, bei nochmaliger Lektüre fällt mir auf, wie genial die Stories doch eigentlich sind. Wolfgang Hohlbein führt die Geschichte um Robert Craven nicht nur einfach gradlinig weiter sondern weitet sie sogar, verschachtelt nach allen Seiten hin, noch aus. Bemerkenswert ist - wie so oft bei ihm - dass eine Story zwar ziemlich unheimlich und bedrohlich beginnt, aber zum Ende hin unglaubliche Ausmaße annimmt und dabei fast jeden Rahmen sprengt. Robert und seine Freunde landen, geleitet durch die Macht der GROSSEN ALTEN in einer fast 1 Milliarde Jahre zurückliegenden Vergangenheit, und dass alles beginnt eigentlich als durchaus gelungener Schauerroman, in dem es um das Betreten eines unheimlichen Hauses geht. Die Schilderungen von Jennys Gefangenschaft bei dem niederrangigen GROSSEN ALTEN und auch die Szenen in den Boldwinn seine Tochter im Haus sucht, jagen schon so manchen Schauer über den Rücken. Wirklich gelungen! Wieder einmal ein Meisterwerk, dass den Storybogen weiterführt, mit beeindruckenden Formulierungen und einem atmosphärischem Szenario aufwartet. Volle Punktzahl!!!


Besonderheiten:
Robert Craven vernichtet einen niederrangigen GROSSEN ALTEN.
Robert erhält das Stigma des Fluches (die schlohweisse, gezackt verlaufende Strähne im Haar!)


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ja, das Cover passt sehr gut in die Szene, in welcher Jenny versucht dem Haus und dem darin wohnenden Schrecken zu entkommen. Zeichnerisch und stilistisch ist nichts daran auszusetzen.


Coverbewertung:
4 Kreuze
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Robert Craven, Howard Phillips Lovecraft und Rowlf machen sich auf den Weg zum Wrack der LADY OF THE MIST (s. Gespenster-Krimi 567 ‚Als der Meister starb') um die wertvollen Bücher von Roderick Andara zu bergen, nachdem Priscylla von Dr. Gray an einen unbekannten Ort gebracht wurde, wo so vom Hexenkeim befreit werden soll. Unterwegs müssen die drei wegen eines lahmenden Pferdes eine Rast machen und werden von dem geheimnisvollen und exzentrischen Mr. Boldwinn eingeladen, die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Schon beim Eintreten in das alte Gemäuer hat Robert ein beklemmendes Gefühl und kurz darauf Visionen, in denen das gepflegte Innere wie eine Ruine scheint. Schließlich offenbart Boldwinn, dass er genau weiß, wer die drei Freunde sind und dass er den Auftrag hat, sie in seinem Haus aufzuhalten, bis andere Mächte die Bücher aus dem Wrack der LADY geborgen haben. Rowlf kann Boldwinn zwar überwältigen, doch der zerfällt zu Staub, da er schon lange tot war. Das Haus entpuppt sich nun als gigantische Falle und reißt die Freunde in einen Abgrund der Zeit in eine Vergangenheit der Erde, die Millionen von Jahren zurückliegt und in der die GROSSEN ALTEN noch über den Planeten herrschten. Denn durch die Beschwörung Yog-Sothoths haben die Hexer von Salem den GROSSEN ALTEN die Möglichkeit gegeben, einen Tunnel durch die Zeiten zu schaffen und so auf die Erde der Gegenwart zu gelangen. Noch ist dieser Tunnel nicht vollständig geöffnet, doch durch die Menschenopfer von Boldwinn und Carradine, der sich als Boldwinns Diener ausgegeben hat, sowie Carradines Sohn Charles wurde dieser Tunnel ein Stück weit geöffnet. Ein weiteres Opfer befindet sich noch im Haus, Jenny, die Geliebte von Charles, doch sie hat ihr Leben noch nicht gegeben und Robert sieht in Visionen, dass sie von einem GROSSEN ALTEN angegriffen wird. Da öffnet sich ein Tor in die Welt der ALTEN und Robert bekommt die Chance, das Wesen, das Jenny bedroht, anzugreifen. Mit seinem Stockdegen stößt er dem Ungeheuer in sein Auge und kann es töten, wird zuvor allerdings noch von einem Tentakel der Bestie an der Stirn verletzt. Die Zeitfalle wird dadurch deaktiviert und das Haus wieder in die Gegenwart versetzt. Doch Jenny bleibt in der Welt der GROSSEN ALTEN verschollen.


Meinung:
Ein toller Roman, der wie ein klassischer Gruselroman beginnt, als Jenny und Charles das alte Haus betreten. Die Atmosphäre dieses Gemäuers hat Wolfgang Hohlbein gut beschrieben, doch das reicht in einer Serie wie dem Hexer natürlich nicht. Das Haus ist nicht einfach von Spukgestalten bewohnt, sondern reißt die Protagonisten in die Vergangenheit, was am Beispiel des sich rasant verändernden Waldes eindringlich und auch spannend geschildert wird. Dabei stellt sich übrigens heraus, dass Rowlf in angespannten Situationen durchaus in der Lage ist, vernünftig zu sprechen. Dass die weiße Haarsträhne eine Folge der Verletzung durch den GROSSEN ALTEN ist, hat mich etwas verwundert, da sie im Roman ‚Als der Meister starb' (Gespenster-Krimi Band 567) noch als "Stigma der Macht" bezeichnet wurde. Da hat Andara auch zu Robert gesagt, dass er dieses Stigma auch bald tragen werde und müsste dann ja auch schon gewusst haben, dass Robert in naher Zukunft einen der finsteren Götter töten wird.


Besonderheit:
Vierter Hexer-Roman.
Robert Craven tötet einen GROSSEN ALTEN und zieht sich beim Kampf das gleiche Stigma wie sein Vater zu - die weiße gezackte Haarsträhne.
Dieser Roman wurde von Wolfgang Hohlbein geschrieben.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Bild gefällt mir sehr gut und könnte die Szene darstellen, in der Jenny kurzzeitig dem Haus entflieht, bevor Zombie-Charles sie zurückholt. Total daneben ist allerdings der Untertitel, der mit dem Roman nichts zu tun hat und das Bild eher verschandelt. Stattdessen hätte man den Titel besser etwas tiefer setzen können.


Coverbewertung:
4 Kreuze