Gordon Black Nr. 4: Der Monstermacher
Ron Kelly Nr. 4: Gordon Black Nr. 04: Der Monstermacher


Der Hunger wühlte wie Feuer und Schwefel in seinen Eingeweiden. Und die näherkommenden Schritte weckten seine Gier. Er roch es schon - das Fleisch, das dort durch die Nacht kam. Langsam richtete er sich hinter dem Baum auf. Es war ein Mädchen, es eilte mit leichtem Schritt vom Dorf herüber. Er zögerte. Irgendwo war etwas, das ihn spüren ließ, dass er wieder Böses plante. Sein innerer Dämon ließ ihn den Hunger doppelt schmerzhaft spüren und trieb ihn hinter dem Baum hervor und hinaus auf den Pfad, wo das Mädchen grauenvoll zu schreien begann...


von Wolfgang Rahn, erschienen 1982

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Professor Ruskin und sein Assistent Albie wollen in Wales, nahe dem Ort Hillbroke, einen Studienfreund des Veterinärs Ruskin besuchen, der seit geraumer Zeit, wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Unterwegs verlieren die beiden Männer im Unwetter die Orientierung. Sie finden bei der Familie Keever Zuflucht, die in Furcht vor einem schrecklichen Ungetüm lebt. In der Nacht vernehmen Ruskin und Albie aus dem Haus ein schreckliches Stöhnen. Sie finden in einer verschlossenen Kammer ein schreckliches Wesen: Die Tochter der Keevers, die dem Monster zum Opfer fiel und auf gräuliche Art und Weise verstümmelt wurde. Albie flieht vor Angst und Grauen aus dem Haus der Keevers. Am nächsten Tag finden Ruskin und die Keevers den Mann zerfleischt in den Feldern um Hillbroke. Der Sohn der Keevers führt Ruskin zu der Villa seines Freundes Professor Pratter, wo er eine schmerzhafte Begegnung mit der Handkante von Hanako Kamara macht. Die zierliche Halbjapanerin und ihr Chef Gordon Black, wurden von der walisischen Regierung angefordert, um den Monsterterror zu stoppen. Doch das Ungeheuer wächst und sein Appetit ist schier grenzenlos …


Meinung:
Band 4 verlässt die in den ersten drei Romanen eingetretenen Pfade und überrascht dadurch, dass die Geschichte erstmals nicht auf einer Gräueltat aus der Vergangenheit basiert. Trotz der Namensgleichheit des Titels hat der Roman nichts mit dem Macabros-Erstling gemein, wenngleich der Plot schon an den Stil von Dan Shocker erinnert. Gordon Black verschlägt es dieses Mal in die malerische Kulisse eines walisischen Dorfes, und obwohl die Bezeichnung Monstermacher auf mehrere Ungeheuer schließen lässt, treibt nur eines sein Unwesen. Das allerdings hat es in sich, denn die Morden werden ungewöhnlich brutal geschildert, vor allem, wenn man über eine lebhafte und bildliche Fantasie verfügt. Die Handlung beginnt recht gewöhnlich für einen Gruselroman und entwickelt sich nach und nach zu einer beklemmenden Monsterjagd, die vor allem dadurch spannend bleibt, dass niemand sagen kann, wie das Ungeheuer aussieht oder wer da letztlich sein Unwesen treibt. Der versierte Leser hingegen zieht seine eigenen Schlüsse und man muss kein Sherlock Holmes sein, um die richtige Lösung schnell zu erraten. Freunde von Hanako Kamara kommen jedenfalls voll auf ihre Kosten, denn die Halbjapanerin steht dieses Mal ganz und gar nicht im Schatten ihres Brötchengebers und darf des öfteren zeigen, was in ihr steckt. Vor allem der Kampf gegen den grobschlächtigen Metzger ist sehr eindrucksvoll zu Papier gebracht worden. Sehr gruselig und atmosphärisch ist die Szene in der Gordon Black und seine Freundin das Labor des Monstermachers und seine obskuren Züchtungen entdecken. Zum Ende hin büßt der Roman leider viel an Spannung und Atmosphäre ein, denn das Monster wirkt in der Beschreibung doch ein wenig unfreiwillig komisch. Spätestens als es sich ein Zirkuszelt stiehlt, um sich vor der Kälte zu schützen, hat der Trashfaktor seinen Höhepunkt erreicht. Glaubt der Leser, dass sich der Held dieses Mal etwas Besonderes ausdenken muss, um den Bösewicht zu vernichten, so wird er bitter enttäuscht, denn auch dieses Mal wird die Dämonenpeitsche zur Deus ex machina. Bleibt zu hoffen, dass Nocturna Entertainment bei der Vertonung etwas Eigenständigkeit und die Frechheit besitzt, von der Vorlage abzuweichen. Die drei Fans der Serie werden es den Machern nachsehen. Sprachlich bewegt sich der Roman auf einem unterhaltsamen Heftromanniveau, wer hier also nicht zuviel erwartet kann sich kurzweilig unterhalten. Auffallend ist, dass zunächst erwähnt wird, dass Black eigentlich Anwalt ist, später wird allerdings nur in der Funktion des Detektivs von ihm gesprochen.
Fazit: Stimmungsvoller 80er-Jahre-Horror mit unbefriedigendem Finale. Zum Ende gehen dem Autor die Ideen aus. Nichtsdestotrotz verquickt der Schreiber gekonnt Krimi- und Horrorelemente zu einem unterhaltsamen Potpourri.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Wenig ansprechend und ganz im Stil der frühen Horror-Heftromane gehalten. Rückblickend jedoch passend zum Inhalt.


Coverbewertung:
1 Kreuz
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Motiv vom Titelbild dieses Gordon Black-Romans wurde auch noch auf dem Silber-Grusel-Krimi Nr. 426 verwendet:

Silber-Grusel-Krimi Nr. 426: Das tätowierte Gesicht