Gordon Black Nr. 6: Im Kabinett des Teufels
Düster und drohend ragten die uralten Bäume an der Chaussee in
den Nachthimmel. Zerrissenes Gewölk jagte vor dem Mond dahin und
erdrückte das silbrige Licht, dass sich für Augenblicke über
das Land ergoss. "Jetzt!" wisperte Paddie Mulligan. "Er kommt! Hören
Sie ihn?" Sein Kopf auf dem mageren faltigen Hals ruckte aus dem hochgestellten
Mantelkragen, sein Gesicht wandte sich der Chaussee zu. "Hoffentlich", sagte
Gordon Black. "Ich hole mir nicht gern für nichts und wieder nichts
noch mal einen kalten Hintern!"
von Horst W. Hübner, erschienen 1982
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Gordon Black wird von dem pensionierten Anwalt Todd Lovelock, einem Jugendfreund
seines Vaters, nach England gebeten, wo eine Geisterkutsche ihr Unwesen treibt.
Seit ihrem ersten Auftauchen sind insgesamt elf Menschen spurlos verschwunden.
Jetzt schlägt sich Gordon Black mit Lovelocks Faktotum Paddie Mulligan
bereits die zweite Nacht auf der alten Landstraße zwischen Langloan
und Fenwick um die Ohren. Tatsächlich erscheint die Geisterkutsche,
gelenkt von einem Kopflosen. Black kann den Angriff des Dämons abwehren
und sieht für einige Sekunden den unheimlichen Fahrgast, denn es ist
niemand anderes als der Teufel persönlich. Auf dem Rückweg nach
Langloan werden Black und Mulligan von mächtigen Wächterdämonen
angegriffen. Währenddessen hält seine Partnerin Hanako Kamara in
Langloan die Stellung, wo sie die Einwohner nach dem Phänomen befragt.
Doch die aparte Japanerin ist nicht vorsichtig genug und wird von einer
Satansbeterin überwältig. Und auf dem nahegelegenen Schloss Chadwell
Castle scheint es neuerdings ebenfalls zu spuken. Das Bildnis des grausamen
Ritters Sir John of Chadwell ist zum Leben erwacht. Einst schloss er einen
Pakt mit dem Satan und betrog den Höllenfürsten um seinen Lohn.
Nun fordert der Teufel seinen Tribut und ist bereit die Seele von Sir Francis
Chadwell, dem Sohn von Lady Sarah, an sich zu reißen
Meinung:
Dieser Roman verschlägt den New Yorker Anwalt und Geisterjäger
erneut in das klassische Land des Gruselns, nach England. Auch die schaurige
Geisterkutsche ist kein unbekanntes Phänomen und jeder
Horror-Heftroman-Recke, der etwas auf sich hält bekommt es wenigstens
einmal in seiner Laufbahn mit so einem Gefährt zu tun. Dass es Black
allerdings gleich mit dem Satan höchstpersönlich zu tun bekommt,
entbehrt nicht eines gewissen Reizes, obwohl der Widersacher Gottes im
Handlungsverlauf nicht unbedingt ein Ausbund an Macht darstellt. Die Szenen
auf Schloss Chadwell sind schon recht stimmungsvoll, aber leider auch sehr
langatmig ausgefallen. Am eindringlichsten ist wohl die Entführung von
Tessa Keeler, auch wenn man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass
diese lediglich wegen dem Titelbild in den Roman mit eingebaut wurde. Sehr
dramatisch und fast schon satirisch angehaucht ist Gordons Kampf gegen den
Satan im Gasthaus, wo Hanako dem Fürsten der Finsternis geopfert werden
soll. Bewundert werden muss außerdem der Einfallsreichtum der
Protagonisten, die mit allerlei Hokuspokus gegen die Mächte des Bösen
antreten. Black scheint ein wandelndes Lexikon in Sachen Okkultismus und
Aberglauben zu sein und all das was er weiß, zeigt sogar phänomenalen
Erfolg, selbst gegen den mächtigsten Dämon der Hölle. So ganz
nachvollziehbar ist Gordon Blacks Wut auf Todd Lovelock allerdings nicht
und das Ende kommt so abrupt und überhastet, dass dem Autor vermutlich
die Seiten ausgegangen sind. Auf die Geisterkutsche wird im Finale jedenfalls
nichts mehr eingegangen und der Leser erfährt leider auch nicht mehr,
welche Rolle die Geisterkutsche und ihr kopfloser Führer
spielten.
Fazit: Kurzweiliger Gruselroman mit originellem Hintergrund. Mit allerlei
magischen Spielereien und einem überdurchschnittlichen Wissen über
Aberglaube und Hexerei rückt Gordon Black dem Satan zu Leibe. Leider
sind dem Autor zum Ende hin die Seiten ausgegangen. So fehlt der Geschichte
ein schlüssiges Ende.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Künstlerisch solide Dutzendware, wie sie typisch für die Heftromane
der 70er und 80er Jahre ist. Ein debil glotzender Dämon bringt die
hübsche Blondine in arge Bedrängnis.
Coverbewertung: