Grusel-Schocker Nr. 58: Die mordenden Bilder

Grusel-Schocker Nr. 58: Die mordenden Bilder


"Töte ihn!", kreischte Brian Black wie von Sinnen. "Töte Tony Ballard!" Der Knochenmann holte zum nächsten Streich aus. Ich warf mich ihm entgegen, griff mit beiden Händen nach dem Sensenstiel, versuchte dem Tod seine Waffe zu entreißen, während Black sein Wahnsinnsgeschöpf mit kreischenden Schreien fortwährend anfeuerte. Das Monster verfügte über die Kraft der Hölle. Ich war ihm nicht gewachsen. Trotzdem kämpfte ich erbittert um den Sieg. Brian Black hetzte das Scheusal unermüdlich auf mich. Zuerst wich ich vor dem Dämon zurück. Aber dann stieß ich gegen die Wand. "Ja!", schrie Brian Black begeistert. "Ja. Jetzt hast du ihn! Nimm ihm das Leben! Mach Schluss mit Tony Ballard!" In diesen schrecklichen Sekunden schoss mir noch einmal durch den Kopf, wie dieses grausige Abenteuer begonnen hatte...


von A.F. Morland, erschienen am 21.11.2000, Titelbild: Bettina Vormstein
Dieser Roman erschien erstmals am 14.12.1976 als GK Band 170

Rezension von
Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
In New York nimmt ein dämonischer Plan seinen Lauf. Der Sohn des Milliardärs M. G. Black - Brian Black - will zunächst dafür sorgen, daß all diejenigen, die, die Erben des zu erwartenden Vermögens sind, aus dem Weg geräumt werden. Als Oberhaupt eines schwarzmagischen Zirkels gelingt es ihm dämonische Kräfte dafür einzusetzen und er manipuliert ein von ihm geschaffenes Bild von Gevatter Tod. Brian Black kann den darauf Abgebildeten magisch beleben, unter seine Befehlsgewalt stellen und dann Dias von ihm erschaffen, die er - irgendwie - bei seinem Cousin Barry Gibbson, seiner Schwester Elma und seiner jungen Stiefmutter Nora unterbringt. Gibbson, ein hoffnungsloser Spieler, fällt dem skelettierten Dämon, der bedingungslos alle Befehle Brians erfüllt, als erstes zum Opfer. Während einer kleinen Party, bei der Gibbons seine Dias vorführt (aufgrund einer magischen Beeinflussung?) löst sich Gevatter Tod und bringt Barry um. Anwesende Freunde sehen davon nichts und denken Gibbson wäre an einem Herzinfarkt oder dergleichen gestorben. Frank Esslin, der zu diesem Zeitpunkt mit Elma Black liiert ist, bittet Tony Ballard um Hilfe und der Londoner Privatdetektiv läßt eine Reise auf die Bahamas sofort sausen und jettet mit Mr. Silver in den Big Apple. Hier gelingt es schnell - mittels Tonys Spürnase und Silvers übernatürlicher Fähigkeiten - die Spur aufzunehmen und herauszufinden, daß Brian Black hinter dem rätselhaften Tod von Barry Gibbson steckt. Leider können die beiden Dämonenjäger das Dia-Abbild von Gevatter Tod nicht daran hindern, Nora Black - die untreue Ehefrau des Milliardärs - zu töten, während sie sich (durch magische Beeinflussung dazu bewegt?) Dias anschaut. Zwar kann Silver die schwarzmagischen Dias von Nora Black und Barry Gibbson vernichten, doch wie sollen sie gegen einen Gegner kämpfen, den offensichtlich nur die Haupterben des Vermögens sehen können? Tony hat einen verwegenen Plan! Er läßt sich kurzerhand von M. G. Black adoptieren.


Meinung:
Das Problem mit mittelmäßigen Romanen ist, daß es zwischen langweiligen oder blödsinnigen Passagen immer wieder mal brauchbare oder sogar gute Sequenzen gibt. So ist es auch bei diesem Roman, den man - insgesamt gesehen - wirklich nur durchschnittlich bezeichnen kann. Gut finde ich die umfangreiche Charakterisierung von Brian und Nora Black, schlecht dagegen die übermäßig lange Nebenhandlung um Barry Gibbson, sein Spielerpech bzw...-glück, seinen Ärger mit dem Kredithai Enzo Muratti (der in dieser Geschichte überhaupt nicht vorkommt). Gut finde ich Mr. Silvers Einsatz, der seine Überlegenheit voll ausspielen kann (man merkt, daß A. F. Morland das knappe Jahr Pause nutzte, um dem Ex-Dämon ein bißchen mehr Schliff zu verpassen und seine Fähigkeiten, bzw. Grenzen etwas deutlicher hervorzuheben), schlecht fand ich jedoch das Frank Esslin mal wieder sehr banal und blaß daherkommt. Für mehr, um als besorgter Freund von Elma Black aufzutreten, reichte es hier wahrhaftig nicht. Gut (eigentlich sogar sehr gut) fand ich die Szenen in denen Barry Gibbson und Nora Black versuchen, voller Todesangst vor dem Skelett zu entkommen und von ihren Freunden oder Anwesenden für verrückt gehalten werden, weil die Gevatter Tod nicht wahrnehmen können, als schlecht empfand ich die Auflösung, daß Tony sich von M. G. Black adoptieren lassen muß, um erfolgreich gegen den Dämon ankämpfen zu können. Mein Vater war Standesbeamter (zwar in Deutschland, aber trotzdem!), und aus diesem Grunde kann ich mir einfach nicht vorstellen, daß eine Adoption so schnell und problemlos abläuft, selbst für einen Milliardär wie M. G. Black. Na ja, egal. Dieser Roman hält die absolute Waage, wartet mit einigen guten und einigen schlechten oder belanglosen Dingen auf, weswegen ich ihn auch absolut mittelprächtig bewerten werde. Trotzdem: Ein zwei Dinge noch: Witzig fand ich die Beschreibung von Barry Gibbsons Haar. Seite 7: "Sein dunkles, sehr kurz geschnittenes Haar war grob wie eine alte Sofafüllung." ;-)) Dann war sein Sofa wahrscheinlich so kahl und glatt wie meine Platte (upps, jetzt habe ich wohl zu viel von mir verraten, was?). Und als zweites: Bemerkenswert ist wieder einmal der Alkoholkonsum unseres lieben Dämonenhasser, der ja, nach eigenen Aussagen, kaum als Säufer zu bezeichnen ist. Seite 6: Tony schildert seinen Freunden, was er in Porlock (siehe GS Nr. 55 "Duell mit dem Satan") erlebt hat. "Als meine Story zu Ende war, hatte ich den ...vierten... Scotch getrunken." Ich erwähne es noch einmal. Zu den Kostverächtern in Sachen Spirituosen gehöre ich wahrlich nicht (mein Lieblingsdrink ist der Highball), doch so häufig, wie Tony schaue ich wirklich nicht ins Glas. Wenn ich mich mit meinen Freunden - am hellichten Tag auch noch - unterhalte, verkonsumiere ich höchstens mal 'ne Cola oder einen Saft. So oft, wie Tony sich Einen genehmigt, muß man sich wirklich langsam Sorgen machen, finde ich, denn auf den nächsten Seiten des Romans, kommt noch einiges dazu. Und die Oberhärte ist: Er lutscht während er den Scotch runterkippt auch noch seine Lakritzebonbons. Brrrrrrrr! PS: Noch ein letztes Wort! Der Roman erinnert kolossal an Band 4 der Tony Ballard-Serie "Anruf aus der Hölle".


Besonderheiten:

Tony Ballard wird kurzzeitig vom Milliardär M. G. Black adoptiert (hoffentlich spricht der mal mit ihm über verantwortungsvollen Umgang mit Alkoholika!)
Mr. Silver setzt zum ersten Mal in einem Roman seine hypnotischen Kräfte ein.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Tony Ballard wird von seinem Freund Frank Esslin nach New York gerufen, weil es in der Familie seiner Verlobten, Elma Black, der Tochter des Milliardärs M.G. Black, einen mysteriösen Todesfall gegeben hat. Elmas Cousin, der Spieler Barry Gibson ist scheinbar an einem Herzanfall gestorben, doch im Moment seines Todes hat es so gewirkt, als würde er einen Unsichtbaren, den keiner der anderen Anwesenden wahrnehmen konnte, um Gnade anflehen. Tony Ballard und Mr. Silver stellen Nachforschungen an und erfahren, dass Gibson seinen Freunden Dias gezeigt hat, als ein Dia ohne Bild zu sehen war. Jedenfalls für Gibsons Gäste; er selbst wirkte ziemlich entsetzt, als er auf die weiße Leinwand gesehen hat. Während Tonys Ermittlungen gibt es einen zweiten Todesfall: Norma, die junge Ehefrau von M.G. Black und Elmas Stiefmutter. Auch sie hat sich vor ihrem Tod Dias angesehen. Tony fasst einen ungewöhnlichen Plan: da er vermutet, dass Brian Black, der Sohn des Milliardärs, alle Familienmitglieder umbringen will, die sein eigenes Erbe schmälern könnten, lässt sich der Dämonenhasser von M.G. Black adoptieren. Der Plan geht auf: nun sieht auch Tony, was Gibson und Nora Black das Leben gekostet hat. Brian Black ist ein Schwarzmagier, der sich dem Teufel verschworen hat. Und auf dem scheinbaren leeren Dia ist ein lebendes Bild des Sensenmannes, der die Leinwand verlassen kann. Er will Tony umbringen, doch dieser kann ihm die Sense entwenden und ihm den Schädel abschlagen. Als er dann den Ring auf den Schädel presst, kann er den Sensenmann beeinflussen. Seinem Befehl "Löse dich von Brian Black!" folgt der Unheimliche aber anders als gedacht: er tötet Brian Black. Durch den Tod des Schwarzmagiers vergeht auch der Sensenmann.


Meinung:
Dieser Roman beginnt eher langsam, in dem Morland erst mal Brian Black und dessen Fähigkeiten vor und macht den Leser dann mit der Familie des Schwarzmagiers bekannt, die - bis auf Elma natürlich - ziemlich verkommen ist. Jeder hat sein dunkles Geheimnis; und dass ausgerechnet die gute Elma der blasseste Charakter ist, scheint zu beweisen, dass die Welt einfach nur schlecht ist… :o) Dass Tony sofort auf Brian Black als Täter kommt, ist für mich als Leser nicht nachzuvollziehen. Allerdings scheint das nur die logische Folge der intensiven Familienbeschreibung zu sein, denn Tony hat dann nur noch dreißig Seiten, um den Fall zu lösen… :o)) Die Adoption durch den Milliardär ist dabei eine ziemlich ungewöhnliche und überraschende Lösung, wofür dieser Roman noch einen Phantasie-Bonuspunkt bekommt. Alles in allem sehr unterhaltsam und kurzweilig.


Besonderheit:
Dieser Roman ist ein Nachdruck des Gespenster-Krimi Nr. 170.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Frank Esslin bittet den Dämonenhasser nach New York/USA, da er glaubt, dass hinter dem Tod von Barry Gibbson, dem Cousin seiner Freundin Elma Black, mehr steckt als einfaches Herzversagen. Tony reist mit Mr. Silver an, der auch schnell eine Spur dämonischer Aktivitäten findet, nachdem sie sich mit den Gegebenheiten vertraut gemacht hatten und die Wohnung des Opfers inspizieren. Ein Gefühl lässt Tony vermuten, dass es hier wohl jemand auf das Erbe von Elmas Vater, dem Millionär G.M. Black abgesehen hat. Doch wer? Sein verkommener Sohn Brian, seine viel jüngere zweite Frau Nora oder doch jemand von außerhalb? Als Nora Black ebenso mysteriös stirbt, wird aus dem Verdacht Gewissheit und Tony geht einen sehr unkonventionellen Weg ein, um den dämonischen Mörder aus der Reserve zu locken: er lässt sich von M.G. Black adoptieren, um so auf die 'Todesliste' zu kommen!


Meinung:
Also ich muss schon sagen, dass mich solche Titel wie 'Die mordenden Bilder' echt verwirren, wenn nicht gar abschrecken. 'Der Tod aus den Bildern' oder etwas Ähnliches wäre doch schon sinniger gewesen. Nun gut, der Roman an sich ist von A.F. Morland ziemlich einfach gestrickt worden und ist dementsprechend leicht vorhersehbar! Das hemmt schon den Lesespaß etwas. Der Roman lebt im Grunde nur von den Charakteren und hier speziell die Ballard-Crew. Frank Esslin, Silver, Lance, Tony und Vicky - nach nur dreizehn Romanen sind die Figuren einem schon sehr vertraut und fühlt sich als Leser bei ihnen heimisch. Es ist dann interessant von ihrem Tun und ihren Zielen zu Lesen. Das sollte aber nur der Randeffekt einer Romanserie sein! Was mich in dem Roman doch sehr verblüffte ist diese Adoption von Tony. Seit wann handeln Dämonen nach den rechtlichen Prozedere der Menschheit? Andererseits geht der Autor so mal unkonventionelle Wege. Das diese dann nicht immer Fruchten ist wohl auch klar!


Besonderheiten:
Subserie: Tony Ballard 13
- erster Auftritt von Elma Black, einer Milliardärstochter und Frank Esslins Freundin


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ähnlich wie das Bild der Auflage aus dem GESPENSTER KRIMI  (GK Nr. 170) steigt hier der Gevatter Tod aus der Leinwand. Die Zeichnung an sich macht mir einen amateurhaften Eindruck und das Skelett scheint dem staunenden Pärchen eher einen Schwank aus der Jugend zu erzählen, als den Tod in der knöchernen Birne zu haben!


Coverbewertung:
1 Kreuz