John Sinclair Nr. 1421: Totenklage
Böse - es ist alles so böse. Ich spüre es und kann nicht
weglaufen. Ich muss hin. Die Gedanken trieben Elena Davies voran. Den Rest
des Wegs lief sie zu Fuß. Ihr Fahrrad hatte sie abgestellt und versteckt.
Der Boden war einfach zu weich in dieser Umgebung. Die Gedanken bekam sie
nicht aus dem Kopf. Immer wieder stellte sie sich die Frage, warum es gerade
sie erwischt hatte und keinen anderen. Die Antwort kannte sie nicht, aber
sie hatte sich damit abgefunden, und so lief sie weiter durch die dunkle
Welt in der Nähe des Moors, in das sich kaum ein Mensch hineintraute...
von Jason Dark, erschienen am 03.10.2005, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Die taube Elena Davies hört plötzlich die Stimmen der Toten aus
dem nahegelegenen Sumpf klagen und wimmern. Doch als ob das Grauen noch nicht
vollständig wäre beobachtet sie einen Mörder dabei, wie er
eines seiner Opfer im Moor versenkt. Elena schreibt einen Brief an Bill Conolly,
der sich mit John sofort auf den Weg macht. Gemeinsam rudern sie auf den
Sumpf hinaus und geraten prompt in Visier des Killers, der gerade
ein weiteres Opfer entsorgen will....
Meinung:
Jason Dark präsentiert hier wieder einen Roman, der völlig für
sich steht und weder in einen der Roten Fäden einzuordnen ist, noch
anderweitig einen Hauptgegner aufzuweisen hat. Ob dies nun gut oder schlecht
zu bewerten ist, sollte jeder Leser für sich entscheiden. Ein Novum
dieses Heftes ist es allerdings, dass Jason sich nun einer Gehörlosen
als Hauptperson angenommen hat. Blinde Menschen wurde ja schon zu öfters
zu Spielbälle der dunklen Mächte. Eindringlich beschreibt der Autor
die stille Welt der Elena Davies und vergisst auch nicht zu erwähnen,
dass taube Menschen meistens auch unter Sprachproblemen leiden, weil sie
sich selbst ja auch nicht hören können. Trotzdem kann sich die
jungen Frau gut unterhalten und schafft es auch sehr gut von den Lippen
abzulesen. Ein Umstand, der es Jason Dark sehr einfach gemacht hat seine
geliebten Dialoge relativ normal unterzubringen, und in der zweiten Hälfte
des Roman gehen diese Unterhaltungen oft schon ein wenig zu leicht von der
Hand, so dass man fast vergessen kann, dass man es mit einer Tauben zu tun
hat. Doch als die Schüsse übers Moor peitschen wird nicht
unterschlagen, dass Elena diese gar nicht wahrnimmt und John und Bill besonders
gut auf ihren Schützling aufpassen müssen. Die Zombies am Ende
sind wieder die üblichen 08/15-Gegner, die ziemlich leicht aus dem Weg
geräumt werden. Nur sollte sich der Verfasser mal endlich einig werden
darüber, wie viele Silberkugeln denn nun im Magazin der Beretta sind.
Denn John hat sieben Mal auf den Killer gefeuert und eine Silberkugel auf
einen Untoten verschwendet. Macht unterm Strich acht, doch früher hatten
die Berettas sechs Patronen im Magazin, später wurden John und Suko
mit neuen Waffen ausgerüstet, die 15 Kugeln fassten. Außerdem
hat es mich schon gestört, dass es dies Mal keinen richtigen Endgegner
gegeben hat. Die Motivation der Untoten kam nicht wirklich zum Tragen, warum
sie nun gerade jetzt auftauchen. Und warum gerade dann, als John und Bill
über den Sumpf paddeln? Weshalb haben sie vorher geklagt? Tun sie das
immer und gibt es sonst nicht so sensitiv veranlagte Personen wie Elena,
die das hören? Elena erklärt den Geisterjägern weiterhin,
dass der Sumpf dem Teufel geweiht war, und ihm in früheren Zeiten
Menschenopfer dargebracht wurden. Irgendwie scheint er also magisch verseucht
zu sein, aber trotzdem begnügen sich John und Bill einzig und allein
damit, die Zombies zu vernichten. Einen Pluspunkt gibt es für den
Mörder, der zunächst immer nur als Killer erwähnt
wird und dieses Mal wirklich aus niederen Beweggründen eiskalt tötet.
Seine Identität hat mich dann auch wirklich überrascht. Leider
wurde es zum Schluss wieder ein wenig albern, als Elena über mehrere
Meter mit dem Mörder redet. Ihre Fähigkeiten des Lippenlesens in
allen Ehren, das war einfach übertrieben. Eine weitere Stärke des
Romans sind die Beschreibungen der Landschaft, die vielen Lesern vermutlich
zu ausführlich geworden sind. Mir hat es dieses Mal ganz gut gefallen,
die Dialoge sind ebenfalls ganz gut geworden und Druckfehler gibt es quasi
gar nicht. Gefallen hat mir der Vergleich mit dem Kaffee, der so schwarz
war, die Seele eines Höllendieners. Zum Schmunzeln gab es auch wieder
etwas, denn in einem Satz schreibt Jason: Eine Taube hielt sich die
Ohren zu. Hm, ich habe eigentlich noch nie Tauben gesehen, die sich
die Ohren zuhalten könnten.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Dieses Mal hat es sich Spoerr wieder sehr einfach gemacht und auf das etwas
verschwommene Bild eines Sees, eine Frau eine Rose und eine Laterne
eingefügt. So schafft man es natürlich locker, so viele Bilder
zu erstellen. Leider sind die einzelnen Komponenten nicht sehr stimmig mit
dem Hintergrund und die Frau ist auch viel zu groß im Vergleich zu
dem Kahn. Also in jeglicher Hinsicht ein sehr sparsames Cover.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Koopa:
Das Titelbild des John Sinclair Romans wurde in etwas veränderter Form
auch für das Cover des Gaslicht Band 353 verwendet.