John Sinclair Nr. 1597: Die Köpferin

John Sinclair Nr. 1597: Die Köpferin


Ich verfolgte die Zungenspitze, die die Konturen der Lippen nachzeichnete, und ich sah auch das schwache Lächeln. "Was soll das, Justine?" "Ich rieche Blut." "Aha. Mein Blut?" Ihre Augen funkelten. "Ja, dein Blut. An welches sollte ich denn sonst denken?" "Hüte dich!" Justine Cavallo lachte mir ins Gesicht. Dann schlug sie mir auf die Schulter. "Ich kann einfach nicht anders. Es ist mein Trieb, verstehst du? So bin ich eben …"


von Jason Dark, erschienen am 17.02.2009, Titelbild: Natale
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Justine Cavallo zeigt John Sinclair in der Nähe von London drei Menschenköpfe. Die Vampirin erklärt John, dass die Toten auf das Konto von Loretta gehen, der neuen Partnerin von Will Mallmann, alias Dracula II. Der Supervampir hat die sogenannte Köpferin an die Londoner Unterwelt vermietet, um so Unruhe zu stiften und einen Bandenkrieg vom Zaun zu brechen. Ziel ist es, die Unterwelt der Metropole zu kontrollieren, und dadurch zu einem unberechenbaren Machtfaktor auf der Erde zu werden. Justine befürchtet, dass Loretta mindestens ebenso mächtig ist, wie sie selbst. Noch am Tatort kommt es zum ersten Kampf und John gelingt es nur knapp die Attacke der Köpferin abzuwehren, die spurlos verschwindet. Als nächstes Opfer wird Jane Collins ins Visier genommen, die mehrere Male auf Lorette feuert, welche sich aber derart schnell bewegt, dass keine der Kugeln ihr Ziel findet. John und seine Freunde wissen, dass sie eine neue Gegnerin haben, die ebenso mächtig ist, wie Justine Cavallo und sich daran begeben hat, ihre Feinde zu vernichten. Doch wer ist Loretta wirklich? Woher kommt sie, und welche Fähigkeiten besitzt sie?


Meinung:
Kurz vor einem weiteren Jubiläum ist Jason Dark mal wieder der Ansicht, dass der Serie eine kleine Neuerung gut täte. Zuletzt überraschte der Autor mit der Einführung des Satansdieners Matthias, der allerdings in der Versenkung verschwunden ist. Auf der aktuellen Leserseite schreibt Dark, dass man auf ein Wiedersehen hoffen kann. Zunächst aber haben John und seine Freunde alle Hände voll mit Loretta zu tun, die nicht, wie befürchtet, zur wöchentlichen Eintagsfliege verkommen ist, sondern eine neue Hauptgegnerin darstellt. Der erste Auftritt der Köpferin ist vielversprechend und eröffnet sehr interessante Perspektiven für die Zukunft. Der Plan Mallmanns die Unterwelt zu kontrollieren erinnert an den Fünfteiler, in dem er Logan Costello zu einem Blutsauger und damit zu seinem Verbündeten gemacht hat. Inwieweit der Autor diese Konstellation aufgreift wird die Zukunft zeigen. In den ersten Szenen scheint Loretta nichts weiter zu sein, als ein weiterer Cavallo-Ableger, doch im Verlauf der Handlung zeigt sich, dass es in Gestalt, Fähigkeiten und Beschaffenheit Unterschiede gibt. Leider ist Loretta auch der Beweis für die generelle Unlogik in der Serie, denn der komplette Roman erweckt den Eindruck, dass mit der Köpferin die ultimative Feindin erschienen ist, welche die Welt verändern wird. Eine ähnliche Weltuntergangsstimmung herrschte bereits nach dem ersten Auftritt von Matthias, dem Diener Luzifers. Laut Justines Aussagen hat Mallmann Loretta erschaffen. Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, weshalb er nicht gleich mehrere solcher Wesen produziert, und diese erst einmal in der Hinterhand hält, um den Überraschungseffekt nicht zu verspielen. Das Telefonat mit Jane Collins, in dem Loretta ihre Absichten bekannt gibt, gehört zu den üblichen Seitenfüllern. Dafür sind die Szenen vor dem Haus der Detektivin und später im Büro der Geisterjäger sehr stimmungsvoll und dramatisch ausgefallen. Unlogisch ist leider auch das Finale, dass mit der Geiselnahme von Sir James nichts Neues zu bieten hat. Allerdings gibt es keinen sinnvollen Grund weshalb Suko nicht die Zeit anhält, bevor er und John die Pistolen ablegen.
Sprachlich bewegt sich der Roman auf einem unterdurchschnittlichen Niveau und langweilt bisweilen durch abgehackte Dialoge, in denen bekannte Fakten wiedergekäut werden. Dass Druckfehler auch zum Amüsement beitragen können zeigt folgender Satz: "Auf dem Display erschien Sukos Kummer." Ein sehr fortschrittliches Handy, welches der Geisterjäger da besitzt. Sozusagen mit integrierter Empathie-Funktion.
Fazit: Frischer Wind für die angestaubte Serie. Schade nur, dass Storyline und Stil an den üblichen Mängeln kranken.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Loretta, der Köpferin. Erschaffen wurde die Blutsaugerin von Will Mallmann, aus dem Staub vernichteter Vampire, den er mit Blut mischte. Loretta sieht von der Gestalt her, wie ein normaler Mensch aus, das Gesicht hingegen wirkt unfertig.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt Loretta genauso wie im Roman beschrieben, abgesehen vom Gesicht und von der Schusswaffe, welche die Köpferin auf dem Bild trägt. Durch den blutroten Hintergrund wirkt das Cover nicht überladen, sondern im Gegenteil noch stimmiger.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Justine Cavallo führt John Sinclair zu einem alten Familienfriedhof, wo sie drei abgeschlagene Männerköpfe gefunden hat. Die blonde Bestie erklärt, dass dies das Werk der Köpferin Loretta ist, einer Schöpfung von Will Mallmann. Die Getöteten waren Kriminelle, und Dracula II will mithilfe von Loretta die Londoner Unterwelt aufmischen, um in dem Chaos selbst die Fäden in die Hand zu nehmen.
Eine erste Begegnung mit der Köpferin verläuft für John ziemlich frustrierend, denn diese Frau, von der nicht hundertprozentig feststeht, dass sie auch eine Vampirin ist, verschwindet von einem Moment auf den anderen und scheint dabei sogar schneller als eine Silberkugel zu sein. Nach dem erfolglosen Angriff auf John Sinclair, lauert Loretta Jane Collins auf und tötet vor deren Augen einen weiteren Gangster.
Da John von Mallmanns zielen weiß, versucht er, den Gangsterboss Dario Sikora zu warnen, kann aber nicht verhindern, dass auch er von Loretta geköpft wird, die erneut wie aus dem Nichts erschienen und wieder verschwunden ist. Darios Sekretärin Dahlia wird von der Köpferin schwer verletzt.
Dann setzt Loretta alles auf eine Karte und dringt in den Yard ein, wo sie Sir James in ihre Gewalt bringt. Suko kann den Stab Buddhas einsetzen, um den Superintendenten zu befreien, doch bevor er die Köpferin mit der Dämonenpeitsche vernichten kann, ist die Zeit der Starre um und Loretta verschwindet endgültig für dieses Mal.


Meinung:
Endlich ist es mal wieder so weit und Jason Dark hat mit der Köpferin Loretta eine wirklich interessante Figur erschaffen, deren Fähigkeiten dem Sinclair-Team wohl noch einige Schwierigkeiten machen werden.
Dass Loretta urplötzlich auftauchen und verschwinden kann, wird dadurch erklärt, dass Will Mallmann sie aus der Asche vernichteter Vampire erschaffen hat und sie jederzeit in der Lage ist, sich in diese Asche zurückzuverwandeln und sich zu verflüchtigen. Mir gefällt diese Idee sehr gut, auch der Makel, dass Dracula II das Gesicht nicht vollständig herstellen konnte. Dadurch bekommt Loretta einen unheimlichen Touch.
Dass Dracula II sich in die Belange der Londoner Unterwelt einmischen will, erinnert an die Zeiten von Dr. Tod und Logan Costello und hat mir ebenfalls gut gefallen.
Die Geschichte selbst schwank zwischen flotter Action und den gewohnten Schwafelgesprächen. Doch gerade zu Anfang wurde von Jason Dark auch eine sehr unheimliche Stimmung geschaffen, so dass ich bereit bin, in dieser Woche 4 Kreuze zu vergeben. Dann ist mir im Zusammenhang mit diesem Roman noch mal der namenlose Supervampir aus Band 1541 eingefallen - von dem hat man seither, also seit fast 60 Wochen, auch nichts mehr gehört… hoffentlich geht es mit Loretta nicht so…


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Loretta, dem neuesten Geschöpf Will Mallmanns.
Dracula II meldet sich telefonisch.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt die Köpferin ungefähr so, wie sie im Roman beschrieben wird. Allerdings hat sie dort keine Pistole und das Gesicht ist nur als Schatten zu erkennen, in dem die Proportionen von Augen, Mund und Nase nicht stimmen.


Coverbewertung:
3 Kreuze