John Sinclair Nr. 1677: Strippen für den Teufel
"Ich habe Angst", flüsterte Alexa. "Na und?" "Du nicht?" Naomi lachte.
"So gut wie nicht
" "Aber etwas doch, oder?" Alexa hielt ihre Freundin
und Kollegin am Arm fest. Naomi stöhnte leise auf. "Wenn du so willst,
habe ich auch Angst. Das gehört dazu. Ich denke aber mehr an die Kohle,
die wir bekommen. Außerdem ist es unser Job, zu strippen."
von Jason Dark, erschienen am 31.08.2010, Titelbild: Dale
Rezension von
VoXpOpZ:
Kurzbeschreibung:
Die Stripperinnen Alexa und Naomi geraten in die Fänge des Nachtclubbesitzer
Max Dyson, der mit dem Teufel im Bunde steht und die Frauen vor dem Leibhaftigen
höchstpersönlich strippen lässt. John und Suko gehen parallel
dem Tod einer ehemaligen Stripperin nach ermitteln in Dysons Bar "Fun and
Strip". Hier laufen die Fäden zusammen. Bevor John und Suko Max Dyson
schließlich vernichten können, tötet Asmodis seinen
Verbündeten selbst. Naomi und Alexa überleben, ihre Gesichter jedoch
sind durch die Kraft von Johns Kreuz entstellt.
Meinung:
"Strippen für den Teufel" ist so ziemlich der dämlichste Titel,
der je auf einem Sinclairheft zu lesen war, und ich habe wirklich mit dem
schlimmsten gerechnet, denn krampfhaft auf Erotik gemachte Schilderungen
und Pseudo-Sexszenen sind nicht unbedingt das, was ich von Jason Dark am
liebsten lese. Doch dann die positive Überraschung: unser aller
Lieblingsautor liefert einen Roman ab, der den schwierigen Spagat zwischen
dankbarem Grusel und akzeptabler Erotik annehmbar und zuweilen sogar
amüsant meistert.
Die große Schwachstelle ist eine andere, nämlich die Figurenzeichnung
von Naomi und Alexa. Sind sie in ihren jeweiligen Haltungen noch halbwegs
schlüssig angelegt und bilden ein gutes Pärchen, bleiben sie von
Anfang bis Ende in ihrer Tiefe blass. Das verwundert - Dark vermag es sonst
aus dem Effeff, empathische Personen zu erfinden. Sogar Minifiguren wie die
Barfrau Lorna, der tanzende Ami Teddy Denver aus Miami (allein der Name ein
Hochgenuss) oder der junge Polizist Earl Benson (spielt nur anderthalb Seiten
mit) haben mehr Profil als Naomi und Alexa. Die beiden Stripperinnen werden
keine Figuren, mit denen wir hoffen oder bangen. An einer Stelle sagt sogar
John: "Die Frauen interessierten mich nicht." Dark verzichtet darauf, tiefer
in ihre Seelen zu schauen und mehr aus den Beiden herauszuholen. Auch Max
Dayson wirkt eher überzogen-nervig als gefährlich-gruselig. Profil
kriegt er erst, als Asmodis ihn übernimmt, und das passiert auf der
vorletzten Seite.
Fast scheint es, als habe Dark überhaupt erst einmal eine Weile gebraucht,
um ins Schreiben zu finden. Der Anfang des Romans hakt an der einen oder
anderen Stelle, ab der Mitte aber wird das Heft zum Klassiker. John und Suko
ermitteln in Sohos Rotlichtmilieu und geraten in eine Schmuddel-Stripshow.
Die Szenen in der Bar sind ausgezeichnet beschrieben, Dark schafft es auf
seine ganz eigene Art, ein überzeugendes Nachtclubflair
rüberzubringen. Allein wegen dieser Passagen lohnt sich die Anschaffung
des Hefts.
Das Finale schließlich ist stimmig, aber nicht besonders spektakulär.
Asmodis entledigt sich seines Dieners Max, als er sieht, dass der ihm nichts
mehr nützt. Das gab es zuletzt genauso in
Band 1671 ("Chaos-Kämpfer")
und als Variation in Band 1666
("Baphomets Rächer"), wo Baphomet seinen Rächer richtete, nachdem
er ihm zur Last geworden war. An der Stelle hätte Jason Dark ruhig etwas
weiter in die Trickkiste greifen können. Sinnigerweise endet der Roman
mit einem Gespräch darüber, dass den entstellten Stripperinnen
durch Operationen geholfen werden könne. Na dann: Ende gut, alles gut.
:-)
Besonderheiten:
Die Leserseite entfällt erneut. In der Mitte des Hefts sind stattdessen
vier Seiten aus dem John-Sinclair-Roman "Der Psychonauten-Gott" nachgedruckt,
die in Band 1670 wegen eines Fehlers
der Satzanstalt fehlten.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover überzeugt mich nicht. Zwei halbnackte Frauen und ein Teufel
in der Mitte. Gruselig ist das doch nicht wirklich und ein bisschen habe
ich mich beim Kaufen auch geschämt. Wenn ihr wüsstet, wie die
real-Kassiererin mich anguckt hat... ;-)
Coverbewertung: