Dan Shocker's Larry Brent Nr. 112: Höllensohn
In Indien droht die Wiederkehr der dämonischen Göttin Kali. Das
Grauen geht um im Palast des Maharadschas von Kanpur. Monsterspinnen, eine
grausame Würgersekte und ein mordender Leopardenmann treiben ihr Unwesen.
Auf zwei Kontinenten tobt das Grauen. Die PSA-Agenten Morna Ulbrandson und
Larry Brent in der Hölle!
von Earl Warren, erschienen im Oktober 2006, Titelbild: Emmanuel
Henné
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Larry Brent und Iwan Kunaritschew werden in diesem Band in eigentlich zwei
unabhängige Abenteuer verwickelt, die jedoch unmittelbar
zusammenhängen:
Teil 1 "Der dämonische Guru":
Die erste Attacke der bösen Mächte führt die beiden PSA-Agenten
nach Indien, wo sich in der Stadt Agra der fiese Fakir Tschandragupta Prad
im Dienste der Göttin Kali über die Bewohner des Ortes hermacht,
um alle ins Unglück zu stürzen. Mit der Hilfe einer Armee aus
übergrossen Spinnen, Asseln, Skorpionen und weiterem Viehzeugs rückt
er unter anderem auch der ansässigen Familie des Radschas auf die Pelle.
Er verlangt das neugeborene Kind der hochschwangeren Frau des Radschas, sobald
dieses das Licht der Welt erblicken sollte. Zusammen mit einigen Sikhs versuchen
Iwan und Larry dies zu verhindern, gleichzeitig wollen sie ihre Kollegin
X-GIRL-R alias Adida Modderjee aus den Fängen des Fakirs befreien und
diesem in seinem geheimen Kali-Tempel den Garaus machen
Teil 2 "Der Leopardenmann":
Kurz vor seinem Ableben verweist der Fakir Tschandragupta auf seinen
Seelenbruder, den Leopardenmann Bjantu, der den Kampf gegen das Gute
weiterführen wird. Dieser lässt auch nicht lange auf sich warten.
Im Kongo ziehen Bjantu und der Juju-Zauberer Mhlakaza eine im Dschungel
arbeitende Filmcrew in Mitleidenschaft. Im Dienste der seelenfressenden Weissen
Göttin Xhossara; einer Seelenschwester Kalis; machen sie sich auf die
gnadenlose Jagd nach den Opfern für ihre Herrin. Larry und Iwan haben
aber schnell von dem neuen Treiben der dunklen Mächte schnell Wind bekommen
und begeben sich mit einigen Helfershelfern auf den gefährlichen Weg
durch den afrikanischen Dschungel, um die geheime Opferstätte der
dämonischen Göttin ausfindig zu machen. Mit der Vernichtung der
Dämonin wäre auch die Existenz ihrer Vasallen beendet, welche weiterhin
blutig in dem Camp der Filmleute wüten
Meinung:
Mir stellt sich die grosse Frage: warum hat der BLITZ-Verlag diese Buch in
seine Serie aufgenommen? Vielleicht, damit es letztendlich einen Band gibt,
welches als DAS schlechteste Larry Brent-Abenteuer seit 1968 in die Geschichte
eingeht - es fällt mir auch ungemein schwer dieses Armutszeugnis der
eigentlichen Serie zuzuordnen. Das einzige Positive, was man erwähnen
kann, ist Walter Appels umfangreiches, wohl fundiertes Hintergrundwissen
über das Leben und diverse Auswüchse des Glaubens in Indien bzw.
Afrika. Was er aber sprachlich und inhaltlich in dieser Geschichte fabriziert
hat, ist zweifellos eine Katastrophe. Viele Sätze wirken stümperhaft
zusammengeschustert, als wären dem Autor nachträglich noch ein
paar Anmerkungen oder Unstimmigkeiten aufgefallen, nur hatte er es nicht
für nötig gehalten, den einen oder anderen Satz umzuschreiben.
Die Hauptprotagonisten haben mit den eigentlichen Charakteren ausser dem
Namen absolut nichts gemein, alle auftretenden Personen sind farblos,
klischeehaft und ohne jegliche Tiefe. Die Handlungsstränge sind primitiv
zusammengekleistert und wirken meistens hochgradig lächerlich. Larrys
und Iwans Kampf gegen die stereotypischen Dämonen sind eine brutale
Zumutung für jeden Liebhaber der Serie. Hätte ich mich nicht dazu
verpflichtet gefühlt, anhand dieser Rezension den einen oder anderen
Ahnungslosen vor der Lektüre dieses Buches zu warnen, ich hätte
es nach wenigen Seiten schon in die Ecke gefeuert. Für alle Sammler,
denen es auf die Vollständigkeit ankommt: besorgt euch von mir aus das
Buch, aber lest es nicht unbedingt! Walter Appel ist in der Vergangenheit
nicht als Fremdautor für LB aufgetreten und sollte es auch nicht erneut
tun
Besonderheiten:
Adida Modderjee alias X-GIRL-R hat mal wieder einen Einsatz.
Earl Warren alias Walter Appel hat diesen Band verbrochen.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Emmanuel Hennè gibt hier die Szene wieder, die sich im ersten Teil
vor dem Taj Mahal ungefähr so ereignet. Das Lichtspiel in den
glühenden Augen des Fakirs und die düstere Farbgebung sind ganz
annehmbar, nur die Spinnen wirken ziemlich comichaft.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Teil 1: Der dämonische Guru
In Indien, genauer am Tadsch Mahal, einem Wahrzeichen, kommt es zu
übergriffen durch riesige Spinnen, Skorpione und Asseln. Ein
dämonischer Fakir erscheint und schändet die Leichen hoher
Würdenträger. David Gallun, alias X-Ray-1, schickt seine besten
Männer nach Agra: X-Ray-3, alias Larry Brent, und X-Ray-7, alias Iwan
Kunaritschew. Eine weitere Agentin, Adida Moderjee, rollt den Fall in Kanpur
auf, wo der dämonische Guru, eine Fürstenfamilie bedroht hat. Doch
kaum in Indien angekommen erfahren die PSA-Agenten, dass ihre Kollegin
verschwunden ist und von Taschandragupta Prad, dem Guru, entführt wurde.
Dieser Fakir will der Todesgöttin Kali zu neuer körperlicher
Präsenz auf der Erde verhelfen und zu diesem Zweck benötigt er
das Kind der Fürstin Parvati, die hochschwanger ist. Ihr Kind wurde
unter einem besonderen Stern gezeugt und soll nach seiner Geburt der Schwarzen
Kali die Rückkehr ermöglichen. Larry und Iwan verbünden sich
den Sikhs, einer indischen Gruppierung, die sich gegen die dämonischen
Mächte stellen wollen. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen den
Höllensohn und seine Kreaturen auf...
Teil 2: Der Leopardenmann
Ein amerikanisches Filmteam wird im Kongo das Ziel dämonischer Attacken.
Der Seelenbruder des dämonischen Gurus, der Leopardenmann, verschleppt
die Hauptdarstellerin, um sie der Seelenfresserin Xhossara als Opfer dazubringen.
Wieder sind es die Top-Agenten Larry Brent und Iwan Kunaritschew, die den
Fall übernehmen, der sie an den Rand des Todes führt ...
Meinung:
Dies ist der erste Roman der Autorenlegende Earl Warren, alias Walter Appel,
für die Serie "Larry Brent". Der Schriftsteller hat sich vor allem durch
kurzweilige Heftromane im Genre Grusel und Horror einen Namen gemacht. Das
Buch gliedert sich in zwei Teile, die fast unabhängig voneinander gelesen
werden können. Einzige Verbindung besteht darin, dass beide Dämonen
Seelenbrüder sind und sich der Leopardenmann an Larry Brent rächen
will für die Niederlage seines Bruders. Auffallend an diesem Roman ist
die ausführliche und gewissenhafte Recherche, die er insbesondere in
Bezug auf die Schauplätze an den Tag legte. Leider hat Warren
überhaupt kein Gefühl dafür, was von den Fakten, die er vermutlich
aus Reiseführern hat, den Leser interessieren. Häufig langweilt
er durch Einwohnerzahlen, Arealgrößen und drögen
Geschichtsunterricht. Die verwendeten Namen gleichen oft Zungenbrechern,
die den Lesefluss erheblich stören. Auch bei der Beschreibung von
Flugzeugen, schießt der Autor über das Ziel hinaus, beschreibt,
die Ladekapazitäten, die Reichweite und den genauen Typ der jeweiligen
Maschine. Details, die in geringen Dosen durchaus interessant erscheinen;
so geballt auftretend aber den Leser aus der Handlung herausreißen.
Der Stil des Schriftstellers ist für den Kenner seiner Romane unverkennbar
und wirkt sehr rasant und hektisch. Kaum eine Szene vermag aus sich heraus
zu wirken. Ein Kampf reiht sich an den nächsten, die Charaktere sind
oberflächlich, die Handlung liest sich wie ein Märchen, was
insbesondere der Rumpelstilzchen-Part verdeutlicht, wo der Guru das Kind
der Fürstin verlangt. Völlig untypisch für einen Larry-Brent-Roman
entwickelt sich der Handlungsbogen zu einer irren Hetzjagd über zwei
Kontinente, ohne dabei Spannungsspitzen aufzubauen. Obwohl der Roman vor
Action überläuft vermag der Leser sich nicht von den Scharmützeln
mitreißen zu lassen. Vielmehr kreierte Earl Warren eine Story, die
durch das Erscheinen von Gottheiten, die wundersame Heilung tödlicher
Wunden und das massenhafte Auftreten riesiger Gliederfüßer jeglichen
Bezug zur Realität verliert. Die Romane von Dan Shocker bezogen ihren
Charme durch eine subtile Spannung, durch einen pseudowissenschaftlichen
Hintergrund und einer Prise Psychothrill. Setzte Dan Shocker übersinnliche,
paranormale Phänomene oder gar Dämonen ein, geschah dies immer
wohldosiert und überfrachtete den Roman nicht. Earl Warren hat aber
keinen Gruselkrimi oder Mystery-Thriller geschrieben, sondern einen reinen
Fantasy-Action-Trip. Der Beginn des Buches, in dem Larry Brent einen Traum
hat, in welchem ihm der dämonische Guru erscheint und ihn als seinen
Höllensohn bezeichnet erweist sich als riesengroße Seifenblase
und erweckt den Eindruck, als ob der Autor ursprünglich eine ganz andere
Idee verfolgte.
Fazit: Ein seichter, langatmiger Fantasy-Roman, der sich im Prinzip aus
aneinandergereihten Actionszenen zusammensetzt und als Larry-Brent-Abenteuer
in keiner Weise funktioniert. Im Schulnotensystem hieße dass: Thema
verfehlt, sechs.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Die Aufmachung des Buches steht im krassen Gegensatz zum Inhalt. Das Cover
von Emmanuel Hennè besticht durch eine düstere Farbgebung und
einem festen Bezug zur Story. Die Illustrationen von Pat Hachfeld lockern
das Geschreibsel angenehm auf, wirken allerdings leicht überfrachtet.
Coverbewertung:
Rezension von
Egon der
Pfirsich:
Kurzbeschreibung:
Teil 1: Höllensohn
In Indien bereitet der dämonische Fakir Tschandragupta Prad die
Rückkehr der Dämonengöttin Kali vor. Mit einer Armee von
dämonischen Spinnen, Skorpionen und Asseln fällt er über das
Tadsch Mahal her, tötet einige Besucher dieses berühmten Bauwerkes
und schändet die darin bestatteten Toten. Von dem Maharadscha Aschkan
fordert er dessen noch ungeborenen Sohn, um ihn der Dämonengöttin
Kali zu opfern. Die PSA-Agenten Larry Brent, Iwan Kunaritschew und Adida
Modderjee werden auf den Fall angesetzt. Larry Brent hat mehrere Visionen,
in denen ihm der Dämonenfakir erscheint, ihn seinen "Höllensohn"
nennt und auffordert, nach Indien zu kommen.
Mit der Hilfe einer Gruppe von Sikhs, die ebenfalls gegen die Göttin
Kali kämpfen, schaffen die PSA-Agenten es im letzten Moment, den
Dämonenfakir und seine Monsterarmee zu besiegen und die Familie des
Maharadscha zu retten. Vor seinem Ende droht der Fakir mit der Rache durch
seinen "Seelenbruder", den Leopardenmann Bjantu.
Teil 2: Der Leopardenmann
Eben dieser Leopardenmann und sein Diener, der Medizinmann Mhlakaza,
terrorisieren im Namen der Göttin "Xhossara" eine Filmcrew, die in den
kongolesischen Urwäldern einen Abenteuerfilm drehen will. Die beiden
Hauptdarsteller werden entführt, um der Göttin geopfert zu werden.
Zusammen mit einem schrägen, abenteuerlustigen Dschungelpiloten und
einem hünenhaften eingeborenen Arzt gelingt es Larry und Iwan, das Grauen
zu beenden. Sie können jedoch nicht verhindern, dass die "Filmdiva"
tatsächlich der Göttin zum Opfer fällt, während ihr Partner
nur dadurch überlebt, weil er aus Angst dem Wahnsinn
verfällt.
Meinung:
Earl Warren alias Walter Appel ist ein "Klassiker", der unzählige
Heftromane publiziert hat, darunter viele Gruselromane in Reihen wie
Vampir-Horror-Roman, Dämonenkiller oder Gespenster-Krimi. Auch 12 Professor
Zamorra- und 5 John Sinclair-Titel stammen aus seiner Feder. Derzeit erleben
seine Romane in der Taschenheft-Reihe
"Geister-Schocker"
des Romantruhe-Buchversands ein Comeback. Auf der Homepage der Romantruhe
befindet sich eine umfangreiche Titelliste seiner mehr als 800 Heftromane.
Trotz der Meriten dieses Autors habe ich mich gefragt, was ihn für einen
Beitrag zur Larry-Brent-Buchserie empfohlen hat. Seine früheren Gruselromane
aus dem VHR oder dem GK sind durchaus nicht schlecht, und einer seiner
Beiträge für Professor Zamorra gehört zu meinen persönlichen
Lieblingsromanen (vielleicht werde ich diesen Roman bei Gelegenheit mal
rezensieren), aber zu der Serie "Larry Brent" paßt er meines Erachtens
nicht. Er ist auf "traditionelle" Gruselromane spezialisiert, in denen es
um schwarze Magie, Dämonen und satanische Mächte geht, mit dem
pseudowissenschaftlichen Themenspektrum Dan Shockers hat er nichts am Hut.
Das merkt man in dem vorliegenden Roman von Anfang an, denn hier ist die
PSA eine Organisation zur Bekämpfung dämonischer Mächte, und
die PSA-Agenten um Larry Brent mutieren zu Dämonenjägern im Stile
eines Tony Ballard. Und das entspricht ja nicht den Vorgaben, die Dan Shocker
geschaffen hat.
Inhaltlich besteht der Roman aus zwei locker zusammengefügten Teilen,
von denen der erste in Indien, der zweite dagegen in Afrika spielt. Neben
der "Seelenbruderschaft" der beiden Bösewichter gibt es keine
Zusammenhänge zwischen den Teilen, was ein wenig dürftig erscheint
und den Verdacht aufkeimen läßt, hier wurden 2 separate Romane
in einem Band zusammengemodelt.
Das Ganze ist, trotz zahlreicher negativer Punkte, im Großen und Ganzen
akzeptabel. Natürlich werden weder das Buch noch sein Verfasser für
den Literatur-Nobelpreis nominiert werden, aber Leser von Heftromanen (wozu
ich auch die Romane in der Larry Brent-Buchserie rechne) erwarten keine
hochgeistigen literarischen Traktate, sondern leicht verdauliche
Unterhaltungskost. Der Text ist mit leichter Feder flott geschrieben, viele
Action- und Kampfszenen sorgen für Spannung. Daneben wird der Text durch
eingestreute Informationen über Land und Leute aufgewertet, sowie durch
gelegentlichen Humor und Ironie. Mir hat das Lesen in diesem Sinne durchaus
Spaß gemacht, und ich kann die schroffe Ablehnung meiner beiden
Vorrezensenten nicht ganz teilen. Natürlich kann man einen Heftroman
besser schreiben, aber es gibt ebenso Beispiele, dass es auch deutlich schlechter
geht. Jason Dark ist so ein Beispiel, bei der Lektüre seiner John
Sinclair-Romane rollten sich mir oft die Fußsohlen auf.... (Ich habe
aber zugegebenermaßen seit mindestens 10 Jahren keinen Sinclair mehr
gelesen, aus eben diesem Grund.)
Negativ fällt bei "Höllensohn" in die Waagschale, dass der Roman
thematisch und inhaltlich nicht das bietet, was ich mir bei "Larry Brent"
wünsche. Es geht hier ausschließlich um magische und
übersinnliche Phänomene, eine pseudowissenschaftliche Thematik
im Stile Dan Shockers durfte ich - in Kenntnis zahlreicher anderer Earl
Warren-Werke - wohl nicht erwarten und habe sie auch nicht erwartet. Allerdings
hätte ich mir doch das eine oder andere Rätsel oder Geheimnis,
das erst gegen Ende aufgelöst wird, gewünscht, oder wenigstens
eine unerwartete Wendung in der Handlung. Aber leider bietet der Text im
wesentlichen die Aneinanderreihung von Actionszenen.
Ein weiterer Schwachpunkt sind die häufigen (offenbar unfreiwilligen)
stilistischen Schnitzer vor allem in Teil 1. Auch ein paar sachliche Fehler
sind mir aufgefallen, so werden u.a. die Sikhs und die Thugs verwechselt.
Ob solche "Stilblüten" und Fehler auf das Konto des Autors, des Lektors
oder des Setzers gehen, vermag ich nicht zu entscheiden.
Am Ende des Indien-Teils wird keine überzeugende Lösung für
das Rätsel, warum der Fakir Larry Brent seinen "Höllensohn" nennt,
geboten. Plötzlich ist nicht Larry, sondern der Fakir selbst der
"Höllensohn" der Göttin Kali. Hier hat der Autor eine ganze Menge
Potential verschenkt. Und das Auftauchen der Göttin Parvati, die wie
ein weiblicher Jesus ein paar bemerkenswerte Wunder vollbringt, z.B. die
Heilung eines tödlich verletzten Sikhs, wirkt ein wenig zu sehr wie
eine Anleihe aus tausend und einer Nacht.
Dadurch, dass der Roman aus zwei lose miteinander verbundenen Kurzromanen
besteht, macht er stellenweise einen gehetzten Eindruck, vieles geht zu rasch
und flüchtig über die Bühne. Es gibt aber ein paar Ausnahmen,
die diese Regel bestätigen: zum Beispiel schreibt Earl Warren zu Beginn
des zweiten Teils recht informativ über die politische Situation in
der Republik Kongo, dem ehemaligen Zaire, und auch das Filmprojekt und seine
Macher, insbesondere die Hauptdarsteller, werden unerwartet ausführlich
vorgestellt.
Insgesamt gefällt mir der zweite Teil erheblich besser als der erste.
Nicht in Bezug auf den "Horror", da bietet er nichts Aufregenderes. Jedoch
werden die Nebenfiguren wesentlich besser und profilierter dargestellt. Mit
ein paar boshaften Seitenhieben werden die beiden Film-Hauptdarsteller
beschrieben: die superblonde Sexbombe Kylie West und der eitle Schönling
Wayne Hotchkiss, der gerne den Helden gibt, aber ein Feigling ist, wirken
gerade in ihrer Klischeehaftigkeit glaubwürdig. Auch die anderen
Nebenfiguren, der dickliche Regisseur Bartlett Stone, der abenteuerlustige
Pilot Baudoin Coeme, der Iwans "Vampirkiller"-Zigaretten verträgt, und
der hünenhafte eingeborene Arzt Dr. Dingan Mpende, der in einer
abenteuerlichen Prozedur Larry einen Wirbel einrenkt, sind durchaus interessante
Charaktere, die es verdient haben, hier namentlich erwähnt zu werden.
Und nicht zuletzt halten sich die stilistischen Aussetzer in diesem Teil
etwas mehr im Rahmen.
Wäre dieser Roman nicht innerhalb der Serie "Larry Brent", sondern in
etwas besser ausgearbeiteter Form als Zweiteiler z.B. in der bereits
erwähnten Reihe "Geister-Schocker" erschienen, hätte er vor allem
im zweiten Teil einen wesentlich stärkeren Eindruck hinterlassen
(können). Als Larry Brent-Titel in der hier dargebotenen Form
enttäuscht er aber, vor allem aufgrund der besonderen Erwartungshaltung,
die ich und wohl auch die meisten anderen Leser von Dan Shockers klassischer
Gruselserie im Hinblick auf neue Romane von "Fremdautoren" hegen.
Allerdings war er keineswegs schlechter als die 4 Romane, die das Autorinnen-Duo
"Maran O´Connor" fabriziert hat. Aus diesem Grund schließe ich
mich den beiden Vorrezensenten nicht an und vergebe 2 Kreuze (1 Kreuz für
Teil 1 und 3 Kreuze für Teil 2), weil ich mich trotz der Schwächen
des Bandes alles in allem, vor allem in Teil 2, gut unterhalten und nicht
gelangweilt habe.
Eine interessante Randnotiz zum Abschluß: im Rahmen einer Vision, die
Larry Brent im zweiten Teil erlebt, wird der Eindruck erweckt, als stünden
die Ereignisse um die Göttinnen Kali und Xhossara im Zusammenhang mit
Howard P. Lovecrafts "Cthulhu-Mythos". Diese Idee hat zwar ihre Reize (Dan
Shocker wurde ja insbesondere mit seiner "Rha-Ta-N´my" auch vom
"Cthulhu-Mythos" beeinflusst), sollte aber meines Erachtens nicht weiter
verfolgt werden. "Larry Brent goes Cthulhu", ich finde nicht, dass dies ein
richtiger Weg wäre, dazu unterscheiden sich die grundlegenden Konzepte
zu stark.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Coverbeschreibung: Wie ich schon einmal geschrieben habe, wünsche ich
mir als Lonati-Fan, dass nicht nur auf der Neuauflage der Dan Shocker-Romane,
sondern auch auf den neuen Larry Brent-Büchern die Bilder dieses genialen
Malers verwendet werden. Immerhin hat ja der Blitz-Verlag die Rechte an Lonatis
Nachlaß erworben.
Das Bild zu "Höllensohn" ist zweifellos ein überzeugendes Bild
von Emmanuel Henné, der bereits mehrere Cover der Dan Shocker Buchserie
gestaltet hat, die nicht immer gelungen sind. An die düstere Qualität
seines bisher besten Bildes (zu Buch 110 "Das Methusalem-Projekt") kommt
es zwar nicht heran, zumal es ein wenig steif wirkt, aber mit der
anrückenden Spinnen- und Skorpionarmee vor der Silhouette des Tadsch
Mahal ist es angemessen gruselig und paßt auch gut zur
Eröffnungssequenz des Romans. Da halte ich 4 Sterne für
angemessen.
Trotzdem fände ich es besser, wenn der Blitz-Verlag für die neuen
Larry Brent-Romane auf Bilder von Lonati zurückgreifen würde. Und
siehe da, genau das geschieht tatsächlich: nicht nur das Buch
113 "Der Dämonensohn", das
gleichzeitig mit diesem Buch erschienen ist, bringt ein Original Lonati-Cover,
sondern auch die beiden im Februar 2008 erschienen Bände 116 "Der Tod
ist ewig" und 117 "Werkstattband: Das Geheimnis der PSA". Leider sind diese
beiden Bücher bisher (Stichtag 21. April 2008) noch nicht auf
"gruselromane.de" zu sehen, aber man kann sie auf der Homepage des Blitz-Verlags
anschauen. Und wenn ihr das tut, schaut euch auch mal das vorgesehene Cover
für den im März 2009 geplanten Band 119 "Schädel des Zorns"
von Wilfried Hary an: Lonati at his best mit einer für ihn typischen
"knackig-nackigen" Frau.
Coverbewertung: