Larry Brent Nr. 60: Bis zum letzten Schrei
Larry Brent Nr. 60: Bis zum letzten Schrei


Ein Stöhnen hallte schaurig durch die großen, stillen Räume. Dann wurde ein markerschütternder Schrei daraus. Edith Rouflon hob den Kopf. Das schwarzhaarige Mädchen lächelte. Wenn die Herrschaften hier glaubten, ihr mit diesem Klagen und Schreien Angst machen zu können, dann irrten sie sich. Ein Mädchen von Ediths Format ließ sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen. Die junge Französin schob mit den Beinen die leichte Decke weg und erhob sich von dem improvisierten Lager. Sie selbst hatte hier übernachten wollen. Kein Mensch außer ihr befand sich in diesem Teil der Burg. Edith Rouflon trug außer einem türkisfarbenen Babydoll nichts auf der Haut. Der Blick der einsamen Besucherin ging hinüber zu der schweren Tür, die zum Rittersaal führte. Es war eine mondhelle Nacht. Der fahle Schein fiel durch die hohen, schmalen Fenster und tauchte das Innere des Saales in eisiges, gespenstisches Licht. Edith Rouflon blieb drei Sekunden lang lauschend an der Tür stehen und riß sie dann mit einer blitzschnellen Bewegung auf.


Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In einer Burg nahe der deutsch-französischen Grenze im Elsaß geht der Geist einer weißen Frau um. Da sich seit dem Jahre 1269 alle hundert Jahre eine schreckliche Mordserie ereignet schickt David Gallun X-RAY-3 alias Larry Brent in das Spukschloss. Gemeinsam mit einer Reisegruppe sensationshungriger Touristen schleust sich der Agent ein. Der Besitzer des Schlosses, Gerard Tullier, schleicht des Nachts in der Burg durch die Gänge. Larry findet heraus, dass es bereits zwei Morde gegeben hat, die allerdings von Tullier und dem Verwalter des Schlosses aus Angst vertuscht wurden. Die Reisegruppe wird von einem Medium begleitet, welches tatsächlich die Schwingungen eines Geistes spürt. Doch eines Nachts verschwindet das Medium spurlos, während Larry dem Geist in einem unterirdischen Flusslauf gegenüber steht. Larry entkommt der weißen Frau, kann aber nicht verhindern, dass eine Frau entführt wird und ein Mann den Tod findet. Der Verwalter informiert die Polizei und mit mehreren Suchtrupps macht man sich auf die Suche nach der verschwundenen Frau und dem Medium. Die Frau wird leicht unterkühlt aber unverletzt gefunden, während das Medium nur noch als verschmortes Gerippe aufgefunden wird. Ein Kassettenrecorder mit den letzten Minuten des Mediums gibt Aufschluss. So wirken in dem Gemäuer schon seit der Erbauung dämonische Kräfte, die sich mit den Menschen vermischten. Auch die weiße Frau ist eine solche Mensch-Dämonin gewesen und spukt nun als Geist weiter. Das Medium wollte mit Hilfe eines geheimnisvollen Buches die dämonische Kraft bannen, doch der Dämon war stärker und verbrannte das Medium. Der Besitzer des Schlosses lässt das Gemäuer ab sofort für den Tourismus sperren. Mit Hilfe der Spezialisten von der PSA soll die Burg näher untersucht werden.


Meinung:
Ein kurzweiliger Roman, um ein Spukschloss und die Weiße Frau. Die Atmosphäre des düsteren Gemäuers und die Geheimgänge wird sehr eindringlich wiedergegeben und gerade der Anfang des Heftes erinnert schon ein wenig an "Die Angst erwacht im Todesschloss". Allerdings hätte man den Part von Morna Ulbrandson auch weglassen können, denn der war einfach nur ein Seitenfüller und für den Fortgang der Story völlig unerheblich und vom Zufallsfaktor her auch eher unwahrscheinlich, dass Larry mal eben mit Morna wieder zusammentrifft, obwohl sie ja nicht am selben Fall arbeiten. Das Ende des Romans ist ebenfalls wenig befriedigend. Ein kleiner Logikfehler schleicht sich auch recht schnell ein, denn zunächst heißt es gäbe nur drei alleinreisende Touristen, der Rest wären Paare. Die Alleinreisenden seien Larry Brent, das Medium und ein Professor für Mythologie und Esoterik. Doch später ist auch eine reiche Witwe dabei, die ohne Begleitung reist. Larry Inkognito als Ghost Hunter hätte man auch beruhigt ins deutsche übersetzen können und einfach Geisterjäger sagen können, ich glaube nicht, dass Bastei irgendwelche Urheberrechte verletzt gesehen hätte. Alles in allem bleibt ein durchschnittlicher LB-Roman übrig.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Schön-schauriges Cover von Lo. Auch wenn die Szene so nicht im Roman vorkommt besitzt sich doch Symbolcharakter, der durchaus zum Inhalt passt. Die Frau wird auch nicht übertreiben mit zerfetztem Kleid und herausquellenden Brüsten dargestellt und mit sichtbaren Strapsen, wie so gerne von Lonati dargestellt. Das Cover wurde auch als Aushängeschild für die Subserie Nebelgeister von Bob Fisher aus dem Silber-Grusel-Krimi verwendet, wie die Knochenhand bei Larry Brent.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Motiv wurde ebenfalls als Logo für die Silber-Grusel-Krimis benutzt:


Auch als Deckblatt des vom Zauberkreis-Verlag veröffentlichten Kalenders für das Jahr 1975 wurde es verwendet:

Der Grusel-Kalender 1975


Und auf dem Cover des Geister-Schocker Romans Nr. 13 war das Motiv ebenfalls schon abgebildet:

Geister-Schocker Nr. 13: Griff aus dem Dunkel


Die Idee für dieses Titelbild wurde auch für das Video-Cover des Filmes "Die Gruft des Grauens" (Originaltitel "Grave of the vampire") verwendet.

Die Gruft des Grauens (Originaltitel "Grave of the vampire")