Larry Brent Nr. 106: Atomgespenster
Larry Brent Nr. 106: Atomgespenster


In der zunehmenden Dunkelheit hinter der mit Büschen und Gras bewachsenen Erdwelle waren die beiden Männer kaum auszumachen. Sie trugen zudem dunkle Kleidung und verheilten sich still. Ihren Wagen hatten sie in etwa achthundert Metern Entfernung abgestellt. Er stand verborgen hinter Büschen. Ein der beiden blickte durch ein Nachtglas. Nur etwa zweihundert Meter von ihrem Beobachtungsplatz entfernt befand sich die Anlage. Die Silhouette der vier riesigen Türme des Atomkraftwerkes zeichnete sich unheimlich und gespenstisch gegen den düsteren Himmel ab. Hinter den Kühltürmen waren die Umrisse langgestreckter Hallen aus häßlichem, grauen Beton und zweier Verwaltungsgebäude wahrnehmbar, die fünf Stockwerke emporragten, im Vergleich zu den Kühltürmen jedoch klein und verloren wirkten. Clay Braighton, der fünfundzwanzigjährige Physikstudent, der durch das Fernglas schaute, schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht", murmele der Mann mit dem nackenlangen, fast schwarzen Haar und den brauen Augen.


Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Larry Brent wird von seinem Chef nach Knoxville geschickt, wo er die Mutation eines siebenjährigen Jungen untersuchen soll, der über parapsychische Fähigkeiten verfügen soll. Die Mutter des Jungen lebte bis vor sieben Jahren in der nahegelegenen Stadt Mealburg, wo vor besagten sieben Jahren ein Unfall im Atomkraftwerk die Evakuierung der 8000-Seelen-Stadt nach sich zog. Die Computer der PSA ziehen eine Verbindung zwischen der psychischen Mutation des Tom Sullivan und der Strahlenverseuchung der schwangeren Mutter. Andere Frauen aus Mealburg, die zu der Zeit der Katastrophe schwanger waren, verloren ihre Kinder angeblich gleich nach der Geburt. Doch ein verbrecherischer Arzt, namens Dr. Funner brachte die Kinder, die an unverseuchter Luft nicht überleben konnten sofort in das Atomkraftwerk, wo sie sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit entwickelten, aber körperlich missgebildet blieben. Tom Sullivan setzt bei einem Besuch Larrys sein Elternhaus in Brand. Dem PSA-Agenten gelingt es sowohl den Jungen, als auch die Mutter zu retten und in das nahe Krankenhaus zu bringen. Dort macht er die Bekanntschaft mit Mandy Gorling, die unter dem Wahn leidet, ihr Kind Shirley, welches sie vor sieben Jahren gleich nach der Geburt verloren habe, sei noch am Leben. Larry Brents Chef David Gallun schickt seinem besten Mann Unterstützung an den Ort des Geschehens. Morna Ulbrandson soll sich mit den Frauen in Verbindung setzten, die ebenfalls vor sieben Jahren schwanger waren. Die Agentin lässt das Grab von Shirley Gorling öffnen, in dem ein gefüllter Sandsack begraben wurde. Larry hat sich in der Zwischenzeit auf den Weg nach Mealburg gemacht, von wo Dr. Funner die Atomkraftanlage mittels Monitore unter Beobachtung hält. Von dort können die beiden Männer die Atomgespenster beobachten. Vier Kinder, die die Verstrahlung im Mutterleib überlebten und übermenschliche geistige Fähigkeiten entwickelten. Jetzt nach sie Jahren scheinen sie eine weitere unvorhersehbare Veränderung durchzumachen. Larry und Dr. Funner wollen in das Atomkraftwerk werden aber von einem Unbekannten niedergeschlagen und in eine Kühlkammer eingesperrt. Larry gelingt es einen Stein aus der Mauer zu brechen und über Funk seine Kollegin Morna zu Hilfe rufen, welche die beiden Männer befreit. Mit Schutzanzügen ausgerüstet betreten die PSA-Agenten das Atomkraftwerk. Dort werden sie Zeuge, wie sich die Atommutanten in den eingeschalteten Reaktor werfen, der von ihnen wieder aktiviert wurde. Auch Tom Sullivan, der von dem Chefarzt Dr. Ingram in die Anlage gebracht wurde, stürzt sich in die radioaktive Flüssigkeit, in der Überzeugung dort einen entscheidenden Schritt seiner Entwicklung zu machen. Doch die Mutanten haben sich überschätzt und sterben. Dr. Ingram hat seinen Kollegen Dr. Funner bei dessen Experimenten beobachtet und wollte selbst daran teilhaben. Larry und Morna können den Arzt überwältigen, während der Reaktor von Spezialisten abgestellt wird.


Meinung:
Ein schauriger Roman mit einem erschreckend realen Hintergrund. Die Beschreibung der Mutanten gelingt Dan Shocker perfekt und macht aus den Wesen auch nicht unbedingt blutgierige Monster, auch wenn sie rohes Fleisch verzehren müssen, um zu überleben. Auch die Mutation des Tom Sullivan und die Verseuchung der Frauen wird plastisch dargestellt. Leider strickt der Autor wieder viele Nebenhandlungen, welche die Handlung nicht unbedingt weiterbringen sondern unnötig komplizieren. Insbesondere die Geschehnisse in der Südsee mit X-RAY-7 fand ich überflüssig, Daraus hätte man schon eher einen eigenen Roman machen können. Quasi ein Solo-Abenteuer mit Iwan Kunaritschew. Die Handlung um die Terroristen, die sich eine Bombe zusammenklauen wollen, ist natürlich hochbrisant und aktuell, wird aber zum Schluß so schnell und nebensächlich zu Ende gebracht, dass man sich unweigerlich fragt: Und was sollte das jetzt werden?


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Bild zeigt die vier Atommutanten, bei ihrem mysteriösen Spiel. Der Hintergrund mit den vier Kühltürmen verleiht dem Bild einen bedrohlichen Charakter. Die Farbgebung finde ich sehr gut getroffen und insbesondere das Kind im Vordergrund mit dem aus Mund und Nase fließenden Blut bildet eine fast schon prophetische Warnung vor dem Missbrauch der Atomkraft.


Coverbewertung:
4 Kreuze
Rezension von Leichnam:


Kurzbeschreibung:
Vor Jahren gab es einen Störfall in einem Atomkraftwerk. Das Gelände ist nun abgesperrt, denn noch immer existiert in dessen Umgebung eine bedenklich hohe Radioaktivität. Zwei junge Männer aber wagen sich auf das gefährliche Gebiet vor, ausgerüstet mit Schutzanzügen sowie Geigerzähler. Für arabische Auftraggeber sollen sie Brennstäbe stehlen, die noch dort lagern. Die Araber wollen damit eine atomare Bombe bauen. Die abendliche kriminelle Unternehmung geht gründlich schief. Einer der Männer wird von merkwürdigen kleinen Wesen im stillgelegten Kraftwerk getötet, der andere Mann flieht entsetzt, obwohl er den Mord nicht direkt miterlebt hat, da er schon weiter vorgedrungen war. Doch er fand einen Fetzen vom Schutzanzug des Kameraden sowie einen abgenagten menschlichen Arm... Die zwei Araber zwingen den Auftragsdieb später, mit ihnen persönlich in die tote Anlage einzudringen. Es geschieht so, und alle drei werden von den blutrünstigen kleinen Geschöpfen angefallen. Larry Brent indessen hat Order, einen paranormal veranlagten kleinen Jungen in Augenschein zu nehmen, der in der Nähe des Atomkraftwerkes bei seinen Eltern wohnt. Der Junge ist dafür bekannt, spontan Brandherde entstehen zu lassen, und dies meist unbewußt und durch Fernwirkung. Der Junge wurde durch die einstige Katastrophe so. Eine Mutter sucht in wahnsinniger Verzweiflung ihre Tochter. Angeblich wäre diese eine Totgeburt gewesen, verursacht durch das Unglück. Die Mutter aber glaubt, daß die Tochter noch lebt, daß sie ihr weggenommen wurde. Wie im Wahn lebt diese Frau - auf ewiger Suche nach der Kleinen. Sie soll sie später noch finden - im mutierten, entstellten Zustand. Die Kleine ist eines von vier Kindern, welche die Strahlung des brach liegenden Kraftwerkes brauchen, um existieren zu können. Ein fanatischer Arzt hält die mordenden, fleischfressenden Kinder drüben im Kraftwerk gefangen. Auch der paranormal veranlagte Junge hält sich oft dort auf - auch er ein Veränderter des einstigen Unfalls. Iwan Kunaritschew unterdessen untersucht in Gefilden der Südsee ebenfalls Phänomene, welche durch atomare Strahlung verursacht wurden. Abfälle aus Industrie und Atomwirtschaft auf dem Meeresgrund erzeugten seltsame Fischmonster, die vor Fleisch nicht haltmachen können. Auch harmlose Schwimmer werden angefallen. Der Schluß spielt sich im Atomkraftwerk ab. Die vier mutierten Kinder sowie der Super-Junge haben einen Teil der alten Anlage wieder in Betrieb genommen, denn ohne Radioaktivität können sie nicht weiterleben. Nachdem Morna den guten Larry aus einer Kühlkammer befreit hat, müssen sie in Ohnmacht ein schreckliches Schauspiel mit ansehen: Die Kinder springen in den Reaktor. Ob Selbstmord oder Versuch, stärker zu werden, kann nicht mehr festgestellt werden. Das unheimliche Kraftwerk wird zum Schluß durch Fachleute abgestellt. Und doch die Frage: Spuken die Geister der toten Mutationen noch dort..?


Meinung:
Ich weiß nicht so recht, ob man die Handlung als albern oder genial einstufen muß. Doch von der Handlung lebt dieser Roman ohnehin nicht, sondern von seiner unvergleichlich tiefen Atmosphäre. Dieses Heft ist zum Beispiel der Lieblings-Larry-Brent-Roman meiner Freundin. Und ohne Frage, auch ich sage, daß die Geschichte irgendwas hat. Zitate aus dem Text: "Kein Insekt summte in der Luft, kein Vogel war zu sehen." "Ewig wehte ein leiser Wind, der den trockenen Sand zwischen den Schornsteinen und Gebäuden in Bewegung setzte..." "Die gigantischen Beton-Schornsteine ragten kahl und grau vor ihnen empor. Der Wind säuselte leise und monoton." Solche Beschreibungen sind im Heft zuhauf auffindbar. Und diese geben der bizarren Story die Aura mit. Dieser Band trägt seine grandiose Ausstrahlung wie einen kostbaren Mantel. Gerade die Schilderungen der tapsig spielenden Kinder-Mutationen gehen zu Herzen. Ich bin sehr stolz darauf, den Band "Atomgespenster" im Zustand 1 zu besitzen. Ein kleines Meisterwerk für mich! (Für andere vielleicht nicht.)


Besonderheiten:
Wieder mal eine Art Nebenhandlung mit Kunaritschew dabei. Diese lockert den Roman grandios auf.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Gelungen, gelungen, gelungen!!!


Coverbewertung:
5 Kreuze