|
Ich war von dem Anblick des altertümlichen Schlafgemachs so fasziniert,
daß ich die Frau, die in dem Himmelbett lag, erst gar nicht bemerkte.
Als ich aber jetzt meinen Blick zum Bett zurück schweifen ließ,
zuckte ich erschrocken zusammen. Auf ein spitzenbewertes Kissen gebettet
lag Lilian Krakow da. Ihr rotes Haar floß wie Blutspuren über
das blütenweiße Kissen. Die Hände hatte sie über der
Brust gefaltet und ihr Gesicht wirkte unnatürlich blaß und leblos.
Die Schloßbesitzerin sah aus wie eine Tote, die zur letzten Ruhe aufgebahrt
in ihrem Bett lag. Unwillkürlich streckte ich meine Hand nach Lilian
Krakow aus. Ich war überrascht. Ihre Haut fühlte sich warm und
lebendig an. Ich wollte meine Hand wieder zurück ziehen. Doch da
öffnete Lilian plötzlich die Augen. Ihre Hände, die eben noch
gefaltet über der Brust geruht hatten, schossen hervor und umklammerten
mit festem, unerbittlichem Griff meinen Arm. Schmerzhaft bohrten sich Lilians
lange, spitze Fingernägel in mein Fleisch.