Macabros Nr. 36: Gruft der bösen Träume
Die kleine Frau legt ihren Arm um die Schultern der Gestalt, die in dem
altmodischen und verstaubten Korbsessel saß. "Es wird bald alles gut
werden meine liebe Eliza", sagte sie mit leiser Stimme. In ihren Augen schimmerte
es feucht. Mechanisch stieß sie den Korbsessel immer wieder an. Es
war ein Schaukelstuhl, in dem Eliza saß. Der Raum war kahl und klein,
und in einer Nische in der Wand stand eine blakende Öllampe, die
ärmliches Licht spendete. "Bald werden wir dein Lachen wieder hören
und werden teilhaben an deiner Fröhlichkeit. Du wirst wieder so sein
wie früher..." Um die Lippen der dunkelgekleideten Frau zuckte es, und
das Zucken entwickelte sich zu einem leisen, hoffnungsfrohen Lächeln,
das das kleine Gesicht verschönte.
von Dan Shocker, erschienen am 27.04.1976,
Titelbildzeichner: R.S. Lonati
Rezension von
GoMar:
Kurzbeschreibung:
Endlich gelingt es Björn und Rani mit Hilfe der Kaythen-Prinzessin Amana,
die sich sehr schwer von Björn trennt, da sie ihn liebt, auf die Erde
zurückzukehren. Aber Molochos hat wiederum seine Klauen im Spiel und
läßt sie auf einem einsamen Kap in Irland ankommen, denn dort
hofft er, daß die beiden dem Dunklen Gott, einem Monsterwesen aus dem
Meer, zum Opfer fallen werden, denn dieser Dunkle Gott ist mit Björns
Waffen nicht zu besiegen. Während Björn sich mit dem Dunklen Gott
abmüht, um eine junge Frau zu retten, versucht Rani der Wirtsfrau vom
Loop Head Inn zu helfen, deren Tochter und Ehemann ebenfalls Opfer des Dunklen
Gottes sind. Als Rani auch noch von der Polizei des Mordes an der Wirtin
verdächtigt wird, spitzt sich die Lage dramatisch zu, denn der Dunkle
Gott kommt aus dem Meer heraus, um sich die Menschen auf dem Loop Head zu
holen ...
Meinung:
Hier ist Dan Shocker ein sehr spannender Roman gelungen, der zuerst einmal
sehr gut mit den klassischen Horrorelementen eines einsamen Hauses auf
sturmumtoster Klippe spielt, bewirtschaftet von einem etwas verschrobenen
Wirtsehepaar, dessen großes Problem ihre mumifizierte Tochter darstellt,
die vor 30 Jahren beinahe dem Dunklen Gott zum Opfer fiel. Ihr Vater konnte
sie gerade noch retten, fällt aber dadurch selbst immer mehr dem Meereswesen
anheim. Sehr gut herausgearbeitet ist hier die Tragik und die Verzweiflung
der kleinen Wirtsfrau, die alles versucht, um ihre Tochter wieder jung werden
zu lassen. Als dann durch ein Mißgeschick eines Gastes der letzte Retter
ihrer Tochter, ein Kenner von magischen Ritualen, getötet wird, bricht
für die Wirtin die Welt zusammen, als sie erkennt, daß alles umsonst
war, denn der Ruf des Dunklen Gottes ist übermächtig und ihre Tochter
folgt ihm wieder. Man spürt beim Lesen direkt das Mitleid mit dieser
armen, gequälten Frau in sich aufsteigen, kann so richtig mit ihr mitleiden.
Der andere Teil mit Björn und Ranis Rückkehr aus dem Pandämonium
fügt sich perfekt in die Handlung ein, denn sie sind gleich voll ins
Geschehen involviert. Hier stößt Björn sogar an seine Grenzen
und kann nur mit sehr viel Glück dem Dunklen Gott entkommen, denn nur
durch die besänftigte Wut des Meeresungeheuers, als er endlich das Gasthaus
auf der Klippe zerstören kann, und sich dann wieder ins Meer
zurückzieht, läßt ihn am Leben bleiben. Auch der verzweifelte
Kampf Björns gegen dieses Monster ist hervorragend beschrieben, dazu
seine Erkenntnis, daß er chancenlos ist gegen dieses Wesen, das ihn
auch noch seiner Kraft beraubt durch die Vortäuschung von Menschen,
denen er helfen will. Was wieder einmal auffällt ist, daß er in
der Hitze des Gefechtes, obwohl lange getrennt von Carminia, nicht einen
Gedanken an sie verschwendet, aber man kann sich ja nicht um alles kümmern.
Das ist das einzige kleine Minus, das ich an diesem Roman zu bekritteln
hätte. Ganz gut finde ich auch den Schlußgag, daß die gerettete
junge Frau schließlich doch freiwillig zum Dunklen Gott zurückkehrt.
Fazit: Ein toll und sehr spannend geschriebener Roman von D. S., den man
an stürmischen Tagen lesen sollte, denn dann paßt das Wetter auch
noch zu der Lektüre. Mir scheint ohnehin, daß D. S. diesen Roman
an solchen Tagen geschrieben hat. Denn die Grundstimmung ist sehr düster
gehalten und paßt sich dem Plot sehr gut an. Ich finde, alle Figuren
sind fantastisch beschrieben und fügen sich perfekt in die Handlung
ein, so daß eigentlich keine Figur wirklich unnötig erscheint.
Selbst der etwas übereifrig agierende Polizist findet Verständnis
beim Leser ob der Grausamkeit der Morde, die Rani angelastet werden, obwohl
er die Morde natürlich nicht begangen hat. Dieser Heftroman ist einfach
um einige Seiten zu kurz; hier wäre genug Potential für ein Taschenbuch
gewesen.
Besonderheiten:
1. Björn und Rani beenden den Pandämonium-Zyklus.
2. Erstes Auftauchen des Dunklen Gottes, eines Ursen, der Björn noch
einige Probleme bereiten könnte.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Von Lonati hervorragend in Szene gesetzt die Nachtinsel des Dunklen Gottes
mit sehr vielen Details, die genau zur Beschreibung passen. Einzig das
Pärchen stimmt nicht ganz, denn Björn fährt Stan Falkner hin,
aber es wirkt so natürlich viel dramatischer. Die düstere Farbgebung
des Bildes ist sehr stimmig. Etwas eigenartig wirkt das violett eingefärbte
Astgeflecht, das so etwas wie ein offenes Gehirn darstellen soll (?). Ein
Titelbild jedenfalls, das die dramatische Stimmung des Romans perfekt
ergänzt. Für die Frau im Ruderboot und die beiden an Wachttürme
einer Burg erinnernde Söller gibt's leider einen Punkt Abzug, aber nur
deshalb, weil ich keinen halben Punkt abziehen kann.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Das Künstlerpärchen Cathy Francis und Stan Falkner möchte
sich einen ruhigen Urlaub gönnen und folgt der Empfehlung von Bekannten
und reist an das verlassene Kap Loop Head/Irland. In dem einsamen Gasthaus
erfahren sie durch die Besitzerin Cynthia O'Donell und ihrem eigenartigen
Ehemann Andrew die unheimliche Geschichte von dem 'Dunklen Gott', welcher
nach Sonnenuntergang weibliche Personen zu sich ruft. Eigentlich nehmen die
beiden Künstler die Geschichte nicht so ernst, wären da nicht die
Vermutungen, dass eine weitere Person in der Pension haust. So geraten sie
in lebensgefährliche Verwicklungen um den 'Dunklen Gott' und seinen
fischähnlichen Dienern. Und dann hört Cathy Francis den Ruf des
Dämons...und folgt ihm! In dieses Szenario geraten Björn und Rani,
nachdem sie endlich durch eine gefährliche weißmagische
Beschwörung der Kaythen-Prinzessin Amana aus dessen Reich dem
Pandämonium entkommen können. Und sie stellen sich direkt gegen
den 'dunklen Gott', ahnen allerdings nicht, wie mächtig und gefährlich
dieser überhaupt ist!
Meinung:
Waren die Hauptfiguren Björn Hellmark und Rani Mahay im Vorband doch
eher Randfiguren, gelangen sie in dem sechsunddreißigsten MACABROS-Roman
wieder mehr in das Zentrum des Geschehens. Und diese dunkle und spannende
Rahmengeschichte erinnert mich doch sehr stark an die Geschichten von H.P.
Lovecraft, welcher ebenfalls immer wieder mit dem unfaßbaren Bösen
aus den Tiefen des Meeres hantierte. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass
sich Autor Dan Shocker hier kräftig inspirieren lies, was der Geschichte
nur gut tut! Zu erwähnter dunkler Atmosphäre mischt sich im letzten
Drittel noch eine starke Portion Action, welche aber auch ein bisschen gestreckt
anmutet. Dieser Punktabzug ist aber nicht tragisch, das hohe Level dieser
Serie bestätigt sich von Heftroman zu Heftroman!
Besonderheiten:
- durch ein weißmagisches Ritual, welches die Kaythen-Prinzessin Amana
durchführt, gelangen Björn und Rani wieder auf die Erde
- erster Auftritt des 'Dunklen Gottes', einem mächtigen Dämon,
der in der Tiefsee im Nordwesten Irlands lebt
- scheinbar sind die Ursen Diener des 'Dunklen Dämons'
- der 'Dunkle Gott' verschwindet in die Tiefen der Ozeane
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Künstler Lonati hat hier mal wieder eine wunderbare und detailgetreue
Gesamtaufnahme der Höhle bei Kap Loop Island erschaffen! Es beschränkt
sich nicht auf das Pärchen in dem Ruderboot und die Höhle, es gibt
einfach vieles zu erblicken. Die dunklen Farbtöne bringen des weiteren
eine gruselige Atmosphäre auf das Cover - sehr gute Arbeit!
Coverbewertung: