Der Magier Nr. 13: Traumschiff ins Grauen
Plötzlich auf der Straßenmitte blieb der alte Mann stehen. Sein
Gesichtsausdruck veränderte sich. Er sah zu den mächtigen Felsen
hinüber. Bremsen kreischten, als ein paar Autos stoppen mußten,
um den Mann nicht zu überfahren. Passanten schreckten auf und sahen
ihn entgeistert an. Zeitlupenhaft langsam breitete er die Arme aus. Auf seiner
Stirn perlte der Schweiß. Seine Lippen bewegten sich. Jemand hupte
mit Ausdauer, doch der Alte machte keine Anstalten, die Straße wieder
freizugeben. "Die Felsen glühen! Seht ihr nicht, wie sie glühen?"
"Der ist verrückt geworden!" schrie eine Frau. Im gleichen Moment brach
der Mann wie vom Blitz gefällt zusammen und rührte sich nicht mehr.
Immer noch murmelten seine Lippen unablässig und erzählten von
glühenden Felsen. Selbst dann noch, als man ihn in einem Krankenwagen
schob und eilig ins Krankenhaus brachte.
von W.K. Giesa, erschienen 1983, Titelbild: Detlev Menningmann
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Das Traumschiff MS STELLA wird für den Magier Roy de Voss und seine
japanische Freundin Yani Atawa zum Schauplatz für einen weiteren Kampf
gegen die dunklen Mächte. Yani hat die Rundreise für 2 Personen
bei einem Preisausschreiben gewonnen, doch Roy entschließt sich, seinen
Butler Patrick ebenfalls mitzunehmen. Die drei ahnen nicht, dass sich auch
ein alter Bekannter als Passagier eingefunden hat: Poul Grave, der aktuelle
Besitzer des Schicksalswürfels aus Band
Nr.6. Dieser hat noch eine offene
Rechnung mit dem Magier, also schaltet er einen der gelisteten Passagiere
des Schiffes aus und nimmt dessen Platz ein.
Aber auch Poul soll sich noch mächtig wundern, denn zur gleichen Zeit
wird ein offensichtlich geistig verwirrter Mann mitten auf der Strasse
aufgegriffen, der immer wieder von "glühenden Felsen" spricht und dabei
zunehmend seine Lebensenergie zu verlieren scheint. Dr. Juarez, welcher den
Sterbenden im Krankenhaus betreut, versucht hinter das Geheimnis dieser
gestammelten Worte zu kommen, wobei die Spur ihn zu den Felsen von Gibraltar
führt. Juarez' Interesse hat einen ganz bestimmten Grund - er gehört
einem dunklen Zirkel an und möchte sich die geheimnisvolle Macht der
"glühenden Felsen" zunutze machen.
Während sich auf dem Traumschiff die Lage langsam zuspitzt, beschwört
Juarez die Kräfte aus dem Felsen. Die entfesselten Magien konzentrieren
sich nun alle auf die MS STELLA, welche von Grave zu allem Übel ebenfalls
in die Strasse von Gibraltar umgeleitet wurde.
Eine gigantische Seeschlange und ein Monstervogel greifen das Schiff an,
und inmitten der aufkommenden Panik versucht Roy sein eigenes und das Leben
der anderen Passagiere zu retten
Meinung:
Eine Horror-Kreuzfahrt in sonnigen Gefilden, darauf war ich bereits gespannt,
doch irgendwie schleppt sich diese Reise leider sehr gemächlich vor
sich hin, so dass eigentlich erst auf den letzten Seite die trashige Szenerie
ausgepackt wird, die man auf dem Coverbild versprochen bekommt. Dafür
würfelt Giesa viele kleine, oft auch unnötige Nebenhandlungen
durcheinander, die später in einem doch recht unübersichtlichen
und gewagten magischen Tohubawohu zusammenfinden. Angefangen bei der seltsamen
Rolle des Dr. Juarez bis hin zu dem etwas unentschlossenen Poul Grave und
schließlich dem eher unspektakulären Schiffsalltag, dem die Passagier
frönen. Wenig Unheimliches; außer vielleicht Butler Patricks Auftritt
als Gespenst; dafür mehrere schräge Figuren mit magischen
Fähigkeiten und Zauberutensilien.
Zwar fühlt man sich stellenweise alleine durch die Kulisse angenehm
an verschiedene Klassiker; speziell aus dem Krimi-Metier; erinnert, deren
Handlungen auf ein Kreuzfahrtschiff verlegt wurden, dennoch fehlt hier irgendwas.
Zu viele kleine Nebensächlichkeiten, die aufgrund der begrenzten Seitenzahl
nur kurz angeschnitten werden und deshalb eher unnötig anmuten. Sie
nehmen den Platz für einen soliden Handlungsstrang weg und erwecken
stellenweise den Eindruck, als ob sich der Autor nicht ganz schlüssig
darüber war, worauf er eigentlich hinaus wollte. Und dafür gibt's
am Ende wieder ein wildes und gehetztes Hallo
schade!
Besonderheiten:
Poul Grave und sein Schicksalswürfel tauchen wieder auf
Der Zauberkreis-Verlag macht kurz mal Schleichwerbung für eine weitere
hauseigene Serie, denn auf Seite 24 verweist Grave auf die Figur einiger
Krimigeschichten, die von der Beschreibung her kein Geringerer als "Butler
Parker" sein kann
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Na gut, den einen oder anderen wird das Bild an eine Abenteuerschallplatte
à la Sindbad aus den frühen Kindertage erinnern, doch trotzdem;
oder vielleicht gerade deshalb; war ich richtig gespannt auf diese Geschichte.
Die Szenerie schaut so extrem verspielt aus, dass es schon wieder toll
ist
Coverbewertung: