Der Magier Nr. 18: Voodoo-Zauber im Rock-Palast

Der Magier Nr. 18: Voodoo-Zauber im Rock-Palast


In einer kleinen Strohhütte fand eine Voodoo- Zeremonie statt. Kerzen flackerten. Ein betäubender Duft hing in der Luft, der aus einer Schale drang, in der Holzkohle glühte. Ein junger Hungan warf Kräuter in das aufzischende Feuer. Dunkelhäutige Gestalten, deren Gesichter mit Asche beschmiert waren, tanzten verzückt um den Toten, der in der Hütte aufgebahrt lag. Der tote Neger glich einer Mumie. Sein Haar war schlohweiß. Der Tote war ein mächtiger Priester gewesen. Blumen hüllten seinen Leib wie ein buntschillerndes Kleid. Keuchend hüpften die Priester und Priesterinnen, die Hungans und Mambos hin und her. Schreie mischten sich in das Dröhnen der schlagenden Voodoo- Tromeln. Plötzlich wurde es still. Nur das Knistern der brennenden Kohle war zu vernehmen. Alle knieten nieder und berührten mit der Stirn den Boden. Ein kräftig gebauter Neger betrat die Hütte. Bedächtig ging er auf die Bahre zu. Er hob die Arme langsam. Sein Oberkörper war mit grellen Farben beschmiert, die bizarre Muster bildeten und fast wie Tätowierungen aussahen. Seinen Kopf verhüllte eine abstoßend häßliche Holzmaske, die den Kriegsgott Ogun Badgari darstellte. In der rechten Hand hielt er einen weißen Tontopf, in der linken Hand einen frisch geschnittenen Palmzweig.


von Kurt Luif, erschienen 1983, Titelbild: Detlev Menningmann

Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Die Radiostationen und Diskotheken werden von einer recht gewöhnungsbedürftigen Single überrannt. Der Song "Voodoo Magic" von "The Voodoos" (…eine sehr einfallsreiche Wahl des Bandnamens…) hat innerhalb von kürzester Zeit die Spitze der Charts erklimmt und scheint Disko- sowie Konzertbesucher gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen.
Der ungewöhnliche Erfolg dieser Band weckt das Misstrauen bei Roy de Voss, so dass er sich entschließt, zusammen mit seiner Freundin Yani einem Auftritt der Musiker im Madison Square Garden beizuwohnen. Das Konzert nimmt einen katastrophalen Ausgang. Leute verfallen in eine Art Trance und der Saal verwandelt sich in ein unkontrolliertes Chaos. Der Magier kann den tobenden Massen entkommen und sucht die Band im Backstagebereich auf. Hier erfährt Roy die wahre Geschichte hinter dem seltsamen Erfolg des eigentlich eher mäßigen Nr.1-Hits.
Die Bandmitglieder sind vor einigen Monaten in Haiti einem so genannten Papaloa begegnet, einem Voodoo-Priester, der den Musikern den garantierten Erfolg versprach. Der Preis dafür stellte sich jedoch als beängstigend hoch heraus. Sie konnten sich der Macht des Papaloas nicht mehr entziehen, selbst die Lebensgefährtinnen sowie die Manager der Band sind auf Gedeih und Verderb den Launen des großen Unbekannten ausgeliefert. Anhand von Voodoo-Puppen kontrolliert der Papaloa die einzelnen Personen, wer ihm unangenehm wird, findet einen schrecklichen Tod.
Roy de Voss setzt nun alles daran, den Zauber des Unheimlichen zu brechen und dessen Identität zu entlarven, denn wie sich heraus stellt, hat der Papaloa auch noch sein Finger bei einigen folgenschweren politischen Intrigen in Haiti im Spiel…


Meinung:
Eine Voodoo-Geschichte der etwas anderen Art! Was hierbei besonders positiv auffällt ist, dass Kurt Luif über ein beachtliches Hintergrundwissen verfügt, was den tatsächlichen Voodoo-Kult anbelangt. Schön baut sich die komplette Geschichte auf; angefangen bei dem politischen Machtspiel in Haiti bis hin zu dem Schicksal der New Yorker Band "The Voodoos" und ihrem folgenschweren Einfluss auf die Gesellschaft. Zwei wirklich nett erdachte Schauplätze.
Dafür krankt das eigentliche Motiv etwas, denn dieser ausgelutschte Weltmachtsgedanke polterte dann doch etwas zu plump herein und die Identität unseres brandgefährlichen Papaloas; der dann doch recht schnell seine Macht einbüßt; hätte ruhig eine nette Überraschung sein dürfen, anstatt einfach eine neue, bisher unbekannte Figur aus dem Hut zu zaubern.
Roy de Voss kommt mit seinen magischen Fähigkeiten langsam in Hochform, er gewinnt zunehmend an Selbstbewusstsein, was seine Gegner auch deutlich zu spüren kriegen. So langsam mausert er sich zu einem erstzunehmenden Widersacher gegen die dunklen Mächte und erweckt nicht mehr den Eindruck eines überforderten Hobby-Parapsychologen, der versehentlich mit irgendwelchen magischen Kräften bestückt wurde…


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Und wieder eines dieser speziellen Werke von Detlev Menningmann, die ihren Charme durch ihre besondere Verspieltheit haben. Es dürfte die Szene wieder geben, als Dan Farley beim Auftritt der "The Voodoos" in Ohnmacht fällt, wobei es hier offensichtlich der Sänger und nicht, wie in der eigentlichen Geschichte, der Gitarrist ist. Nichts Wildes, aber trotzdem akzeptabel…aber es gibt Bessere!


Coverbewertung:
2 Kreuze