Occu Nr. 15: Der Mörder mit den Glückspendel

Occu Nr. 15: Der Mörder mit den Glückspendel


Heißer Dampf zerstob zischend am Mauerwerk. Ein leises Pfeifen mengte sich in das Brodeln des flüssigen Goldes im rundlichen Kessel über der Feuerstelle. Ling Fu lächelte zufrieden vor sich hin und rührte den geheimnisvollen Brei um. Dann griff er nach einer eisernen Gußform, schöpfte einen Teil des Goldes hinein und warf die verschlossene Gußform in ein Gefäß mit Eiswürfeln. Blitzschnell löschte er das Feuer, schob den Kessel beiseite und drehte sich seinem Besucher zu. "Gleich ist es soweit", nickte er und kniff seine geschlitzten Augen zusammen. Der schmächtige junge Mann starrte auf den Topf mit den Eiswürfeln. Der Besucher trug eine Matrosenuniform und wirkte unruhig. "Und Sie sagen die Wahrheit?" Ling Fus Gesicht wurde ernst. Er griff nach der Gußform und öffnete sie. Mit hellem Klang fiel ein tropfenförmiges, zartes Gebilde heraus und rollte auf dem Fußboden davon. Der Chinese hob es auf, griff in seine Sakkotasche, holte eine Kette heraus, fädelte das Gebilde daran auf; dann sagte er feierlich: "Ich bin aus China nach Europa gekommen, um euch das Wunder des goldenen Glückspendels zu zeigen.


von Hademar Bankhofer, erschienen im April 1977, Titelbild: Bracci