Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 35

Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 35


Dieses Band ist ein Nachdruck der zwei Romanhefte:


Professor Zamorra Nr. 76: Oase der Verfluchten
(Romanheft)
Die Augen des hageren alten Mannes mit dem unglaublich verdreckten schwarzen Burnus glühten. Nur das flackernde Licht der Öllampe erhellte das große Zelt spärlich. Draußen in der Wüste heulten Schakale. Der Alte deutete auf dis Kristallflasche in seiner Hand. Sie war mit seltsamen Schriftzeichen verziert. Ein Stöpsel, mit Wachs versiegelt, verschloß sie. Der Besucher des Alten schaute wie gebannt auf diese Flasche. "Du willst also, daß ich die reitenden Mumien beschwöre, Anwari al Dschabir", sagte der Alte. "Der Schrecken aus dem Jenseits soll über diese Welt kommen, die Leid und Kummer genug kennt. Die Söhne des Windes, Samir der Grausame und seine dämonischen Schergen, sollen wieder reiten, ihre Schwerter Blut trinken." "Wir haben lange und ausführlich genug darüber gesprochen, Hussein Abdulacer", sagte der Besucher, und in seinem scharfgeschnittenen Gesicht zuckte es. Er war hochgewachsen. Die Kordel der Kapuze seines hellen Burnusses wer mit Goldfäden durchwirkt. "Handle jetzt endlich!" Der Alte nickte und murmelte etwas. Lauter sagte er: "Es sei, im Namen des Scheitans." Er zog den Stöpsel aus der Flasche. Sofort zischte und brauste es. Eine helle Rauchwolke schoß aus dem Flaschenhals, wuchs rasend schnell und wölkte über das Zelt hinaus. Ein stechender, seltsamer Geruch überlagerte den Gestank des getrockneten Kamelmists auf der kalten Feuerstelle. Anwari al Dschabir war bleich geworden. Seine rechte Hand umklammerte den Griff des reichverzierten Dolchs in seinem Gürtel. "Allah!" stöhnte er. Plötzlich erfüllte Geheule die Luft. Unsichtbare Schwertklingen zerhieben die Zeitwände. Eiskalter Wind fauchte herein. Geisterhafte Stimmen wurden laut. Hussein Abdulacer schrie Beschwörungen, und der Aufruhr legte sich wieder. "Nicht diesen Namen, Narr!' sagte der Alte. "Willst du die Söhne des Windes mit Gewalt gegen dich aufbringen?"


Professor Zamorra Nr. 77: Das Phantom der Insel
(Romanheft)
Marun Cofales lief um sein Leben. Er hörte kaum die schwere Brandung, die unter ihm gegen die Klippen schlug. Er hörte nicht das fauchende Heulen des aufgebrachten Windes. Wütend fuhr der Maestrale aus Nordwest über die See heran und rüttelte an den Felsen der sardinischen Küste. Das Meer bäumte sich auf, schlug mit tausend Wellen zusammen, fing an zu brodeln wie ein gigantischer Wasserkessel. Marun Cofales hörte nichts von alledem. Er hörte nur das Keuchen jener Gestalt, die hinter ihm her war, die ihn auf dem Kamm der Klippen entlangtrieb. Nur einmal hatte er sich umgesehen, im schwachen Licht der Dämmerung. Diese eine Sekunde hatte genügt. Der Spanier wußte Bescheid. Er kannte diese dämonische Gestalt aus den vielen Erzählungen, die seit Moneten im Umlauf waren. Auf seinen Spuren war Lo Sardo! Der Geist, den niemand fassen konnte. Das Ungeheuer, das sich als Rächer Sardiniens vorkam. Die verhüllte Gestalt, die halb wie ein Drachen, halb wie eine riesige Fledermaus über den Felsen zu schweben schien. Ein Mann oder ein überirdisches Wesen, niemand wußte es. Aber jeder wußte, daß er diesem Ungetüm ausgeliefert war, wenn er ihm erst einmal begegnete. Lo Sardo ließ keinen entkommen, den er mit seiner fürchterlichen Rache bedacht hatte. Lo Sardo, das hieß Tod. Das wer Verzweiflung und Ausweglosigkeit. Wer die Schritte Lo Sardos hinter sich hörte, hatte mit dem Leben abzuschließen. Wer des unbarmherzige Rauschen seiner flügelartigen Gewänder hörte. konnte gleich selbst von den Felsen springen. Lo Sardo, des war wie ein tödlicher Pfeil, der aus dem Hinterhalt heranschoß und jeden durchbohrte.


Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Titelbild wurde auch schon auf dem Cover des Gespenster-Geschichten Comics Nr. 874 verwendet:

Gespenster-Geschichten Nr. 874: Die Karawane der verlorenen Seelen