Professor Zamorra Nr. 64: Die Mühle der Toten

Professor Zamorra Nr. 64: Die Mühle der Toten


"Ich kann dieses Leben nicht mehr ertragen!" schrie Armand Garascon. "Alles ist widerlich und Dreck! Es gibt nur Niedertracht Gemeinheit und Verat auf der Welt! Ich will nicht mehr!" Der Bucklige mit dem groben Kittel taumelte aus dem Zimmer, einen Strick in der Hand. Er stolperte die steilen Stufen der Wendeltreppe hinunter, stöhnte und heulte auf wie ein wildes Tier. Unten riß er die schwere Tür auf und trat hinaus in die Nacht. Finster war es. Schwere Gewitterwolken hingen am Himmel, und eine drückende Schwüle lastete auf dem Land. In den Uferwiesen der Charente zirpten die Grillen. Die Flügel der Mühle, die Armand Garascon gehörte, regten wie schwarze Finger in den Himmel. Jenseits des Flusses schimmerten die Lichter des Dörfchens Bresteville. Der Klang einer Glocke halte durch die Nacht. Armand Garascon schüttelte die rechte Faust, die er um den Strick gekrampft hatte, Sein häßliches Gesicht war eine verzerrte Grimasse. Der breite Bach, der das Mühlrad trieb, rauschte. "Ihr dreckigen Lumpen!" schrie Garascon zu dem Dorf hinüber. Ihr habt es alle gewußt und über mich gelacht. Euer Hohn und euer Spott hat mir den Rest gegeben. Habe ich euch je gekränkt oder übervorteilt? War ich je nicht freundlich und hilfsbereit? Und was habe ich von euch dafür bekommen?" Der Bucklige schluchzte. Er war völlig herunter mit den Nerven. Seit Wochen schon steuerte er auf die Krise zu, und jetzt war es soweit. Ein Gespräch zwischen ein paar Bauern, das er unbemerkt belauscht hatte, hatte ihm den Rest gegeben. Gelacht hatten sie über ihn, den buckligen Garascon, den häßlichen, aber steinreichen Müller. Über Garascon, der das schönste Mädchen des ganzen Charente-Tals zu seiner Frau gemacht hatte und betrogen worden war wie der dümmste Hanswurst. Und nicht nur betrogen, sondern getäuscht noch und noch.


von Walter Appel, erschienen am 30.11.1976

Rezension von Frithjof:


Kurzbeschreibung:
Armand Garascon, der buckelige Müller des französischen Ortes Bresteville, erträgt sein Leben nicht mehr. Seine hübsche Frau Yvette betrügt ihn und der ganze Ort macht sich lustig über ihn. Armand hat vor, sich das Leben zu nehmen. An den Flügeln seiner Mühle will er sich erhängen. Als er schon den Kopf in der Schlinge hat, ruft er Luzifer um Hilfe an. Armand will seine untreue Ehefrau und die gehässigen Bewohner von Bresteville verfluchen. Doch statt Luzifer erscheint der Dämon Beau Gunod. Als der Müller Zweifel an seinem Vorhaben bekommt und einen Rückzieher machen will, hilft Beau Gunod bei dem Selbstmord ein wenig nach. Zweihundert Jahre später kommt es in Bresteville zu seltsamen Spukerscheinungen. Der Bürgermeister des Städtchens erinnert sich an die Legende um den Fluch des Müllers und bittet Professor Zamorra um Hilfe. Zur gleichen Zeit wie Zamorra und seine Freunde, treffen auch Paulette Martier und Roger Defils in Bresteville ein. Bei´den beiden handelt es sich um Reinkarnationen von Yvette Garascon und ihrem Liebhaber. Soll an den beiden der Fluch des längst verstorbenen Müllers in Erfüllung gehen? Zamorra versucht das Schlimmst zu verhindern, muss aber feststellen, daß er in Beau Gunod einen ernst zunehmenden Gegner gefunden hat. Außerdem funkt dem Professor noch ein anderer "Geisterjäger" dazwischen...


Meinung:
Hier beweist Walter Appel einmal mehr, das er zu den besten seines Faches gezählt werden muss. Wie in vielen seiner Werken, versucht er auch hier, den Auslöser des Horrors, nämlich den Müller, selbst als Opfer darzustellen. Außerdem schafft er es erneut, eine Spannende Story mit einer dichten Atmosphäre zu verbinden. Eine gute Bewertung bekommt der Roman aber allein schon wegen dem ausgesprochen coolen Dämons Beau Gunod. So geziert und gelangweilt, ironisch und stilvoll er sich in seiner menschlichen Gestalt gibt, mausert er sich doch schnell zu einem außergewöhnlichen und trickreichen Gegner für Zamorra. Ein echtes Lesevergnügen.


Besonderheiten:
Walter Appel schrieb unter dem Pseudonym Brain Elliot auch einige exzellente Romane für die Gespenster-Krimis. Die meisten dürften ihn aber als Earl Warren kennen.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover ist gar nicht mein Fall. Die zu Berge stehenden Haare des abgebildeten Mannes, wirken derart albern, das man fast geneigt ist, die Finger von dem Roman zu lassen. Wirkt auch sonst nicht sonderlich dramatisch.


Coverbewertung:
0 Kreuze

Rezension von Skywalker:


Kurzbeschreibung:
Der Roman beginnt mit einer Szene im 18. Jahrhundert, als der buckelige Müller Brestevilles, Armand Garascon, Selbstmord begehen möchte. Kurz zuvor hatte er erfahren, dass seine Frau ihn bereits seit Jahren betrügt und er bereits seit einiger Zeit das Gespött des Dorfes ist. Garascon will Rache an seiner Frau und den Dorfbewohnern nehmen und ruft den Teufel um Hilfe. Doch anstelle Luzifers erscheint dessen schöner Diener Beau Gunod. Abgeschreckt durch das Erscheinen des Dämons überlegt es sich der Müller noch anders. Aber es ist zu spät, der Dämon nimmt sich die Seele des Müllers und schmiedet seine eigenen Pläne.
Zwei Hundert Jahre später erfüllt sich nun der Fluch des Müllers und in Bresteville kommt es zu zahlreichen Spukerscheinungen. Daraufhin ruft der Bürgermeister des Dorfes nicht nur Prof. Zamorra, sondern auch einen weiteren Geisterjäger zur Hilfe.


Meinung:
Ein fantastischer Roman, welcher nicht nur durch das schaurige Ambiente glänzt, sondern auch durch viel Action und zahlreiche Wendungen. Insbesondere die Idee eines zweiten "Geisterjägers" und der starke Hauptgegner machen diesen Roman zu spannender Lektüre. Beau Gunod ist wirklich ein genialer Gegner, wie man ihn sich wünscht: arrogant, clever, hinterhältig und unbarmherzig. Die Tatsache, dass Zammora Beau Gunod nur verbannen, nicht aber vernichten kann, wertet den Dämon in dieser frühen Phase der Romanserie nur auf und man wartet schon gespannt darauf, wann der Dämon demnächst wieder zuschlagen wird...
Dieser Roman gehört nicht nur aus Nostalgiegründen zu einem der besten Romane, die ich bisher gelesen habe und ist der erste Roman bei gruselromane.de welchem ich fünf Kreuze gebe! Er gehört sicherlich zu den Top 20 der ca. 800 Romane die ich in den Jahren gelesen habe!


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die Mühle und Hand des toten Müllers sind ordentlich dargestellt und der nette Mann mit den zu Berge stehenden Haaren soll wohl der Totengräber sein, welcher den wieder zum Leben erweckten Müller entdeckt. Insgesamt ordentliches Cover, aber nichts Besonderes.


Coverbewertung:
3 Kreuze