Professor Zamorra Nr. 211: Die Nacht in der Schreckensburg

Professor Zamorra Nr. 211: Die Nacht in der Schreckensburg


Ihre Finger krampften sich um das rauchfarbene Sherry-Glas. Ein leiser Schrei floh über ihre Lippen, als der Schmerz sie traf! Tanja Semjonowa löste unwillkürlich ihre Hand von dem Glas. Eine plötzliche Schwäche nahm Besitz von ihr. Ihr Oberkörper kippte nach vorn, ihr Kopf schlug mit der Stirn gegen die Tischplatte. Mühsam gelang es ihr, die Arme anzuwinkeln, den Kopf etwas anzuheben und das Gesicht darauf zu betten. Sie schloß die Augen, und seltsamerweise schien sich mit der Schwärze auch der sie umgebende Lärm des Pubs zu entfernen.


von W. K. Giesa & Manfred Weinland, erschienen am 29.06.1982

Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Eine Gruppe von sieben Vampiren, die in einer Burgruine oberhalb eines schottischen Dorfes hausen, bringen eines Nachts durch ein Blutopfer ihren dämonischen Herren Sanguinus in diese Welt. Dieser hat nun offenbar die Macht, Vampire zum Gehorsam zu zwingen, so auch die Überläuferin Tanja Semjonowa, die es gegen ihren Willen auf die alte Burg zieht, wo sie bestraft werden soll. Der Vater des Blutopfers trommelt einige Leute aus dem Dorf zusammen, und macht sich auf in die "Blutburg", um den Vampiren den Garaus zu machen, was natürlich vollkommen misslingt. Auf ihrem Weg zur Blutburg gelingt es Tanja sich einigermaßen aus Sanguinus' Willen zu befreien und den Professor um Hilfe zu bitten, der prompt nach Schottland reist. Gemeinsam treten Zammy, Nicole und Tanja in die Gemäuer ein, und nach ein wenig zielloser Action sind die sieben Vampire Staub, und der Dämon Sanguinus geflohen.


Meinung:
Eine Giesa/Weinland Koproduktion, wobei die beiden Herren hier diesmal doch auffallend unterschiedliche Ideen und Stimmungen verfolgten, was leider zu einer uneinheitlichen Unausgegorenheit des Romans führt. Praktisch alle Sachverhalte in diesem Roman kommen ohne jedwede Erklärung oder ersichtlichen Grund daher. Die Motivation der Vampire, auch deren Vergangenheit oder sonst irgendwas in Bezug auf den Dämon Sanguinus werden nichtmal gestreift. Man bleibt als Leser recht unbefriedigt zurück, und ist so klug als wie zuvor ...


Besonderheiten:
- Tanja Semjonowa, die Ex-KGB-Agentin und geläuterte Vampirin ist hier mit von der Partie. Ihre Vampir-Magie wird als durchaus potent beschrieben, so stellt sie etwa aus einer Telefonzelle ohne Münzen sondern rein Kraft ihrer Magie ein Ferngespräch mit Frankreich her, um Zamorra zu verständigen. Auch paralysiert sie hypnotisch einen Mann, der sie mit einer Waffe bedroht, und kann mühelos Gestaltwandeln (Fledermaus).
- Am Anfang wird ein magischer Dolch erwähnt, der sich im Besitz Prestoffs befindet, pechschwarz ist, und aus Mondmetall besteht, aber im Laufe des Romans scheinen die Herren Autoren darauf vergessen zu haben, da er nichtmal am Schluss beim Endkampf mehr erwähnt wird.
- Es gibt eine sehr faszinierende Szene in dem Heft, nämlich als der Vater Reenas seine tote Tochter findet, und darüber die Dämonengestalt Sanguinus' wahrnimmt, was ihn dem Wahnsinn verfallen lässt. Sanguinus rastet wegen der Wahnsinnigkeit des Mannes aus, weil Dämonen mit Wahnsinn nichts anfangen können, und sie vom Wahnsinn trotz ihres magischen Naturells (Zitat:) "angesteckt" werden könnten.
- Sanguinus wird in die Serie eingeführt, als eine Art Dämon, der sich Vampire unterworfen hat, aber genaueres erfährt man eigentlich nicht über ihn. Jedenfalls überlebt der Dämon am Ende, befindet sich somit auch noch in Zukunft im Zamorra-Kosmos.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Mit viel gutem Willen lässt sich auf dem Titelbild die Szene der Opferung Reena MacRedys am Anfang des Hefts wiedererkennen. Zwar stimmen keinerlei Details (so ist Reena etwa nackt, die Gestalten zu siebt, alle tragen rote Gewänder und keine eine Kapuze), aber zwischen erster und zweiter Zeile des Titelschriftzugs lässt sich im Mond sogar die Fratze des Dämons Sanguinus erkennen. Der Herr in Weiß soll offenbar Prastoff, der Anführer der Vampire sein, wenigstens er hat ersichtliche Vampirzähne, aber da muss man schon sehr genau hinsehen. Auf den ersten Blick hätte ich in keiner der Gestalten am Cover einen Vampir erkannt. Außerdem drängt sich mir beim Cover ein gewisser Exploitation-Eindruck auf, der im Heft aber keinen Widerhall findet. Knapp daneben ist auch vorbei.


Coverbewertung:
1 Kreuz