Professor Zamorra Nr. 860: Die Blutbank von Venedig
Nebel wogten über dem Canal Grande, es war schwül und roch aus
den Kanälen Venedigs. Die Dämmerung brach herein, spät war
die Sonne blutrot am Horizont versunken. Sie hatte die Palazzos und sonstigen
Gebäude der Lagunenstadt mit ihrem Glanz angestrahlt, dass es aussah,
als ob sie mit Blut übergossen seien. Ein böses Omen. Die mit
prachtvollen Schnitzereien verzierte Gondel fuhr unter der Ponte di Rialto,
der Seufzerbrücke, hindurch. Dort hatten die Händler noch immer
ihre Andenkenläden geöffnet. Das Ruder des im Heck der Gondel mit
dem hochgezogenen Bug stehenden, dunkelgekleideten Gondoliere plätscherte
im Wasser. Eine Laterne hing vorne am Bug, der Gondoliere hatte sie noch
nicht angezündet. An den meisten anderen Gondeln brannten bereits die
Lichter.
von Earl Warren, erschienen am 15.05.2007, Titelbild: del Nido
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Professor Zamorra und Nicole Duval machen einen Kurzurlaub in Venedig. Der
ist allerdings bald beendet, als ein befreundetes Ehepaar spurlos verschwindet
und die Frau als Leiche mit Bissmalen von Vampiren aus einem Kanal gefischt
wird. Die Dämonenjäger wollen Nachforschungen anstellen, doch ein
Hexenjäger funkt ihnen dazwischen, der von einer geheimen Bruderschaft
den Auftrag erhielt die Vampire von Venedig zu vernichten. Doch der habgierige
und verschlagene Hexenjäger hat nicht das Wohl der Menschen im Sinn.
Der Hass auf Zamorra bestimmt sein Handeln und als er Nicole entführt,
um sie als Hexe hinzurichten spielt er den Blutsaugern direkt in die Hände
...
Meinung:
Nach fast einhundert Romanen hat Earl Warren alias Walter Appel erneut einen
Roman für die Zamorra-Serie beigesteuert. Wenn man sich allerdings die
grottenschlechte Story und den mangelhaften Schreibstil vor Augen führt
ist das alles andere als ein Grund zu feiern. Unzählige Wortwiederholungen
und die Unfähigkeit des Autors eine angemessene Atmosphäre aufzubauen
vergällen dem Leser schon nach wenigen Seiten die Lektüre. Warren
versucht den Flair der Stadt mit gut recherchierten Informationen zu vermitteln,
was gründlich in die Hose geht. Im Gegenteil: Die ständigen
Fußnoten, in denen sogar der Begriff "Bauernopfer" erklärt wird,
nerven irgendwann nur noch. Die Charakterisierung der Protagonisten gelingt
dem Schriftsteller nicht einmal ansatzweise. Nicole und Zamorra benehmen
sich wie frischverliebte Teenager und die schwülstigen Liebesbekundungen
passen eher in einen Liebesroman, als in einen Gruselthriller. Zamorra benimmt
sich wie ein großkotziger Macho und Nicole verfällt in die typische
Opferrolle, die Frauen in den Heftromanen der siebziger Jahre nur allzu gern
einnahmen. Wenn nicht ab und an Anmerkungen zu anderen Fällen gemacht
worden wären, die sicherlich von Werner Kurt Giesa nachträglich
eingefügt wurden, könnte man meinen der Roman stammt noch aus den
ersten hundert Ausgaben wo jeder Autor schreiben konnte was er wollte, was
man den Romanen zum Teil stark anmerkte. Die Titelgebende Blutbank spielt
eigentlich nur zu Beginn eine kurze Rolle. Hat man dort noch den Eindruck
dies könnte ein durchaus unterhaltsamer nicht ganz ernst gemeinter
Gruselroman um eine Bank werden, die von Dämonen geleitet wird und wo
Menschen ein Konto mit ihrem Blut einrichten könnten, so verliert sich
Warren bald in einer konfusen Story, die fast nur auf Action ausgelegt ist.
Die Figur des korrupten und wahnsinnigen Hexenjägers ist derart klischeehaft
und unglaubwürdig, dass der Roman nicht einmal ansatzweise glaubwürdig
ist. Die Vampire geraten dabei mehr und mehr in den Hintergrund und werden
zum Ende hin quasi in einem Nebensatz vernichtet. Vermutlich hat der Autor
sich mit dem Umfang des Heftes gewaltig verschätzt, denn nach Nicoles
Befreiung gelingt es Zamorra und seinen Gefährten plötzlich ohne
Probleme das Versteck der Blutsauger zu finden. Auch die Regeln des
Zamorra-Universums werden nach Gutdünken verbogen. Plötzlich kann
der werte Herr Professor das Rufen des Amuletts unterbinden. Eine Fähigkeit
die vorher mit keiner Silbe erwähnt wurde. Zumal dies eine Eigenschaft
wäre die vollkommen sinnlos wäre. Rufen können es ja eh nur
Zamorra und Nicole und wenn einer der beiden die Silberscheibe nicht dringend
bräuchte würde sie keiner unnötig rufen, um den anderen nicht
in Gefahr zu bringen. Die Charakterisierung der Nebenfiguren kann man als
solche gar nicht bezeichnen. Sämtliche Personen wirken einfach nur blass
und eindimensional. Fazit: Der schlechteste Zamorra-Roman der 800er-Reihe
und wahrlich ein Heft, dass man nicht gelesen haben muss.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover ist nett anzusehen und vermittelt eine poppige
Van-Helsing-Grusel-Atmosphäre. Leider hat die Szene mit dem Roman wenig
zu tun.
Coverbewertung:
Rezension von
Tom:
Kurzbeschreibung:
Zamorra und Nicole machen Urlaub in Venedig. Doch der schöne Urlaub
in der Lagunenstadt wird jäh unterbrochen, als eine junge Frau blutleer
in den Kanälen treibt und ihr Mann spurlos verschwunden ist. Zamorra
und Nicole versuchen das Verbrechen aufzuklären und müssen sich
gegen Vampire, eine uralte Geheimorganisation und einen irren Hexenjäger
behaupten.
Meinung:
Hmm, irgendwie hab ich mich sehr auf diesen Roman gefreut. Vampire in Venedig.
Hört sich doch sehr verführerisch an und ich hoffte auf einen sehr
stimmungsvollen und gruseligen Roman. Doch ich wurde bitter enttäuscht.
Zwar schafft es der Gastautor Earl Warren die Stimmung der Lagunenstadt gekonnt
zu beschreiben und vermittelt wenigstens eine düster-romantische Stimmung,
die nur Venedig ausstrahlt, aber der Rest ist echt mies. Der Roman strotzt
nur so von aberwitzigen Zufällen und klischeehaften Charakteren. Die
ganze Story um diese Vampire und die Blutbank (die nur eine geringfügige
Rolle in dem Roman einnimmt), ist komplett langweilig und unglaubwürdig
geraten. Für mich der bisher schlechteste Roman den ich bei PZ je gelesen
habe. Für die gruselige Darstellung Venedigs gibts noch ein Kreuz, aber
den Rest kann man echt vergessen.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover ist ein krasses Gegenstück zum Inhalt des Romans. Es ist einfach
nur großartig.
Coverbewertung: