Professor Zamorra Nr. 869: Der Affengott

Professor Zamorra Nr. 869: Der Affengott


Fahles Mondlicht fiel auf das graue Gemäuer des uralten und halb verwitterten Herrenhauses. Ein leichter Wind strich über das hohe Gras und die verwilderten Sträucher im Garten. Für Augenblicke hoben sich dunkle Schwingen pechschwarz gegen das Mondlicht ab. Schwingen, die an die lederigen Flügel einer Fledermaus erinnerten. Aber das Wesen, das im nächsten Moment im hohen Gras landete, war sehr viel größer. Ein geflügelter Affe kauerte zwischen Sträuchern und bleckte die raubtierhaften Zähne. In pechschwarzen Augen spiegelten sich der Mond, die Sterne ... ... und der Tod.


von Alfred Bekker, erschienen am 25.09.2007, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Der Gelehrte Pierre de Bressac wird von geflügelten Lemuren getötet. Zamorra wird auf diesen seltsamen Todesfall aufmerksam und beschließt zusammen mit seiner Gefährtin Nicole Licht in das Dunkel zu bringen. Bressac hat sich mit höchst zweifelhaften Forschungen über die Khmer beschäftigt und Zamorra befürchtet, dass der dämonische Bruder eines Affengottes mit seinen Lemuren nach der Herrschaft über die Menschheit strebt. Als Zamorra und Nicole den Tatort, das Haus des Wissenschaftlers, besichtigen treffen sie nicht nur auf dessen Tochter Valerie, sondern auch gleich auf Dutzende von geflügelten Lemuren. Zwar kann der Dämonenjäger den Angriff schnell mit seinem Amulett stoppen, doch Valerie trägt eine kleine Wunde davon. Damit ist der Keim des Bösen gelegt. Unaufhaltsam mutiert die junge Frau zu einer Dienerin des Affendämons. Mittels einer Kolonie Regenbogenblumen transferiert sie sich nach Kambodscha von wo aus der Affendämon seine Herrschaft ausdehnen will. Zamorra und Nicole folgen Valerie in ein Abenteuer, wie sie es noch nie erlebt haben ...


Meinung:
Mit diesem Werk gibt Alfred Bekker seinen Einstand in das Zamorra-Universum. Eigentlich ist der Autor für die Serie "Sternenfaust" tätig und sein Stil passt auch nicht wirklich zu Zamorra. Daher wird dieser Roman wohl auch der Einzige bleiben, den Bekker zu der Serie beisteuerte. Das Thema an sich ist gar nicht uninteressant, aber wie schon sein Kollege Earl Warren, begeht Bekker den eklatanten Fehler seine Recherchen derart plakativ darzustellen, dass es schlicht langweilig zu lesen ist. Gleich zu beginn konfrontiert er den Leser mit Aufzählungen von Jahreszahlen und Fakten zum Reich der Khmer, die man sich eh nicht merken kann und will. Wer sich dagegen für den Stoff interessiert wird eher im Internet oder im Lexikon nachforschen. Die geflügelten Lemuren sind bedrohliche und ernstzunehmende Gegner, allerdings begeht der Gastautor hier denselben Fehler wie viele seiner Kollegen zuvor: Er macht aus dem Amulett wieder die unbezwingbare Superwaffe, die wie eine Revolverkanone silberne Blitze zu Hunderten verschießt und gegen die die Dämonen nicht die geringste Chance haben. Durch diesen Umstand verspielt Bekker schnell den dramaturgischen Moment. Einzig die Unsicherheit auf welcher Seite Valerie nun wirklich steht vermag Spannung zu erzeugen. Der Affendämon ist der typische Finsterling, wie er schon in zig Romanen verheizt wurde und für einen derart mächtigen Dämon, der die Welt zu unterjochen droht wird er verhältnismäßig einfach außer Gefecht gesetzt. Hier scheinen dem Autor noch gut fünf bis zehn Seiten am Ende gefehlt zu haben. Auch die Aktionen mit den Regenbogenblumen und dem Transfer in die Vergangenheit wurden nicht ausreichend behandelt und wirkten seltsam fad. Zudem unterläuft dem Autor gleich zu Beginn ein zugegebenermaßen kleiner aber feiner Fehler: Auf Seite drei steht, dass sich in pechschwarzen Augen Mond, Sterne und der Tod spiegelten. Kurz darauf ist aber nur von roten Augen die Rede. Wieder mal ein Einzelroman, den man sich getrost schenken kann, zumal das Ende einfach zu kitschig und glatt verläuft, als das es wirklich befriedigen könnte. Die Eingliederung in die aktuelle Serienhandlung haben die Leser vermutlich einzig und allein der Nachbearbeitung von Giesa zu verdanken, der seinen Helden noch die eine oder andere Erinnerung an kürzlich erlebte Fälle ins Gedächtnis ruft. Ansonsten könnte man eine Geschichte vor sich haben, die auch aus den ersten hundert Bänden stammen könnte, wenn nicht gerade Regenbogenblumen und E-Blaster drin vorkämen.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Ein Spitzencover von Candy Kay. Der Vorteil des Motivs liegt eindeutig darin, dass die Künstlerin keine Menschen dargestellt hat. Eines der besten Bilder Kays.


Coverbewertung:
5 Kreuze
Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Im Zuge seiner jahrzehntelangen Nachforschungen über die Khmer stolpert Pierre de Bressac irgendwann über den bösen Bruder der Khmer'schen Gottheit Hanuman, den Affengott Heng Son, der sich dunkler Magie bedient hatte und deshalb von den anderen Gottheiten samt dessen Heimatstadt Sarangkôr in eine Art andere Dimension versetzt wurde. de Bressac erliegt nun der Verführung der schwarzen Magie und beginnt bald selbst mit derartigen Praktiken. Aus im Heft nicht wirklich erkennbaren Gründen (abgesehen von Wut) werden nun ehemalige Mitglieder der de Bressac'schen Expeditionen von den Lemuren, dämonischer Hilfswesen in Form geflügelter Äffchen unterschiedlichster Größe, ermordet. Auch de Bressac selbst wird zum Opfer. Als Zamorra sich des Falls annimmt begegnet ihm de Bressacs Tochter Valerie, die mit ihm und Nicole per interessanterweise am de Bressac'schen Grundstück vorzufindender Regenbogenblumen nach Kambodscha reist, bzw. dort von Zammy und Nicole bei einem anderen ehemaligen Mitarbeiter, der den schwarzmagischen Praktiken abgeschworen hat, angetroffen wird. Die Helden unternehmen eine Mission in die phasenweise in unsere Dimension übertretende Stadt des Affengottes, und können ihn, seine Handlanger und die Lemuren dort besiegen.


Meinung:
Anders als mein Vorrezensent finde ich den Schreibstil Bekkers durchaus erfrischend. Ich kenne die Serie STERNENFAUST nicht, weshalb dies hier mein erster gelesener Roman von ihm ist. Speziell Bekkers Dialoge trauen sich in Tonfall, Komplexität und auch Länge glaubhaft von gebildeten Erwachsenen von sich gegeben zu wirken, was man ja leider von den gerne mal kindisch-flachsenden Rumpfdialogen des Hauptautors der Serie nicht immer behaupten kann, fungieren darüber hinaus auch unprätentiös und effizient als Mittler von Charakterisierung und Handlungsvorantrieb. Seine recht visuelle Erzählweise erzeugt einige atmosphärische Szenen, die mitunter auch durchaus unheimlich wirken. Hölzern wirken hingegen viele Passagen, in denen auf Spezifika und Hintergrund der Serie einzugehen versucht wird, was aber in einem ersten Beitrag eines neuen Autors für eine Serie zu erwarten ist. Der Roman ist eindeutig als Einzelroman abseits allfällig gerade zyklisch-prioritär behandelter Themen zu verstehen, womit ich als Leser aber kein prinzipielles Problem habe, dieser Sachverhalt somit auch keinen Einfluss auf die Bewertung findet. Die übertrieben dargestellte Macht des Amuletts ist durch das ganze Heft hindurch diesmal einigermaßen vernachlässigbar, da um das Schicksal der anderen Personen gebangt werden muss und Zamorra und Nicole hier nur Mittel zum erzählerischen Zweck sind. Das recht lasche Ende führe ich nicht so sehr auf zu wenige verbliebene Seiten zurück, eher denn auf den Umstand, dass die Geschichte doch ziemlich in Spurrillen daherkommt und der Autor sich am Ende obendrein in eine deutlich beschilderte Sackgasse begibt. Als Leser hätte ich durchaus Interesse an einem weiteren Roman Bekkers, um zu sehen, ob seine Leistung in PZ noch ausbaufähig ist, und wenn auch nur für sporadische Einzelromane wie diesen. Übrigens habe ich mit der Stimmung im Roman ansatzweise Erinnerungen an die Stimmung beim Durchspielen der Baphomets Fluch Computer-Adventures assoziiert, was für Kenner dieser Spiele vielleicht auch hilfreich zu wissen sein mag.


Besonderheiten:
- Zamorra erfährt von zwei Regenbogenblumen-Kolonien in Kambodscha, eine in der Nähe von Phnom Penh, die andere mitten im Dschungel nördlich von Angkor.
- Erster Roman des Autors Alfred Bekker für Professor Zamorra.
- Mit diesem Band verschwindet die farblich genrekennzeichnende grüne Ecke vom Cover Professor Zamorras, wie ja auch bei den anderen Bastei-Produkten.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover finde ich in Ordnung, aber mehr nicht. Wie bei praktisch allen Bildern der Künstlerin habe ich wiedermal die gleichen alten Probleme, nämlich unzählige teils diffuse teils spotlighthafte Lichtquellen aus dem Nichts und steife, muskelspielignorierende Gliederpuppenhaftigkeit der Wesen (hier mal Äffchen statt Menschen). Hinzu kommt diesmal auch ein etwas überladener Eindruck, was aber wohl nicht der Künstlerin vorzuwerfen sein dürfte: Im Hintergrund ist ein kaum erkennbarer, dschungelüberwucherter Tempel auszumachen, der vermuten lässt, dass das ursprüngliche Bild mehr davon hergezeigt hätte, also größer gewesen sein muss, aber hernach offenbar von jemandem auf diesen Bereich beschnitten wurde. Außerdem haben die Lemuren sieben Finger/Zehen nicht fünf, was aber ebenfalls wohl eher an mangelnder Info an die Künstlerin liegen dürfte denn an deren Unvermögen.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
Der Forscher Pierre de Bressac suchte in den Urwäldern Kambotschas nach der verlorenen Stadt Sarangkór, in der der Legende nach der Bruder des Affengottes Hanuman, Heng Son, verbannt sein soll. de Bressac hat die verlorene Stadt tatsächlich gefunden und hat versucht Heng Son zu unterwerfen. Doch Heng Son ist zu stark und sendet seine geflügelten Affen aus um de Bressac zu töten. Zamorra erfährt von dem Todesfall und begibt sich zusammen mit Nicole zu de Bressacs Anwesen in Frankreich, wo der Mord geschehen ist. Dort treffen sie auf de Bressacs Tochter Valerie Cordonnier. Plötzlich erscheinen weitere Affen und greifen die drei an. Valerie wird von einem der Affen verletzt, bevor Zamorra die Bestien mit seinem Amulett vernichten kann. Als sich die Wege von Zamorra und Valerie trennen, erzählt er Nicole, das er glaubt, Valerie könnte mehr wissen als sie zugibt. Und tatsächlich finden die beiden Dämonenjäger hinter dem Haus de Bressacs Regenbogenblumen. Valerie hat sich mittels der Blumen nach Kambodscha befördert um dort einen alten Freund ihres Vaters zu treffen, Francois Lon. Dieser macht Valerie sofort klar, das sie sich durch die Verletzung zu einem Diener Heng Sons verwandelt. Kurz darauf werden die beiden von weiteren Affen angegriffen, in dessen Verlauf auch Francois verletzt wird, als plötzlich Zamorra und Nicole auftauchen und viele der geflügelten Affen töten können. Die vier machen sich nun auf den Weg nach Sarangkór um Heng Son zu vernichten, wohlwissend, das sowohl Valerie als auch Francois sich jederzeit gegen Zamorra und Nicole stellen können. Als sie dem Affengott gegenüber stehen, muß Zamorra feststellen, das der Dämon eine Magie besitzt, die die seines Amuletts neutralisiert...


Meinung:
Im Gegensatz zu meinen beiden Vorrednern, hat mir der Roman ziemlich gut gefallen. Alfred Bekker hat mit diesem Roman eine sehr rasante und detailreiche Geschichte geschaffen, die nur so von guter Gruselatmosphäre strotzt. Der Schauplatz des alten Tempels mitten im kambodschanischen Urwaldes gefiel mir gut und die blutrünstigen, geflügelten Affen tun noch ihr übriges dazu. Von mir bekommt der Roman 4 Kreuze und ich hoffe, das war nicht der letzte Roman von Alfred Bekker.


Besonderheiten:
Gastroman von Alfred Bekker.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Ein ganz ordentliches Cover, das gut zum Inhalt des Romans passt. Die Affen wirken sehr bedrohlich. Ein sehr gutes Cover von Candy Kay.


Coverbewertung:
4 Kreuze