Professor Zamorra Nr. 878: Die Welt der Schwertlady

Professor Zamorra Nr. 878: Die Welt der Schwertlady


Nicole Duval saß in Professor Zamorras Arbeitszimmer an einem der drei Computer-Terminals. Sie hatte die Website eines Internet-Portals geöffnet und griff die einzelnen Seiten ab, bis sie endlich fündig wurde. Pascal Lafitte hatte ihr den Hinweis gegeben. Pascal wohnte mit Frau und zwei Kindern in dem kleinen Dorf an der Loire, unterhalb des am Berghang liegenden Chateau Montagne. Er war so etwas wie Zamorras Vor-Leser und sondierte alle verfügbaren einschlägigen Meldungen von Presse, Funk und Fernsehen, ob etwas von tatsächlichem Interesse dabei war. Vor Nicole erschien auf dem Monitor die Seite von McRaw-Castle. Das alte schottische Schloss war von seinem jetzigen Besitzer zum Hotel gemacht worden, "inklusive echtem Gespenst". Nun, es gab kaum ein Schloss auf den britischen Inseln, das nicht mit einem "echten Gespenst" für sich warb. "Das Gespenst von McRaw-Castle ist tatsächlich echt", sagte Sir Rhett Saris ap Llewellyn.


von W.K. Giesa, erschienen am 22.01.2008, Titelbild: Luis Royo

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Nicole erfährt durch einen Zeitungsartikel von der sogenannten Schwertlady von McRaw-Castle, einem echten schottischen Burggespenst. Sir Rhett erinnert sich an diesen Geist, dem er in einer früheren Inkarnation begegnete. Da Nicole keinen Anlass sieht der Sache nachzugehen, machen sich Sir Rhett und Fooley allein auf den Weg nach Schottland. Doch kaum haben Zamorra, Nicole und Lady Patricia das Verschwinden des Erbfolgers bemerkt machen sie sich an die Verfolgung des Jungen. Eine Entscheidung, die sich als weise herausstellt, denn Sir Rhett wird von der Schwerlady in eine andere Dimension gebracht - in eine Welt der geheimnisvollen Riesen, zu deren Experimenten auch die Schwerlady zählt ...


Meinung:
Nachdem Volker Krämer im letzten Heft die Handlung um Armakath und Artimus van Zant vorangetrieben hat, so beschäftigt sich Werner Kurt Giesa in dem vorliegenden Roman erneut mit den merkwürdigen Riesen und Sir Rhett, dessen Erinnerungen immer stärker zu Tage treten. An diesem Heft merkt man auch endlich wieder eine Serie zu lesen, denn Artimus van Zant hat sogleich einen weiteren Auftritt und Zamorra besucht seinen Freund in den Staaten, um sich das Heim anzusehen, in dem Van Zant Kinder aufnimmt, die sonst keine Chance auf ein sorgloses Leben haben. Leider sind dies auch schon die einzigen positiven Aspekte der Geschichte. Bevor die dünne Handlung richtig in Fahrt kommen kann, vergehen mehr als 25 Seiten mit albernen, dümmlichen Dialogen in denen wieder nur geflachst wird und mehr oder weniger originelle Wortspielerein gewechselt werden. Auch später kann der Roman nicht fesseln. Die Story erinnert stark an Band 870 "Die rote Hexe", der ebenfalls nicht sonderlich packend war. Spannung entwickelt sich nicht einmal ansatzweise, denn die Protagonisten agieren lediglich ohne ihre Handlungen zu reflektieren und selbst dramatische Szenen, wie Zamorras Beinahe-Tod werden mit platten Witzeleien kommentiert. Immer noch ist keine klare Linie in Sachen "Riesen" zu erkennen, außer, dass sich Zamorra und seine Freunde darauf verlegt haben Massenvernichtungswaffen gegen den neuen Feind zu bauen. Dabei soll ihnen ein neues Element helfen, welches eine enorme Sprengkraft birgt. Auch hier wird mit missratenen Gags jede Ernsthaftigkeit zunichte gemacht. Humor in Fantasy- und Horror-Romanen solcher Art ist nie verkehrt, doch in der hier exerzierten Art ist er gänzlich fehl am Platz und macht die zweitgrößte Mystery-Serie Deutschlands zu einer billigen Schmierenkomödie. Ironie des Schicksals, dass gerade in diesem Heft ein Leserbrief abgedruckt wurde, in dem eben jene Problematik kritisiert wird.
Hinzu kommen eine Menge Logikfehler, die für einen Zamorra-Roman eher ungewöhnlich sind. So fragt Tendyke Zamorra, weshalb dieser keine Kinder hat, eine Frage die bei so langjährigen Freunden eigentlich schon lange geklärt sein dürfte. Doch viel unverständlicher ist die Gegenfrage des Serienhelden, weshalb Tendyke keine Kinder hat. Beide vergessen hier, dass Tendyke bereits einen Sohn, nämlich den Träumer Julian Peters, hat. Außerdem wird mehrmals erwähnt Fooley sei tausend Jahre alt, obwohl er bislang immer nur hundert Jahre zählte.
Fazit: Der langweiligste Zamorra-Roman seit der Blutbank von Venedig. Der neue Zyklus bleibt weiterhin blutleer und spannungsarm. Die Verquickung mit den erwachenden Erinnerungen Sir Rhetts erweisen sich immer mehr als Fehlentscheidung. Jegliche Ansätze von Dramatik und Spannung werden durch Albernheiten zunichte gemacht.


Besonderheiten:
Tendyke Industries, allen voran Artimus van Zant, entwickeln sogenannte Hyperraumtorpedos, die im Innern der Riesenstationen zünden sollen, um diese zu zerstören. Der Verlag war sich wohl bis zum Erscheinen des Romans uneinig, wie das Heft heißen soll. Auf dem Cover steht "Die Welt der Schwertlady", während auf Seite drei nur "Die Schwertlady" zu lesen steht.


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Sehr gutes Fantasy-Cover von Luis Royo, welches aber nur sehr widerwillig in der Handlung seinen Platz findet.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
Rhett Saris erinnert sich an eine seiner früheren Inkarnationen, der in McRaw-Castle die sog. Schwertlady bekämpft hat. Zur selben Zeit erhält Nicole einen Artikel über dieses Schlossgespenst. Rhett und Fooly transportieren sich mit Hilfe der Regenbogenblumen heimlich nach Schottland um gegen die Schwertlady anzukämpfen. Zamorra, Nicole und Lady Patricia reisen hinterher um die beiden zu unterstützen, als Rhett von der Schwertlady auf einen fremden Planeten entführt wird. Wie sich herausstellt hängt die Geschichte der Schwertlady eng mit den Riesen zusammen und Zamorra trifft diesmal auf abtrünnige Riesen, die ganz und gar nicht böse sind...


Meinung:
So geärgert wie bei diesem Roman hab ich mich noch nie. Eigentlich hab ich eine stimmungsvolle Geschichte rund um die Erbfolge erwartet. Bekommen hab ich nur Müll, so Leid es mir tut dies zu sagen. Der Roman strotzt nur so vor albernen Dummheiten und schwachsinnigen Passagen, das es fast schon weh tut. Bei jeder unpassenden Gelegenheit schiebt der Autor jede noch so erdenklich dämliche Albernheit dazwischen, sogar in Momenten, die wirklich ernst hätten sein müssen, wie z.B. die Stelle, als Zamorra im Sterben liegt und Nicole um sein Leben bangt. Hat die zweite Hälfte des Romans noch einen einigermaßen gedämpften Humor (der aber auch zum Teil nimmer normal ist), so ist die erste Hälfte nur noch als unwitzige Schmierenkomödie zu verstehen. Humor gehört auch zu den Gruselromanen, keine Frage. Dann aber bitte passend und in Maßen und nicht so wie hier. Die verschiedenen Figuren werden zu regelrechten Witzfiguren und alle Charaktere liefern sich ein Wortgefecht nach dem anderen, die nur aus dümmlichen Albernheiten bestehen. Und dann noch diese permanent absichtlichen Wortverwechslungen, wie z.B.: Friedenshobelpreis anstatt Friedensnobelpreis oder Mordschuft anstatt Lordschaft. Eins oder zwei sind ja ganz witzig, aber nicht doch auf jeder zweiten Seite. Vor allem Artimus van Zant und Fooly kommen wie die letzten Volldeppen rüber. Fooly ist zwar nicht wirklich ein ernster Charakter, aber man kanns auch bei solchen Charakteren maßlos übertreiben. Der einzig gelungene Gag im ganzen Roman war der, als Artimus sich aufgeregt hat, als einer seiner Assistenten ein neues zerstörerisches Element Zantium nennen will und später Zamorra von den Riesen erfährt, das dieses Element sogar so heißt. Zur Handlung selber: Die Geschichte ist einfach nur platt und unnötig, und bringt weder den Handlungsstrang um den Erbfolger noch um die Riesen nur einen Schritt weiter. Aber auch sonst ist dieser Roman ein echtes Ärgernis, für das ich mich allein schon ärgere, das ich dafür auch noch Geld ausgegeben hab. Also Finger weg von dem Roman, es lohnt sich nicht. 0 Kreuze.


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Im Gegensatz zum Inhalt des Romans gefällt mir das Cover sehr gut. 4 Kreuze.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das von Luis Royo gemalte Motiv war zuvor seitenverkehrt auch schon auf dem spanischen Comic-Magazin CIMOC Spezial Nr. 9 verwendet worden. Allerdings war die Frau dort etwas leichter bekleidet, während sie auf dem Bastei-Roman etwas weniger freizügig abgebildet ist:

Cimoc Spezial Nr. 9


Das Titelbild war anschließend auch noch auf dem Einband der deutschen Publikation "SCHWERMETALL" Nr. 211 / 212 (19. Jahrgang) zu sehen:

"SCHWERMETALL" Nr. 211 / 212


Und auch auf dem italienischen Comic-Magazin LANCIOSTORY Nr. 12 (1990) war dieses Motiv abgebildet:

LANCIOSTORY Nr. 12