Professor Zamorra Nr. 922: Kampf um den Machtkristall

Professor Zamorra Nr. 922: Kampf um den Machtkristall


Er war wütend. Auf sie – natürlich auf sie! Schließlich war sie es gewesen, die gegangen war. Einfach so gegangen. Die ganze Nacht lang hatte er kein Auge zugemacht, hatte sich hin und her gewälzt und in der Dunkelheit zur Decke gestarrt. Natürlich stimmte das nicht so ganz, denn sicher hatte er kurze Schlafphasen gehabt – doch die endeten immer wieder abrupt, weil sein Unterbewusstsein sich mit nur einer Sache beschäftigte, die es ganz einfach nicht verarbeiten konnte. Sie war weg! Ganz tief in sich suchte er nach Erklärungen, nach Aspekten, die er positiv zu ihren Gunsten auslegen konnte. Er fand keine. Er wollte sie auch überhaupt nicht finden!


von Volker Krämer, erschienen am 29.09.2009, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Professor Zamorra hat die Trennung von Nicole immer noch nicht verwunden, als ein neuer Schicksalsschlag ihn trifft. Ted Ewigk, sein langjähriger Kampfgefährte und Freund liegt besinnungslos zwischen den Regenbogenblumen in den Gewölben des Chateaus. Der Geist des Reporters und einstigen ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN ist zerrüttet, Ted Ewigk befindet sich auf dem Stand eines Zweijährigen. Da erscheint unvermutet Dalius Laertes im Schloss. Der ehemalige Vampir droht zu verhungern, denn sein 400 Jahre alter Körper ist nicht in der Lage Nahrung aufzunehmen. Zamorra verspricht Artimus van Zant zu holen, während Dalius eine geistige Verbindung zu Ted herstellt und Zamorra so mitteilt, was Ewigk in den letzten Tagen erlebt hat. Die kleine Flotte von Al Cairo hat den Überlebenden eines Raumschiffunglücks an Bord geholt. Der explodierte Suprakreuzer hatte angeblich einen Gesandten der ERHABENEN an Bord, der mit Cairo verhandeln wollte. Ted Ewigk identifiziert den Schiffbrüchigen schnell als Vampir, ahnt aber nicht im Geringsten, dass Starless, genannt Bibleblack, ein Attentäter der ERHABENEN ist, der Ted Ewigk töten und den Machtkristall stehlen soll. Ein gefährliches Spiel nimmt seinen Lauf …


Meinung:
Volker Krämers neuer Zyklus nach der Vernichtung der Weißen Städte verspricht wieder Spannung pur und beginnt zudem mit einer eindringlichen Selbstreflektion des Serienhelden, der die Ereignisse des letzten Abenteuers erst noch verdauen muss. Doch viel Zeit, um die Geschehnisse zu verarbeiten hat der Professor nicht, denn wer die Romane von Volker Krämer kennt, der weiß, dass hier nicht gekleckert, sondern geklotzt wird. Da wäre zum einen Dalius Laertes, der tatsächlich sein Dasein als Untoter abstreifen konnte, aber nun in Gefahr gerät den Hungertod zu erleiden. Rettung verspricht dieses Mal nicht Professor Zamorra, sondern einmal mehr Artimus van Zant. Der Parapsychologe steht eher hilflos und unbeholfen daneben und lässt die sonst von ihm gewohnte Souveränität vermissen. In Anbetracht der Trennung von Nicole eine nur allzu verständliche Reaktion, doch bleibt zu hoffen, dass sein alter Kampfgeist bald wieder zurückkehrt. Die Handlung um Ted Ewigk nimmt in diesem Band eine entscheidende und tragische Wendung. Der beliebte Geisterreporter mit der Statur eines Wikingers hat den Verstand verloren! Der Vampir Starless hat ihm und Al Cairo eine perfide Falle gestellt, und wer jetzt denkt, dass dies schon alle Überraschungen des Romans waren, der täuscht sich gewaltig, daher gilt ab jetzt absoluter SPOILER-ALARM.
Starless weiß um die mysteriöse "Angst", die letztendlich der Grund für die Errichtung der Weißen Städte war und lockt Cairo und seine Flotte voll Kollaborateure zu Koordinaten am Rand der Galaxie, wo angeblich ein STERNENSCHIFF gebaut wird, dass sich Cairo unter den Nagel reißen will. Was er findet ist die "Angst", ein zerstörerisches Energiefeld, welches die gesamte Flotte vernichtet. Lediglich Starless und Ted Ewigk entkommen. Während der Vampir mit dem erbeuteten Machtkristall nicht, wie erwartet, zu der ERHABENEN flüchtet, sondern Kurs zur Erde nimmt, öffnet sich für Zamorras Gefährten ein Riss in der "Angst", der den Reporter in das Chateau bringt, ihm gleichzeitig aber auch seinen Verstand raubt. Das Ende verspricht für die Zukunft spannende Entwicklungen, denn Starless, alias Bibleblack, überreicht den Machtkristall niemand anderem als dem wahnsinnig gewordenen Tan Morano, der entgegen seiner einstigen Gewohnheit, nach Macht strebt. Der Roman bietet aber nicht nur dramatische Ereignisse, sondern wurde außerdem auch noch flott geschrieben. Lediglich einige Ungereimtheiten werden nicht hinreichend geklärt. So bleibt ungewiss, weshalb Dalius Laertes erst ins Chateau kommt, anstatt gleich zu Artimus van Zant zu reisen. Da der Ex-Vampir die Erinnerungen von Ted Ewigk anzapft können Zamorra und seine Freunde nur das erfahren, was der Reporter erlebt hat. Dennoch werden auch Geschehnisse aus der Sicht von Starless geschildert. Spannender und geheimnisvoller wäre es allerdings gewesen, wenn der Leser auf dem gleichen Wissensstand, wie Ted Ewigk geblieben wäre.
Nichtsdestotrotz ein toller Roman, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Selten hat die Serie so viel Spaß gemacht, wie jetzt.
Fazit: Volker Krämer entfesselt eine dramatische und spannungsgeladene Materialschlacht. Die Umwälzungen innerhalb der Serie nehmen kein Ende.


Besonderheiten:
Ted Ewigk gelingt es in letzter Sekunde der "Angst" zu entkommen, verliert dabei aber seinen Verstand. Artimus van Zant nimmt ihn mit zu "no tears", wo Ewigk gepflegt werden soll.
Starless gelingt es den Machtkristall zu erbeuten und übergibt ihn Tan Morano.
Die Flotte von Al Cairo wird zerstört, als sie von der "Angst" überflutet wird. Auch der Kommandant findet dabei den Tod.
Dalius Laertes ist kein Vampir mehr und muss mit Babynahrung aufgepeppelt werden.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Aussagekräftig und als Titelbild für einen Science-Fiction-Roman äußerst treffend. Eine der wenigen geglückten Darstellungen von Ted Ewigk, die den Hünen so zeigt, wie zumindest ich ihn mir immer vorgestellt habe.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Das emotionale Tohuwabohu, welches durch Nicoles Fortgang in Zamorra ausgelöst wurde, bringt den Meister des Übersinnlichen um seinen wohlverdienten Schlaf. Von innerer Unruhe getrieben schleicht der Parapsychologe durch das nächtliche Château Montagne und landet, nachdem sich auch noch ein ungutes Gefühl, das auf eine körperlose Präsenz hinzuweisen mag, in ihm eingenistet hat, im Keller des Schlosses. Dort unten, wo es den Raum mit den Regenbogenblumen und unzählige Gänge und Tunnels gibt, die bislang noch nicht erforscht wurden, trifft Zamorra unvermutet auf … Ted Ewigk.
Sein Freund, der vor geraumer Zeit in die Weiten des Alls aufbrach um den EWIGEN-Alpha Al Cairo und dessen Renegaten-Flotte zu unterstützen, fällt ihm förmlich in die Arme. Zwar weist Ted keinerlei äußere Verletzungen auf, doch Zamorra erhält von ihm auf keine seiner Fragen eine Antwort. Ted scheint geistig vollkommen weggetreten zu sein.
Während Zamorra über diese Erkenntnis noch erschüttert ist, gesellt sich ein weiterer unverhoffter Besuch zu ihm ins Château. Plötzlich erscheint Dalius Laertes, der dem Professor erklärt, dass die Wiederinbesitznahme seines alten Körpers (wir erinnern uns an PZ Nr. 917 "Laertes Grab") durch ein gewaltiges Problem erschwert wird. Laertes verhungert, obwohl er versucht hat normale Nahrung und später sogar Blut zu sich zu nehmen. Der Uskuge steht kurz vor dem Hungertod, ist besorgniserregend abgemagert und am Ende seiner Kräfte. Er bittet Zamorra um Hilfe. Gleichzeitig bietet er allerdings an, Ted Ewigk telepathisch zu sondieren und kann Zamorra über Geschehnisse informieren, die zwei Tage zuvor, irgendwo am Rande der Galaxis abliefen.
Zamorra erfährt über Laertes, dass der Vampir Starless von Al Cairos Leuten gefangen genommen und mehrfach durch den energischen Alpha verhört wurde. Ted, der mittlerweile an Heimweh litt, und der Cairo gebeten hatte ihn zur Erde zurückzubringen, war bei einigen dieser Verhöre Zeuge. Das Starless planmässig in Gefangenschaft geraten war und ein ganz perfides Spiel durchzog, an dessen Ende er sowohl Cairo getötet, dessen Flotte zerstört und Teds Machtkristall in seinen Besitz hat bringen können, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand.
Starless kann Cairos übermässigen Ehrgeiz ausnutzen und ihn dazu bewegen die Flotte über den Rand der Galaxis hinaus zu bewegen, wo sie von den Ausläufern der Angst vernichtet werden. Der geheimnisvolle Vampir entkommt an Bord einer Hornisse mit dem Machtkristall. Ted muss die Vernichtung von Cairos Schiff miterleben und droht ebenfalls ums Leben zu kommen, als sich vor ihm ein Spalt bildet, durch den der ehemalige ERHABENE in letzter Verzweiflung springt. Mehr ist nicht aus den Überresten von Teds Geist herauszuholen, wie Laertes traurig einräumen muss. Mehr kann der Uskuge für Zamorras Freund nicht tun. Aber der Besuch beim Parapsychologen wird für ihn zum echten Glückstreffer, denn der zu Hilfe gerufene Artimus van Zant präsentiert Laertes eine ganz einfache Lösung für sein Problem.
Der Physiker und Leiter von no tears hat erkannt, dass Laertes Körper, der ja immerhin über 400 Jahre lang annähernd tot gewesen ist, das Verwerten von Nahrung ganz langsam wieder lernen muss. Zu diesem Zweck serviert van Zant dem Uskugen mehrere Fläschchen Babybrei, die er nicht nur zu sich nehmen kann, sondern die er auch noch bei sich behält. Ted wird der Obhut von Artimus van Zant und seinem no tears-Team überstellt und soll von ihnen die notwendige Pflege erhalten. Schon kurze Zeit nachdem er in van Zants Villa eingezogen ist, beginnt der Waisenjunge Serhat Freundschaft mit ihm zu schließen.


Meinung:
Das Volker Krämer diesen Roman mit einem Titel versehen hat, den es schon einmal gegeben hat (nämlich PZ Nr. 283 von Rolf Michael) ist die Geschichte eine gelungene Weiterführung, des in Band 917 begonnenen Story-Arc um die EWIGEN, den Vampir Starless, Ted Ewigks und Al Cairos Schicksal, die Angst (deren Existenz nun unwiderlegbar ist) und den Machtkristall, der in den Besitz eines seit langem im Verborgen liegenden Ränkeschmieds gelangt. Auch Dalius Laertes problematische Wiederbelebung kommt interessant daher und ich musste schon ein wenig schmunzeln, als ich mir bildlich vorstellte, wie dieses magische Kraftpaket Babybrei löffelt. ;)
Aber der Roman offenbart auch eine Schattenseite. Tatsächlich hat Volker Krämer diesen 64-Seiten-Roman mit so viel interessanten Aspekten und Wendungen vollgestopft, dass das stilistische Maß etwas auf der Strecke bleibt und der Roman sich bisweilen wie ein polizeilicher Unfallbericht - in amtsdeutsch verfasst - liest. Ich sehe natürlich ein, dass der Autor seine Storyline weiter voranführen will, aber ein bisschen weniger wäre vielleicht mehr gewesen (evtl. hätte man sich des Laertes Problems etwas später annehmen können oder so …).
Trotzdem: Der Roman ist wirklich gut, führt die Storyline gekonnt weiter und macht in jedem Fall Lust auf mehr. Was aus der erwachsenden Verbindung Ted/Serhat wird dürfte genauso interessant sein, wie das nächste Auftreten der Angst und die Pläne die T********* (NEIN, das verrate ich nicht) mit dem Machtkristall hat.


Besonderheiten:
Ted Ewigk scheint seinen Verstand gegen den eines Zweijährigen eingetauscht zu haben, nachdem er merkwürdigerweise vom Rande der Galaxis in den Keller des Château Montagne versetzt worden ist.
Ted zieht in die no tears-Villa und freundet sich mit Serhat an.
Dalius Laertes entgeht dem Hungertod durch die Hilfe von Artimus van Zant und die Verkonsumierung von Babybrei.
Die Angst vernichtet Al Cairos Renegaten-Flotte (Cairos Schicksal ist ungewiss, jedoch ist anzunehmen, dass er getötet wurde).
Der Vampir Starless übergibt Teds Machtkristall an seinen Herrn und Meister (jedenfalls nicht Nazarena Nerukkar)


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Wieder ein gelungenes Bild aus dem Hause Kay. Cairos Flotte im Hintergrund ist sehr gut getroffen und dieses Mal hat die Künstlerin es geschafft einen von ihr abgebildeten Menschen menschlich wirken zu lassen. Ted kommt gut rüber, wie ich meine, auch wenn ich mich frage, was für einen eigenartigen modischen Geschmack er hat, aber das gehört nicht wirklich hierher. Sehr schön!


Coverbewertung:
4 Kreuze