Professor Zamorra Nr. 937: Die Rückkehr des Amuletts

Professor Zamorra Nr. 937: Die Rückkehr des Amuletts


Pünktlich um 8:15 Uhr schob sich die Danielle Casanova aus dem Fährhafen von Marseille und nahm langsam Fahrt auf. Angespannt starrten Lady Patricia und Rhett in den dichten Nebel, der sich über dem Golfe du Lyon breitgemacht hatte, und keine zehn Meter Sicht zuließ. Ihre Gedanken waren jedoch woanders. Wann und wo würde es passieren? Und vor allem was? Auf dem halb leeren Autodeck schraubten acht finster aussehende Männer blitzschnell die Rückwand einer hölzernen Treppe ab, holten dahinter lagernde Pumpguns hervor, luden sie durch und zogen Sturmhauben auf. "Jesus", murmelte einer und schaffte es nicht, seine zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen. Der Anführer nickte. Dann stürmten sie das Schiff.


von Christian Schwarz, erschienen am 27.04.2010, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
An Bord des Fährschiffes Danielle Casanova kommt es zu einer brutalen Geiselnahme. Ein Großteil der 486 Passagiere wird unter Waffengewalt von acht, anscheinend zu allem bereiten, Männern zusammengepfercht. Die Forderung ihres Anführers, eines gewissen Gérard Rossi, sind zehn Millionen Euro Lösegeld und die Freilassung dreier inhaftierter Terroristen. Bei Zuwiderhandlungen oder Verzögerungsversuchen würde man nach und nach Geiseln umbringen. Sollten die Forderungen bis neun Uhr abends nicht erfüllt sein, so würde die Fähre in die Luft gesprengt werden. Zwei der Passagiere sind uns bekannt. Es sind Lady Patricia und ihr Sohn Rhett Saris ap Llewellyn!
Zamorra bekommt davon nichts mit. Er ahnt nicht einmal das Rhett und seine Mutter Château Montagne verlassen haben, denn er selber weilt gerade in Caermardhin, wo ihm Asmodis das Amulett übergibt und ihn in seine neuen, veränderten Funktionsweisen einweiht. Asmodis erklärt dem Meister des Übersinnlichen, dass mit Merlins Tod ein winziger Bestandteil des Amuletts, nämlich ein Bewusstseinssplitter des Zauberers, ebenfalls erloschen ist. Dadurch kam es immer wieder zu den - teilweise lebensgefährlichen - Fehlfunktionen. Nun konnte Asmodis diesen Fehler zwar beheben, aber leider würde das Amulett in Zukunft nicht mehr ganz so uneingeschränkt einsetzbar sein, weil es fortan Kraft aus dem Anwender abziehen würde, um diese als Regulativ einzusetzen. Zamorra ist verblüfft, denn die Kräfte von Merlins Stern sind nun für ihn nur noch in geringerem Umfang einsetzbar. Nebenbei verschweigt der Ex-Teufel dem Parapsychologen jedoch, dass er ein paar andere Änderungen am Amulett vorgenommen hat und sehr wohl einen eigenen Bewusstseinssplitter eingesetzt hat, durch den es ihm von nun an möglich sein würde, dessen Kräfte und Funktionen zu beeinflussen.
Während diese beiden Geschehnisse ablaufen, passiert in der Hölle Bemerkenswertes. Asael, Stygias Sohn, lässt sich am Grunde von Lucifuge Rofocales Lavasee nach wie vor von magischen Energien stärken. Er lockt seine Mutter ans Ufer dieses Sees und demütigt sich aufs allerschlimmste, während die Mitglieder des Höllenadels, sowie die meisten Erdämonen über eine von Asael hervorgerufene Bildschirmvorrichtung Zeugen dieses Tuns werden. Zuletzt ruft Asael eine neue Zeit in der Hölle aus. Eine neue Zeit mit ihm als Herrscher!!! Auf der Erde spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu.
Auf der Danielle Casanova hat es die erste tote Geisel gegeben, Rhett konnte zwar fliehen und sich mit einem offensichtlich kampfkundigen Steward namens Phillipe Mabboux zusammentun, doch nun drohen die Geiselnehmer damit seine Mutter umbringen zu wollen. Professor Zamorra landet, nachdem er in Caermardhin die Regenbogenblumen betreten hat, auf der Fähre und wird von den dortigen Geschehnissen förmlich überrollt. Kann der Meister des Übersinnlichen das Ruder noch herumreißen und Rhett, als auch Lady Patricia retten?


Meinung:
Nachdem wir im letzten Band (PZ 936 "Schattentheater) durch langatmige Erklärungen über die japanische Kultur, das Erscheinen und Verschwinden des Shinigami, sowie der Winkekatze und Nicole Duvals chaotisches Gefühlsleben angeödet wurden, wartet der vorliegende Band endlich wieder mit handfester Action, einer geradlinigen Haupthandlung und zwei packenden Nebenhandlungen auf. Okay, okay ich will nicht unfair sein, denn durch die Geschehnisse in diesem Band, machen die Traumbilder Nicoles aus der letzten Story langsam etwas mehr Sinn. Bei dem Gnom, den sie sah, wie er von Lava umgeben von unzähligen Blitzen getroffen wird und deren Energie aufsaugt, handelt es sich wohl um Asael. Sowohl die Erbfolger-Thematik, als auch der CHAVACH-Storybogen werden weitergeführt.
Nun ist man als Leser noch weit davon entfernt tatsächlich alle Hintergründe zu kennen (ich denke, da haben wir noch einige turbulente Ereignisse vor uns), aber trotzdem bilden sich da einige Fronten. Zum einen Asmodis, der ein Bündnis mit Krychnak und Aktanur eingegangen ist, um Rhett in Xuuhl, bzw. JABOTH umfunktionieren zu können. Dann Asael, der von Asmodis verdächtigt wird CHAVACH zu sein (könnte hinkommen, denn Nicole Duval sieht den kleinen, verwachsenen Kerl ja öfters in ihren CHAVACH-Träumen), der seine Mutter öffentlich demütigt und dem Rest der hochrangigen Höllenelite klar macht, dass jetzt seine Regeln gelten. Und natürlich die Front rund um Zamorra und seine Freunde, die im Moment noch das Problem haben, weniger zu wissen als der geneigte Leser dieser Serie. Weder weiß Zammy, dass sein Amulett durch Asmodis manipulierbar ist (was Asmodis im vorliegenden Band einmal nutzt, jedoch erkennen muss, dass es ihn viel Kraft kostet), noch kennen er, als auch Nicole (die immer noch in Japan weilt) die richtigen und tatsächlichen Hintergründe um JABOTH und CHAVACH. Ein Umstand, der für unsere Freunde sehr leicht tödlich enden kann.
Christian Schwarz läuft im vorliegenden Band zu Höchstform auf. Wenn seine letzten beiden Bände (PZ 925 und 928) auch unterhaltsam und spannend waren, so lief bei ihnen doch einiges aus dem Ruder, weil der Autor einfach zu viel auf zu wenig Umfang gepresst hatte. Trotz aller Spannung verfällt Christian Schwarz auch in diesem Band wieder einmal auf seine geliebte Vorgehensweise den Bösewicht, oder jemand anderen, der in der Story eine gewichtige Rolle spielt, die näheren Zusammenhänge erklären zu lassen. In diesem Band ist es Asmodis, der seiner geliebten Kühlwalda (der Kröte, die in Caermardhin lebt) bereits zu Beginn die bisherigen Geschehnisse rund um Xuuhl/JABOTH erklärt. Aber nicht genug damit. Am Ende darf er der runzeligen Kröte auch noch erzählen, was genau alles im Band ablief und in wie weit sich die Fronten nun gebildet bzw. verlagert haben.
Ich bin aber geneigt, in diesem Fall darüber hinweg zu sehen, denn nichts desto trotz hat Christian Schwarz einen sehr spannenden (und dabei längst nicht so verwirrenden) Roman abgeliefert, den ich in etwas über einer Stunde weggelesen habe. So beende ich meine Meinungabgabe mit einem - für mich typischen - Ausspruch: Es bleibt spannend!


Besonderheiten:
Zamorra erhält das Amulett zurück.
Das Amulett ist von nun an nicht mehr ganz so "allmächtig" und durch einen Bewusstseinssplitter Asmodis' in seinem Sinne beeinflussbar.
Asael startet seine Machtübernahme im Reich der Hölle (ist er CHAVACH???)
Eine erneute Verschmelzung zwischen Rhett und Aktanur misslingt, weil ein winzig kleiner Teil Llewellyn-Magie in Matlock McCain zurückgeblieben sein muss.
Nur mal so am Rande: Professor Louis Landru von der DeBlaussec-Stiftung weiß sehr wohl das Nicole Duval und "Julie Deneuve" ein und dieselbe Person sind. Infolgedessen weiß Zamorra auch, was Nicole so alles treibt!


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Jupp, das geht voll in Ordnung. Zamorra kann man als Zamorra gelten lassen, Asmodis hat - wieder einmal - sein Teufelsäußeres "angelegt" und die Säule mit dem Amulett, das über ihr schwebt, kommt ebenfalls gut herüber. Ein gutes Cover von Candy Kay. Dafür gibt es 4 Kreuze.


Coverbewertung:
4 Kreuze