Raven Nr. 3: Die Rache der Schattenreiter

Raven Nr. 03: Die Rache der Schattenreiter


Irgend etwas stimmte nicht. Äußerlich hatte sich nichts verändert, seit der Trupp seine Stellung am westlichen Flussufer bezogen hatte. Die Sonne war vor Stunden nach einer kurzen Dämmerung untergegangen, und das Gelb der Wüste, das silberdurchsetzte Blau des Flusses und das Glosen des Sommerhimmels waren dem gleichförmigen Graublau der Nacht gewichen. Aber wirklich verändert hatte sich nichts. Die Wüste erstreckte sich noch immer reglos und scheinbar friedlich bis zum Horizont, und das einzige Geräusch, das von Zeit zu Zeit die Stille der Nacht durchbrach, war das Plätschern des Flusses, der sich träge durch sein Bett wälzte. Und doch war etwas geschehen. Etwas, das Charbadan zwar nicht sehen, aber dafür um so deutlicher spüren konnte. Er setzte den Feldstecher ab, ließ seinen Blick zum hundertsten Mal an diesem Abend über das erstarrte Sandmeer der Wüste gleiten und legte das Glas dann vor sich auf den Boden. Er war nervös. Eine unterdrückte, fiebrige Spannung hatte von ihm Besitz ergriffen. Ein Gefühl, das tief in seinem Innern brodelte und über dessen Ursache er schon den ganzen Abend nachgrübelte. Irgendetwas geschah oder würde geschehen. Er spürte es. Seine Finger tasteten nach dem Feldstecher, glitten einen Moment lang über das kühle, glatte Plastikmaterial und schoben das Instrument dann entschlossen ins Futteral zurück. Vielleicht würde es seine Nerven beruhigen, wenn er aufstand und eine Runde um das Lager machte. Trotz des Krieges waren sie hier sicher. Am Nachmittag hatten sie zwei Kampfjets gesehen. Kleine, irrsinnig schnelle Silberpunkte, die hoch über ihnen nach Westen jagten und weiße Kondensstreifen in den Himmel malten.


von Wolfgang Hohlbein, erschienen am 14.10.2003, Titelbild: Jan Balaz

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Nachdem der Privatdetektiv Raven einen Schattenreiter vernichten konnte (s. Raven Band 1 ‚Schattenreiter'), rekrutieren die restlichen zwölf Reiter - von denen Raven allerdings noch nichts weiß - einen Soldaten und machen ihn zu einem der ihren, weil der Bund der Dreizehn nicht zerstört werden darf. Da sie nun wieder ihre volle Stärke besitzen, wollen sie sich an Raven rächen, der zusammen mit seiner Freundin Janice Urlaub auf der Isle of Wight macht, nachdem er den Kampf gegen das Schwert Excalibur überstanden hat (s. Raven Band 2 ‚Das Schwert des Bösen '). Ein erstes Zusammentreffen mit den unheimlichen Reitern überstehen Raven und Janet eher durch Zufall; statt dessen wird ein Gelegenheitsdieb getötet, der sich in Ravens Wagen befand. Während Raven auf dem Polizeirevier zu dem Vorfall verhört wird, erscheinen einige der Reiter in der Pension und bringen Janice in ihre Gewalt. Der Jüngste der Reiter, der bis vor kurzem noch ein Mensch gewesen ist, soll Janet töten. Doch in ihm steckt noch zu viel Menschlichkeit und er kann es nicht über sich bringen, die wehrlose Frau zu ermorden. Statt dessen tötet er einen seiner Mitstreiter. Durch diese Tat verlieren alle Schattenreiter ihre Körperlosigkeit. Sie sind noch immer Dämonen, aber nun verwundbar. Das muss auch Raven feststellen, der einen der Reiter, die plötzlich bei der Polizei aufgetaucht sind, verletzen kann. Raven flieht zur Pension und erlebt, wie Janice von den restlichen Reitern durch ein Dimensionstor entführt wird. Ohne groß zu überlegen, springt Raven hinterher...


Meinung:
Im Gegensatz zu Band 1 und 2 hat dieser Roman wirklich Spaß gemacht. Die Schattenreiter bekommen in dieser Geschichte ein ganz neues Profil und es wird klar, dass sie nur die Diener einer noch größeren Macht sind, nämlich eines noch unbekannten alten Mannes im Hintergrund, der den Befehl zu Janices Entführung gab. Der Handlungsrahmen um die Yacht wirkte ein wenig in die Länge gezogen, weil ich auch nicht ganz verstehe, was das mit der Geschichte zu tun haben soll. (Okay, Chardaban sagt, er könne noch immer die Schreie seiner Opfer hören - aber trotzdem... :-)
Diesmal ist die Geschichte auch nicht abgeschlossen und als Raven in das Dimensionstor springt, wurde mir klar, wie lang eine Woche manchmal sein kann... :-)


Besonderheiten:
Dieser Roman erschien bereits als Gespenster-Krimi Band 458 unter dem Pseudonym Henry Wolf.
Dieser Roman erschien bereits als Dämonen-Land Band 121.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Titelbild ist eine Variation des Covers von Band 1, nur dass der Himmel hier gelb statt blau ist und die Pferde ein wenig anders aussehen. Es gibt die Bedrohlichkeit der Reiter gut wieder. Allerdings wird im Roman ja mehrmals gesagt, dass die ‚Pferde' nur pferdeähnlich sind.


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Im Irak erscheinen die zwölf Schattenreiter und richten unter dort stationierten Soldaten ein Blutbad an. Der einzige Überlebende, Charbadan, wird von den Dämonen zu einem der Ihren gemacht, damit der Bund der Dreizehn bestehen bleibt und damit sich der ehemalige Mensch an Raven rächen kann, der einen der Schattenreiter vernichtete und damit den Bund der Dreizehn zerstört hat (siehe Raven Band 1). Der Detektiv macht derweil mit seiner Verlobten Janice Land Urlaub auf der Isle of Wight. Auf der Rückfahrt von einer Party kommt es zum Streit zwischen den Beiden. Janice läuft in den dichten Wald, Raven folgt ihr. Kurz darauf erscheint ein Kleinganove und klaut das Geld aus Janice' Handtasche. Doch die Freude wärt nur Kurz den die Schattenreiter tauchen auf und Charbadan tötet den Gauner. Auch Raven und Janice sehen plötzlich die Schattenreiter vor sich, doch sie verschwinden wieder, ohne sie anzugreifen. Doch Raven hat Angst um seine Verlobte, denn wer die Schattenreiter sehen kann, wird zu einem Opfer der Dämonen. Raven und Janice wollen am nächsten Tag die Insel verlassen, doch Inspektor Belder hält Raven fest, da das Mietauto mit dem Toten gefunden wurde. Raven versucht den Inspektor über die Geschehnisse aufzuklären, während Janice zurück in ihre Pension fährt. Schließlich lenkt Inspektor Belder ein und fährt Raven ebenfalls zurück in die Unterkunft. Unterwegs erscheinen aber plötzlich sechs Schattenreiter. Raven gelingt es im Kampf einem der Reiter sein Schwert abzunehmen, die einzige Waffe mit der man die Dämonen töten kann. Einer der Schattenreiter wird tödlich getroffen, doch auch Inspektor Belder kommt ums Leben. Auf seiner Flucht vor den Dämonen, sieht Raven wie zwei der Reiter von einem Lastzug gerammt werden und sterben. Die Reiter sind plötzlich stofflich und somit verwundbar geworden. Grund dafür ist der Verrat von Charbadan, der sich in der Pension geweigert hat Janice Land zu töten. Damit zerfällt der Bund der Dreizehn endgültig. Doch die Schattenreiter wollen Janice als Lockmittel für Raven benutzen. Als dieser die Pension betritt kommt es zum Kampf mit einem der Monster. Raven kann dem Reiter das Genick brechen. Doch dann muss er mit ansehen, wie die restlichen Dämonen Janice durch ein Schattentor mit in ihre Dimension nehmen. Raven stürzt sich verzweifelt hinterher...


Meinung:
Der dritte Teil knüpft an den ersten Roman an und setzt die Handlung um die mysteriösen Schattenreiter fort, von denen es insgesamt dreizehn gegeben hat. Der Roman an sich ist wirklich spannend und fesselnd geschrieben worden, bietet aber nicht wirklich viel Neues. Die Story kränkelt ein wenig an der Tatsache, dass zwölf ach so mächtige Dämonen es nicht mal schaffen einen einfachen Menschen zu töten. Okay, Raven weiß um die Schwachstelle der Reiter und konnte sie dadurch überraschen, aber da bereits einer der Ihren vernichtet wurde, hätte sich die Überraschung auf Seiten der Schattenreiter in Grenzen halten müssen. Auch der Kampf zum Schluss des Romans ist ein wenig zu klischeehaft geraten. Erstens: Warum greift nur einer der Reiter an? Zweitens: Natürlich spielt der Dämon zunächst nur mit seinem Opfer, schließlich muss unser Held ja die Gelegenheit bekommen sich wieder aus der Bredouille zu kämpfen. Aber nichtsdestotrotz ist dieser Roman eine tolle Abwechslung zum bestehenden Bastei-Programm und bietet an spannende Unterhaltung. Besonders gefallen hat mir die Szene auf der Yacht, die unter dem Strich aber die Handlung nicht unbedingt weiterbringt.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Titelbild ist wieder von Jan Balaz und unterscheidet sich im Stil nicht sonderlich von dem ersten Roman. Das Cover hat auch nicht wirklich etwas mit dem Roman zu tun, den die Reiter tragen Säbel und keine Schwerter, zudem Helme mit nach oben gebogenen Hörnern und ihre Reittiere sind monströse Mischungen aus Pferd und Echse. Aber die Qualität des Bildes liegt zweifellos in der oberen Hälfte.


Coverbewertung:
3 Kreuze