Silber-Grusel-Krimi Nr. 13 (NA): Der Sarg des Vampirs
Silber-Grusel-Krimi Nr. 13 (NA): Der Sarg des Vampirs


Die Nacht war unheimlich. Der Wind fuhr pfeifend durch die Blätter der knorrigen, dicht stehenden Bäume. Hinter schwarzen Stämmen waren die klapprigen Karren von Zigeunern zu erkennen, auf dem runden Lagerplatz die rauchenden Reste eines Lagerfeuers. Der Alte mit dem Backenbart starrte auf die Männer die neben der ausgehobenen Grube standen, und mit zwei starken Seilen den schweren, einfachen Holzsarg in die Tiefe ließen. Die Gruft wurde durch das blaßgrüne Licht des vollen Mondes fast hell ausgeleuchtet. Der Sarg warf einen tiefschwarzen Schatten. Dem Alten gegenüber, am Kopfende der Gruft, stand die Greisin, die Mutter des Toten. Zahllose Falten und Runen prägten ihr pergamentartiges Gesicht. Sie war schwarz gekleidet, und trug ein wollenes Kopftuch, das ihr bis tief auf die Schultern reichte. Sie wandte nicht ein einziges Mal den Blick von dem Sarg, in dem ihr Sohn Sarkom lag.


von Dan Shocker, erschienen am 16.11.1971, Titelbild: ???

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Vor zweihundert Jahren wurde in Spanien ein Zigeuner erstochen, weil er die Tochter eines Adligen begehrte. Doch Sarkom soll ein Vampir gewesen sein und kehrte alle 37 Jahre wieder, wobei am Ende seiner Mordserie immer ein Mädchen der de Avillas sterben musste. Nun sind wieder 37 Jahre vergangen und der Herzog de Avilla fürchtet um das Leben seiner Töchter. X-RAY-1 schickt seinen besten Mann zu dem Adligen, da sich Larry gerade noch in Spanien aufhält. Der Herzog wurde von einem Mann namens Sanchos, mehrfach vor dem Vampir gewarnt. Der Spanier ist überzeugt, dass es den Blutsauger gibt. Larry ist noch etwas skeptisch, denn den Opfern wurde das Blut nicht ausgesaugt, sie verbluteten an den Bissstellen im Hals. Und noch ein weiterer merkwürdiger Punkt kommt hinzu: Alle 37 Jahre häuften sich die Besuche der Zigeuner am Grab des Vampirs. Nachdem zwei Touristinnen Opfer des Vampirs wurden, begutachten Larry und Sanchos das Grab des Untoten. Dabei werde sie von den Zigeunern niedergeschlagen. Sanchos wird bei einem Schaukampf mit einem Messerwerfer getötet. Larry sperrt man ein, da man ihn erst am nächsten Tag töten will. Doch eine der Zigeunerinnen hat sich in den Agenten verliebt und verhilft ihm zur Flucht. Larry weiß was Sarkom, der Vampir, vorhat. Er will die jüngste Tochter des Herzogs entführen und töten und er weiß auch, wo de Avilla seine Tochter versteckt hält. Als Larry dem Mädchen zu Hilfe kommen will, wird er abermals überwältigt. Dieses Mal scheint es keine Rettung für den PSA-Agenten zu geben. Doch da Larry vor seiner zweiten Gefangennahme noch eine Funkspruch an die Zentrale in New York durchgegeben hat, schickt David Gallun X-RAY-7, alias Iwan Kunaritschew, zur Unterstützung. Zusammen mit Soldaten eines amerikanischen Stützpunktes werden die Zigeuner festgenommen. Schnell stellt sich heraus, dass Sarkom kein echter Vampir ist, sondern Markos, der Sohn der Sippenältesten. Durch den Fluch, den Sarkom vor 200 Jahren ausstieß wurden die Sippen durch einen Ehrenkodex gezwungen alle 37 Jahre zu töten. Da in Markos Familie, die dem angeblichen Vampir abstammt, überlange Eckzähne vererbt werden, hielt sich die Sage vom Untoten hartnäckig. Als Larry und Iwan das Grab des Vampirs betreten, sehen sie Sanchos, der von dem Messerwerfer nicht sofort getötet wurde und in dem Grab erwachte, in das man ihn legte. Als Sarkom/Markos dann in das Grab stieg, um den Vampirglauben zu bekräftigen, nahm sich Sanchos mit letzter Kraft einen armdicken Pfahl und rammte ihn dem vermeintlichen Untoten ins Herz.


Meinung:
Eine schon klassische Gruselgeschichte, die leider sehr schleppend beginnt und zunächst nicht richtig in Fahrt kommen will. Dafür ist die Handlung leicht zu verfolgen und weist dieses Mal nicht die für Dan Shocker so typischen Verwirrspielchen und Nebenhandlungen auf. Etwas zu zufällig ist mir der Trick mit dem Beobachtungsspiegel im Hotelzimmer dahergekommen, in das dann auch prompt das Mädchen gebracht wird. Komisch kam mir auch vor, als Larry Sanchos so ohne weiteres von der PSA und seinen Fällen berichtete. Ich dachte die Abteilung wäre Geheim. Und als Sanchos dann gefangen genommen wurde, hat er ja auch ziemlich fix ausgepackt. Na, wenn das keinen Rüffel von X-RAY-1 in Bezug auf die Schweigepflicht gibt. Das Ende kommt dann auch recht schnell, ohne das Larry viel dazu beitragen musste, außer dass er den entscheidenden Funkspruch abgegeben hat. Die Liebesstory mit Janina wirkt leider sehr klischeehaft und überzogen und gibt ein Kreuz Abzug für unnötigen Kitsch. Ein schlechtes Gewissen hätte als Grund für Larrys Befreiung meiner Meinung nach gereicht. Das Ende Sarkoms war wieder schön dargestellt, dieses Mal ohne jeglichen Finalkampf. Der angebliche Vampir, wird von seinem fanatischen Jäger gepfählt, wobei der wackere Vampirkiller über dem Sarg seines verhassten Feindes sein Leben aushaucht - ziemlich melodramatisch, aber irgendwie hat es mir gefallen. Ebenso wie die Tatsache, dass hinter dem Spuk eben kein blutsaugendes Gespenst steckte, sondern der besessene Nachkomme eines alten Zigeunergeschlechts.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Na ja, zumindest sehen wir so etwas wie Särge und den schwarzgekleideten können wir auch als Vampir durchgehen lassen. Ansonsten ein eher nichtssagendes Cover, das weit hinter Lonatis Werk  (LB 19) zurückbleibt.


Coverbewertung:
1 Kreuz
Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Im Jahre 1746 tötet ein bekannter Edelmann der Herrscherfamilie De Avilla den Zigeuner Sarkom, da dieser einer der beiden De Avilla Töchtern den Hof machte. Nur wenige Tage später wurden die Mädchen scheinbar Opfer eines Vampirs. Es stellte sich heraus, dass dieser Vampir der Zigeuner Sarkom war und von nun an ein Fluch auf der Familie lastet. Diese Bluttat wiederholte sich nämlich alle 37 Jahre. Nun, nach 222 Jahren widmet sich die PSA durch Larry Brent alias X-RAY-3 dem Fall zu. Es sollen weitere Opfer verhindert werden. Durch den Herzog De Avilla aufmerksam gemacht lernt Larry Sanchos, den Bewohner des kleinen Dorfes Guadalupe/Spanien kennen, der eine Art Experte in diesem Fall darstellt. So erfährt er, dass das Grab von Sarkom für die Zigeuner zu einem Wallfahrtsort geworden ist, an dem sie sich alle 37 Jahre in Massen versammeln. Dort werden die Beiden auch während der Erforschung eines Geheimganges von den Zigeunern geschnappt und sollen für ihre Neugierde getötet werden. Keine guten Chancen also, den Fluch zu stoppen!


Meinung:
So mag ich die Larry Brent Romane: eine gruselige Atmosphäre, mysteriöse Todesfälle und ein unheilvoller Fluch; das macht die Shocker Romane unverkennbar. Und Larry hat es gegen den Vampir und die Zigeunersippe nun wirklich nicht leicht. Dan Shocker zieht einen regelrecht mit stetiger Spannung durch den Roman, ohne großartige Action oder seine typischen "Mehrfach-Handlungsstränge" einzusetzen. Ein einfacher, aber toller Gruselroman! Leider entpuppt sich der Vampir - wie alle bisherigen Gegner von Larry - am Ende als Mensch. Ich hätte nun gerne mal einen richtigen Dämon kontra PSA erlebt; vielleicht ja beim nächsten Mal!


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover der Neuauflage kommt wenigstens noch etwas gruselig daher mit dem Einblick in eine Gruft.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Die Angst um das Leben seiner beiden Töchter Estelle und Anna-Maria beherrscht das derzeitige Leben des Herzog de Avilla. Aus diesem Grund hat er die PSA um dringende Unterstützung gebeten, so dass Larry Brent nach Spanien zu dem Anwesen des Adligen reist, welches sich in der Nähe eines verschlafenen Bergdorfes inmitten der Sierra de Guadalupe befindet. Hier erfährt X-RAY-3 von einer gespenstischen Legende über die folgenschweren Ereignisse, welche sich vor ca. 200 Jahren in derselben Gegend zugetragen haben sollen. Ein Zigeuner namens Sarkom hatte sich in Carmen, die Tochter eines Vorfahren von de Avilla, verguckt, doch diese wollte sein Liebe partout nicht erwidern. Darauf kam es zur Auseinandersetzung zwischen Sarkom und dem eigentlichen Angetrauten des Mädchens, welche damit endete, dass der Zigeuner von dem Edelmann getötet wurde. Die trauernde Sippe des Ermordeten setzte den Leichnam an einem einsamen Waldrand in der Sierra mit dem Versprechen bei, dass diese Tat nicht ungesühnt bleiben würde - speziell schon aus dem Grund nicht, dass in dem Sarg angeblich ein wahrhaftiger Vampir läge. Und tatsächlich werden kurz darauf Carmen de Avilla und ihre jüngere Schwester mit seltsamen Bisswunden am Hals tot aufgefunden, womit ein unheimlicher Fluch seinen Anfang nehmen sollte. Von diesem Tag an verschwinden alle 37 Jahre junge Mädchen aus dem Dorf, bis letztendlich wieder eine Tochter aus der Familie de Avillas von dem Vampir getötet wird. Entsprechend gehören Estelle und Anna-Maria zu den potentiellen Opfern, wenn man der Legende Glauben schenken will. Larry stellt die tatsächliche Existenz dieses Vampirs jedoch in Frage, selbst als er durch den Dorfbewohner Sanchos erfährt, dass bereits wieder ein junges Mädchen an dem alten Grab des Vampirs abhanden gekommen ist. Die beiden Männer machen sich noch in derselben Nacht auf den Weg durch die Sierra de Guadalupe und erforschen die düstere Grabstätte. Unverhofft fallen sie einer fanatischen Zigeunergruppe in die Hände, die dem Vampir Sarkom treu ergeben ist, und als der leibhaftige Blutsauger vor dem PSA-Agenten steht, muss auch dieser seine Zweifel gezwungenermaßen beiseite räumen. Am Ende wartet eine große Überraschung auf alle Beteiligten, und das Geheimnis um eine alte Legende wird endlich gelüftet …


Meinung:
Diese fast schon klassisch anmutende Schauergeschichte um die Legende des Vampirs Sarkom hüllt sich in eine leise und dennoch absolut mitreißende Atmosphäre. Die raue Natur der Sierra de Guadalupe, der Waldrand, das verschlafene Bergdorf und die etwas primitiv erscheinenden Dorfbewohner, welche sich in ihren Häusern hinter den geschlossen Vorhängen verschanzen, um der drohenden Gefahr nicht ins Gesicht blicken zu müssen, tun für die richtige Stimmung ihr Übriges. Ich hatte großen Gefallen daran, mit Larry und Sancho durch die leergefegten nächtlichen Strassen zu spazieren, hinaus über die nebligen Äcker zu wandern bis zu dem düsteren, überwucherten Grab am Waldesrand. Hinzu kommt das Rätselraten darüber, was sich tatsächlich hinter dieser Zigeunerlegende verbirgt - haben wir es mit einem leibhaftigen Vampir zu tun oder sind Larrys Zweifel an dessen Echtheit trotz aller blutigen Indizien berechtigt?! An dieser Stelle beweist Dan Shocker wieder seinen unverwechselbaren Ideenreichtum und serviert uns die Auflösung in einem tragischen, wohl durchdachten Finale mit dem passenden Aha-Erlebnis. Dabei manövriert er den Spannungsbogen von Anfang an in einer schnurgeraden präzisen Linie bis zu eben diesem Punkt und verzichtet diesmal gänzlich auf jegliche Nebenhandlungsstränge, die diesen Fluss womöglich hätten stören können. Struktur stimmt, Handlung stimmt, Atmosphäre stimmt, und die Geschichte büsst nur ein Kreuz ein, weil es eben da doch das kleine kitschige Zwischenspiel mit diesem hübschen Zigeunermädel gibt. Ihre kompromisslose und risikofreudige Zuneigung zu unserem Helden wurde dann doch etwas zu plump herbeigeführt und hinterließ einen sehr klischeehaften Nachgeschmack. Dieses Einsprengsel "Romantik" hätte es wirklich nicht gebraucht


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Versuchen wir es hiermit mal: das könnte die unterirdische Grabkammer sein; wenn es auch nur einen Sarg dort gab und der war nur aus primitivem Holz gezimmert; wir sehen eventuell dort rechts in Schwarz einen Vampir und links in Knallrot sein letztes Opfer. Zumindest ein klitzekleiner Hauch des Themas weht durch die hier abgebildete Gruft…


Coverbewertung:
1 Kreuz