Silber-Grusel-Krimi Nr. 47 (NA): Der Gehenkte von Dartmoor
Silber-Grusel-Krimi Nr. 47 (NA): Der Gehenkte von Dartmoor


Die Stimme war sachlich und ohne jedes Gefühl, obwohl das, was sie mitzuteilen hatte, Regungen in einem Menschen hervorrief. Aber die Stimme war nicht menschlich. Es war die eines Computers. Er gehörte zu einer Spezialanfertigung, mit der speziell der geheimnisvolle Leiter der PSA, X-RAY-1, in Verbindung treten konnte, und die ihm wichtige Neuigkeiten zu gegebener Zeit mitteilte. "Agent X-RAY-14 ist tot..." Der väterliche wirkende Mann mit der dunklen Brille wurde ernst. Seine Finger drückten rasch mehrere Tasten. Er forderte weitere Informationen aus dem Gedächtnis des Computers an. Wie die Nachricht in das Archiv der PSA gekommen war- das war kein Geheimnis. Jeder Agent trug einen besonders präparierten Ring, der dann automatisch Impulse zu senden begann, wenn die Körpertemperatur seines Trägers unter einen kritischen Punkt gesunken war, an dem das Leben zu Ende ging.


von Dan Shocker, erschienen am 23.07.1974, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Im PSA-Hauptquartier in New York erreicht den geheimnisvollen Chef des Geheimdienstes, X-RAY-1, die Nachricht vom Tod des Agenten X-RAY-14. Das Todessignal stammt aus Dartmoor. Sofort informiert er Larry Brent, der sich zur Zeit in London aufhält. Gemeinsam mit Chiefinspector Edward Higgins, macht sich der PSA-Agent auf den Weg in das sagenumwobene Sumpfgelände. Während sich Larry Brent um das Ablebens eines Kollegen kümmert, untersucht Higgins den Ausbruch von 19 Sträflingen aus Englands sicherstem Gefängnis. Doch die Rätsel sind noch viel verworrener, als die beiden Kriminalisten zunächst annehmen. Die Leiche von X-RAY-14 wird an einem berüchtigten Galgen inmitten des Sumpfes gefunden, die rechte Hand wurde dem Agenten abgetrennt. Der PSA-Ring, der das Signal an die Zentrale in New York weiterleitet entdeckt Larry in der Auslage eines Antiquitätengeschäftes, der Selbstzerstörungsmechanismus hat nicht angeschlagen. Wie passen aufgebrochene Särge, denen die Nägel fehlen, der größte Gangsterboss Londons, der sein Quartier nahe Dartmoor aufgeschlagen hat, und der exzentrische Sir Charles Parkinson ins Bild?


Meinung:
Die verwinkelte, groteske und bisweilen sehr trashig anmutende Story wirkt direkt einem "Edgar-Wallace-Film" entsprungen, übertrifft den Einfallsreichtum der Filme aber noch um einige Nuancen. Dabei suggeriert der Titel, dass es im Prinzip "nur" um einen Erhenkten geht, der vermutlich, wie in Romanen dieser Zeit üblich, als Untoter durch die Gegend streift, um Opfer zu finden. Doch dies wäre kein echter Larry-Brent-Roman, wenn des Rätsels Lösung so einfach wäre. Leider erfährt man über den verstorbenen Agenten X-RAY-14 so gut wie gar nichts, außer dem Namen. Beeindruckend ist jedenfalls zu lesen, wie Dan Shocker die vielen Charaktere und Handlungsfäden zu einem schlüssigen Ende verknüpft. Auch die Auflösung des Falles dürfte den Leser überraschen und bietet einen hervorragenden Einblick in den Ideenreichtum des Autors. Der Aufbau der Storyline beginnt zunächst sehr verhalten, ist aber bereits durchzogen von einer gänsehauterzeugenden Atmosphäre, die durch den Schauplatz Moor noch verstärkt wird. Dass der Selbstzerstörungsmechanismus des PSA-Ringes, eines hochwertigen High-Tech-Produktes, ausgerechnet im Falle von X-RAY-14, defekt sein soll, wirkt dagegen nicht unbedingt glaubwürdig. Das fällt bei diesem spannenden Roman aber nicht allzu stark ins Gewicht. Gebannt verfolgt man Zeile um Zeile, um zu sehen, wie die einzelnen Komponenten dieses Rätsels aufgelöst werden und wer alles in das mörderischen Komplott verstrickt ist. Fazit: Unheimlicher und klassischer Grusel-Krimi mit originellen Einfällen und einem überraschenden Finale.


Besonderheiten:
Der Agent X-RAY-14, alias Archie Svenson, wird getötet.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die Fotomontagen der Silber-Krimis sind alles andere als Blickfänger und erheben keinerlei künstlerischen Anspruch. Eigentlich ein Wunder, dass es die Romane zu einer eigenen Serie gebracht haben. Ein weiterer Beweis, dass der Inhalt zählt, nicht das Aussehen.


Coverbewertung:
0 Kreuze
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild des Silber-Grusel-Krimi Romans war spiegelverkehrt auch schon auf dem Cover des Magazins "HORROR STORIES" Nr. 4 (erschienen im April 1971) abgebildet:

Horror Stories Nr. 4


Für diese beiden Titelbilder wurde nicht nur die selbe Idee verwendet (ein Dia auf ein Gesicht zu projizieren), sondern es handelt sich auch noch eindeutig um das selbe Gesicht.

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