Silber-Grusel-Krimi Nr. 64 (NA): Wenn die Knochenmänner tanzen
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"Aaahhh!" Es war ein furchtbarer Schrei, und der einsame Gast in dem Zimmer
schreckte hoch, als würde er mit einem Eimer Wasser übergossen.
Berthold Erskin, auf dem Weg nach Torremolinos, um sich einen Bungalow zu
kaufen, war in dem kleinen abseitsgelegenen Hotel in den Bergen abgestiegen,
um die Nacht hier zu verbringen. Der Deutsche lauschte auf die anschwellenden
Geräusche. Schreie, Klagen und langgezogene Seufzer drangen an seine
Ohren. Und dazu die Musik, erst leise, dann immer lauter werdend, eine
heiße, rhythmische Musik, die ins Blut ging. Ein Flamenco! Kastagnetten
klapperten, Stiefelabsätze knallten, dazwischen abgerissene, grauenvolle
Schreie. Über Erskins Rücken lief ein Schauer. Der Hotelgast hatte
das Gefühl, als würde eine eiskalte Hand seinen Nacken emporkriechen
und die Kopfhaut zusammenpressen. Die Laute und die Stimmung waren so unheimlich,
daß er es nicht länger im Bett aushielt. Erskin warf die dünne
Decke zurück und stand auf. Er schlüpfte in seinen Morgenmantel,
schlang schnell den Gürtel um seine Hüfte und öffnete die
Tür. Lautstark war die Musik, die durch das ganze Haus dröhnte.
von Dan Shocker, erschienen am 11.11.1975, Titelbild: R.S. Lonati
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Larry Brent und Morna Ulbrandson, die Top-Agenten der PSA, sollen den vermissten
spanischen Agenten Pedro Alcantara ausfindig machen. Alcantara war mehreren
Vermisstenfällen auf der Spur, bis auch er spurlos verschwand. Larry
und Morna bleibt nichts anderes übrig, als dort anzusetzen, wo der spanische
Kollege aufhörte. Die Spur führt zunächst in ein Zigeunerdorf,
wo sie durch Zufall auf einen verstörten Touristen stoßen, der
auf der Suche nach seiner ermordeten Frau ist. Bald stoßen Larry und
Morna auf das alte, einsam in den Bergen gelegene Hotel "El Toro". Dort wurde
die Frau des Deutschen von sieben knöchernen Untoten hingerichtet. Bald
stehen auch Larry und Morna mitten im Reigen der tanzenden Knochenmänner
...
Meinung:
Dieser unheimliche Roman hat spielt wieder einmal in Spanien, einem Tatort,
den Dan Shocker neben Großbritannien und Amerika wohl am häufigsten
wählte. Der Autor schafft es mit den tanzenden Skeletten eine schaurige
Stimmung zu erzeugen. Das unheimliche Ritual und die Rätsel welche sich
um das einsame Hotel und dessen merkwürdige Besitzer ranken lassen den
Leser bis zum Schluss im Ungewissen über die Hintergründe der Taten.
Selbst die PSA-Agenten werden von den Ereignissen überrollt. Um so schneller
geht das Finale vonstatten, welches zum Teil in Rückblicken erzählt
wird. Dadurch wird die Spannung, welche sich kontinuierlich aufbaute, ein
wenig abrupt gelöst, so dass der Leser ziemlich perplex dasteht. Ein
kleiner Fauxpas passiert dem Autor bei der Schilderung der Grabinschriften,
denn dort steht als Datum der 31. Mai 1954. Der letzte Tag des fünften
Monats wird im Roman als die Walpurgisnacht bezeichnet, jene Nacht, in der
die Hexen ihre Feste feiern und das Böse auf die Erde kommt. Allerdings
hat sich der Autor hier exakt um einen Monat verrechnet, denn die Walpurgisnacht
findet immer noch am 30. April statt. Dennoch liest sich der Roman sehr
flüssig und rasant. Die Sticheleien zwischen den Agenten sind gelungen
und originell; Stichwort Gummipuppe. Immer wieder faszinierend ist die
kurzweilige Art des Autors die Geschehnisse zu schildern und innerhalb des
recht begrenzten Rahmens der Heftromane eine ausgefeilte Story zu Papier
zu bringen, welche selbst nach einem viertel Jahrhundert nichts von ihrem
Charme verloren hat.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Eines der schlechteren Cover zur Serie, stammt wohl auch nicht von Lonati.
Wirkt jedenfalls nicht sonderlich schaurig, auch wenn die Szene so, ungleich
gruseliger, im Roman vorkommt.
Coverbewertung:
Wenn man das Cover auseinandernimmt, kann man da noch einige andere Romanhefte
damit bedrucken:
Die Skelette des Covers wurden noch auf folgenden Titelbildern verwendet:
Und das Gesicht aus dem Sarg wurde ebenfalls noch auf anderen Titelbildern
weiterverwendet:
Ein weiterer Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Bernd Frenz:
Das Cover, genauer gesagt der Blick in den Sarg, wurde natürlich durch
eine der berühmtesten Kameraeinstellungen des Grusel-Filmklassiker "Vampyr"
von 1932 inspiriert:
Ein weiterer Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael
Schick:
Übrigens wurde exakt das selbe Titelbild wie auf dem Silber-Grusel-Krimi
Nr. 64 auch schon auf dem spanischen Comic-Magazin "FANTOM" Nr. 9 verwendet.
Dort sind also nicht nur die Knochenmänner abgebildet, sondern auch
noch die Frau in ihrer Mitte: