Silber-Grusel-Krimi Nr. 79: Kastell des Dämons
Silber-Grusel-Krimi Nr. 79: Kastell des Dämons


Der Motor machte zweimal "Plupp", der Wagen zuckelte noch drei Meter weiter und blieb dann stehen. "Auch das noch! Und dann in dieser Gegend", knurrte John Sallinger. Er zündete den Motor mehrmals, aber er sprang nicht wieder an. "Ist was?" fragte Conny, seine junge Frau, und wandte den Kopf. Sie war eingeschlafen. Der Ragen prasselte auf das Auto. Die Nacht war kalt und stürmisch. Die Wipfel der kahlen Bäume schaukelten hin und her. Einsamkeit! Hier im Süden Englands, in der Nähe von Cornwall, war die Landschaft dünn besiedelt, hin und wieder ein Dorf, ein einzeln stehendes Haus. Sallinger kratzte sich im Nacken. Die Situation war verfahren. Heute nacht würden sie es nicht mehr zu Aunt Jane schaffen. Es sei denn ... Plötzlich sah er das Haus. Es stand etwa vierzig Meter von der schmalen Straße entfernt. Dort brannte ein verschwommenes Licht. John atmete tief durch. "Glück muß der Mensch haben", sagte er. Conny war inzwischen hellwach. "Wo sind wir denn hier?" wollte sie wissen. "Zwischen Bodmin und Launceston", lautete seine Erwiderung. "Dann sind wir mitten im Moor. Na, dann gute Nacht! Und das bei diesem Wetter. Meinst du, das da vorn ist ein Gasthaus? Einen Grog und eia Steak würde ich jetzt noch verkraften, Jonny." "Ich frag' mal nach. Ein paar Pfund für die Übernachtung zahle ich noch drauf. Ich hab' keine Lust, bei diesem Wetter Mechaniker zu spielen: Ich bin gleich zurück. Mal sehen, was für'n Haus das da vorn ist." Er trug eine Windjacke, aber ohne Kapuze, verließ den Wagen, zag sich die Jacke über die Ohren und rannte los. Wind und Regen peitschten in sein Gesicht. Der Wind war kalt. Das Pfeifen und Heulen des Sturms fing sich in den kahlen Wipfeln und dem Gemäuer des' Hauses, auf das er zulief. Je näher er kam, desto mehr erkannte er. John Sallinger glaubte sich in den Süden, nach Spanien oder weit unten nach Frankreich versetzt, wo spanischer Einfluß in der Architektur schon zu sehen war. Vor ihm stand kein Landhaus im herkömmlichen Stil. Hier hatte jemand seinen Traum verwirklicht und sich ein richtiges kleines Schloß, ein Kastell, errichtet mit Bögen und Türmen und einer mannshohen Mauer, die mit Lehm verschmiert war. Winzige, vergitterte Fenster hatte das alte Kastell. Aber es war noch bewohnt, wie der Lichtschein hinter einem Fenster bewies. John Sallinger war zu sehr beschäftigt mit Wind und Wetter, als daß ihm an dem Licht etwas aufgefallen wäre. Es bewegte sich und war unruhig wie eine Kerzenflamme.


von Dan Shocker, erschienen am 09.11.1976, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Leichnam:


Kurzbeschreibung:
Ort: Südengland, in der Nähe von Cornwell. Ein Ehepaar, welches Schutz vor dem Regen sucht, kommt auf unheimliche Weise um. Und zwar in einem Gebäude, welches schon ein kleines Schloß ist, ein Kastell. Der alte Bau ist scheinbar unbewohnt - scheinbar... Ein Mitarbeiter eines Wochenmagazines, Douglas Learmy, hörte Legenden vom Kastell, von den eigenartigen Bewohnern namens Dunnerdon. Außerdem erfuhr er recht bizarre Spukgeschichten, die sich noch immer in dem schauderlichen Gebäude abspielen sollen. Learmy will ins Kastell, um den Gerüchten auf den Grund zu gehen, schon allein, um einen Sensationsbericht für das Magazin abliefern zu können. Die PSA weiß vom bösen Ruf, der auf dem Haus lastet. Larry Brent wird auf Douglas Learmy angesetzt. Man weiß, daß Learmy ungewöhnlich viele Kenntnisse vom Kastell besitzt. Larry soll den Mann beschatten und dafür sorgen, daß ihm kein Haar gekrümmt wird. Auch X-GIRL-C wird eingesetzt. Learmy gräbt im Rosengarten des Gebäudes herum, sucht irgendetwas. Larry beobachtet das. Bald taucht eine gewisse Camilla auf, ein 13-jähriges Mädchen. Sie erscheint irgendwie unwirklich. Camilla wohnt im Haus auf dem Hügel, weit gegenüber dem Kastell. Das Mädel scheint ein Geist zu sein, und im Haus auf dem Hügel wohnen seltsame, schrullige, altmodische Aristokraten. Morna alias X-GIRL-C spielt dort Dienstmädchen in Vertretung, Larry agiert im Geheimen. Es soll untersucht werden, ob es eine Verbindung zwischen Kastell, Camilla sowie Hügelhaus gibt. Seltsame Leute, weitere Tote im Kastell. Auch Learmy kommt um, der dort die Gebeine der ehemaligen spanischen Hausherrin sucht. (Aus welchen Gründen auch immer...) Ein Butler untersucht per elektronischer Überwachungsanlage die Phänomene im Kastell vom Hügelhaus aus. Larry kommt im Spukhaus fast ums Leben. Seltsame Gespenster und ein Dämon treiben ihr Unwesen. Die spukende Camilla lockt Menschen zum Dämon Asunta, welcher der PSA wohlbekannt ist. Mit Hilfe eines Mediums und unter vielen Hinweisen des Butlers, der eigentlich Parapsychologe ist, kann Asunta schließlich vertrieben werden. Das Kastell des Dämons zerfällt.


Meinung:
Ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich von dem Heftchen etwas überfordert war. Da passieren unendlich viele Sachen, und es gibt sehr viele handelnde Personen, die ich noch längst nicht alle erwähnt habe. Ein konfuser Roman. Die PSA kennt den Dämon. Die wirkliche Rolle Camillas wird meiner Ansicht nach nur im Ansatz herausgestellt. Dann spukt auch noch ein alter Mann in rasselnden Ketten, den ich nun überhaupt nicht einzuordnen vermag. Nein, lieber Dan Shocker: Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Und gruselig war der Titel auch auf keiner Seite. ich habe den Text jetzt schon zweimal gelesen - immer mußte ich mich durchquälen. Vielleicht kapiere ich das alles richtig beim dritten Durchlesen... (Da müßte ich aber schon Masochist sein)


Besonderheiten:
In der Larry Brent-Reihe als Nr. 109 erschienen.
Herrliche Dialoge zwischen Morna und Larry


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Das Bild von Lonati ist gut und düster gemalt. Zudem stellt es den Dämon so dar, wie er im Heft beschrieben wird. Ein Hauch mehr Horror hätte dem Bild aber gutgetan.


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Nahe eines spanischen Kastells mitten in England wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die mit mehreren Messerstichen ums Leben gekommen ist. Der Mann ist in dem düstere Gemäuer verschwunden. Der Reporter Douglas Learmy will dem Geheimnis des verlassenen Gemäuers, von dem man berichtet, dass es dort spukt, auf den Grund gehen. Die Computer der PSA haben ebenfalls Alarm geschlagen und so schickt David Gallun seine beiden besten Agenten vor Ort: Larry Brent und Morna Ulbrandson. Larry soll den Reporter überwachen und gegebenenfalls schützen. Morna hingegen erhält eine Anstellung als Zimmermädchen bei den Nachbarn. Diese haben vor drei Jahren ihre dreizehnjährige Tochter verloren und dennoch sieht man das Mädchen immer noch an den Rosenträuchern, die sie so sehr liebte. Auch Learmy hat bereist mit dem hübschen Mädchen gesprochen. Doch nicht nur die Geister Verstorbener gehen um. Der Urheber ist ein grausamer Dämon, namens Asunta ...


Meinung:
Der Roman könnte nicht unheimlicher beginnen. Ein Auto bleibt vor einem gespenstischem Haus stehen, Die Frau wird das Opfer eines unheimlichen Mörders und der Mann verschwindet. Wieder einmal spielt Dan Shocker perfekt auf der Klaviatur menschlicher Ängste und obgleich das mit beinahe altbacken wirkenden Methoden geschieht, verfehlt es seine Wirkung keineswegs. Auch das messerschwingende Mädchen, welches tagsüber Rosen pflückt und bereits drei Jahre tot ist passt hervorragend in diesen unterschwelligen Horror. Leider gleitet der Roman in der zweiten Hälfte zu sehr ins Kuriose ab. Die düstere Gruselatmosphäre wird von unmotivierten Aktionen und übertriebenen Actionszenen abgelöst. Mit dem Auftreten des Dämons verliert der Roman einen großen Teil seines Reizes. Auch die Seance, welche Larry mit Hilfe eines Mediums abhält, wirkt konstruiert und unglaubhaft. Das Ende plätschert langweilig vor sich hin und ist darüber hinaus alles andere als originell. Dadurch, dass die Mutter des toten Mädchens an der Beschwörung teilnimmt und ebenfalls bereits unter dem Bann Asuntas steht, was ihre Begleiter allerdings nicht ahnen, bringt der Autor ein dramatisches Element mit ins Geschehen. Doch leider werden die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft und die psychologische Spannung durch die Actionszenen zerstört. Die Darstellung des Dämons als wolkenartiges Wesen mit Rüssel wirkt eher lächerlich als bedrohlich. Damit bleibt bei diesem Roman ein sehr zwiespältiges Gefühl zurück. Die erste Hälfte ist super, die zweite eher unterdurchschnittlich. Dennoch liest sich der Roman sehr flüssig und schlägt nicht allzu große Kapriolen, die bei Dan Shocker oft schwer nachvollziehbar sind.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt Asunta in all seiner dämonischen Pracht. So richtig furchteinflößend wirkt der Bursche jedenfalls nicht. Dafür vermittelt das unheimliche Gemäuer und der düstere Himmel eine gewisse Gruselstimmung.


Coverbewertung:
3 Kreuze
Zusatzhinweise zu dem Titelbild kommen von Michael Schick:
Beim Malen des Hauses hat sich Lonati wohl vom Bates Motel aus dem Film Psycho inspirieren lassen.

Bates Motel


Später wurde das Cover des Larry Brent Romans noch einmal für den Geister-Schocker Nr. 41 verwendet:

Geister-Schocker Nr. 41: Der Fluch von Desmore Castle