Silber-Grusel-Krimi Nr. 83 (NA): Gebeine aus der Hexengruft
Silber-Grusel-Krimi Nr. 83 (NA): Gebeine aus der Hexengruft


"Ihr dürft mich nicht töten!" Sie wußte selbst nicht, woher sie noch die Kraft nahm, diese Worte auszusprechen, die hohl und dumpf durch ihr kleines, kahles Verlies klangen, in das man sie gesperrt hatte. Die finster dreinblickenden Gestalten bildeten einen Halbkreis um sie. "Sag' endlich, daß du eine Hexe bist!" preßte der große, hagere Mann, der sich vorschob, zwischen den gelben Zähnen hervor. Es war Jonker, der Hexenjäger. Er hatte sie aufgetrieben und mit fadenscheinigen Methoden den Nachweis geführt, daß sie sich den Mächten des Bösen verschrieben hatte und mit ihnen verkehrte. Man hatte sie gequält und gefoltert, geschlagen und getreten. Cynthia Maniot war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Das naturblonde, schimmernde Haar war aschgrau geworden, das schöngeschnittene Gesicht mit den vollen Lippen wirkte lederartig und verzerrt. Die Augen glühten in wildem Feuer. Cynthia Maniot war eine verführerische, bildschöne Frau gewesen, und Spuren der einstigen Schönheit erkannten die Männer, die mit dem schrecklichen Hexenjäger Jonker die Zelle betreten hatten, noch jetzt. Kein Mitleid lag in ihren Augen. Sie kannten keine Rücksicht.


von Dan Shocker, erschienen am 04.01.1977, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Morna Ulbrandson, alias X-GIRL-C, und ihr Kollege Larry Brent fahren in das kleine englische Dorf Brimsley, um dort eine Jugendfreundin Mornas zu besuchen, Peggy Langdon. Die ist allerdings erkrankt und leidet unter einer rätselhaften Schwäche, der auch ein Jahr zuvor die Frau des Apothekers zum Opfer fiel. Die Schwäche befiel die junge Frau nachdem sie die entweihte Kapelle der Cynthia Maniot besichtigt hat, welche vor über 300 Jahren als Hexe verbrannt werden sollte, aber vorher verstarb. Vor ihrem Tod hat sie sich nach wochenlanger Folter dem Teufel verschrieben und Rache geschworen. Seitdem starben immer wieder Menschen, die sich der Kapelle näherten. Larry Brent recherchiert in der Dorfchronik und erfährt von dem unheilvollen Einfluss der Kapelle, und dass kurz nach Cynthia Maniots Tod ein Mönch in den Ort kam, der den Geist der Hexe in dieser Kapelle bannte, so dass der böse Einfluss des Geistes nur die Leute traf, die sich zu nahe an das verfluchte Gebäude heranwagten. Als Larry die Kapelle besichtigt findet er fünf Leichen. Die jungen Leute haben in dem Haus eine schwarze Messe gefeiert. Larry erfährt, dass es eigentlich sechs Jugendliche waren, doch Ellen Radnor ist spurlos verschwunden. Der Geist der Hexe ist in ihren Körper gefahren und will nun Rache nehmen. Eine kleine Schatulle, die der Mönch in der Kapelle hinterließ ist verschwunden, und hat dem Geist so die Freiheit ermöglicht. Unterdessen erscheint bei Morna und Peggy der Dorfarzt Kilroy und bittet Morna etwas aus seinem Auto zu holen. Bevor er Peggy erschießen kann erscheint Larry und überwältigt den Arzt, der sich mit Cynthia verbündet hat und die Schatulle des Mönches gestohlen hat, die die einzige Waffe gegen den Geist Cynthias beherbergt: Das magische Feuer. Im Beisein der Hexe öffnet X-RAY-3 das Kästchen und erlöst somit den Geist der Hexe.


Meinung:
Story und Schauplatz sind zwar nicht gerade neu, aber dennoch ist der Roman spannend geschrieben worden. Insbesondere die Szene, in der die jungen Menschen ihre Schwarze Messe feiern und von der Hexe ermordet werden wurde sehr eindringlich erzählt, da es für die Jugendlichen keine Fluchtweg aus der Kapelle gibt. Die Pointe, in der sich der Arzt als Helfer des Hexengeistes entpuppt ist ein weiterer Pluspunkt dieser Geschichte. Des weiteren hat mir gefallen, dass Cynthia Maniot nicht nur eine böse Hexe ist, sondern nur aufgrund ihrer wochenlangen Folter sich dem Satan verschrieben hat, nachdem sich ihr Geist verwirrte. Das macht sie eher zu einem bedauernswerten Opfer, dem man irgendwie nachfühlt, obwohl man ihren Rachefeldzug deshalb natürlich nicht billigen kann, da die Bewohner von Brimsley ja nichts für die Verbrechen ihrer Vorfahren können.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Typisches Lonati-Cover, dass auch zur Handlung passt. Der Teufel im Hintergrund wirkt allerdings ein wenig lächerlich.


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Im Jahre 1638 kommt es in dem kleinen englischen Dorf Brimsley zu einem folgenschweren Ereignis. Der Hexenjäger Jonker beschuldigt die hübsche Cynthia Maniot, eine Teufelsanbeterin zu sein. Die tagelangen Folterungen und Qualen führen letztendlich zu Cynthias Tod noch bevor sie auf dem Scheiterhaufen enden kann. Vor ihrem Ableben verflucht die Gepeinigte das Dorf und verspricht ihre Seele diesmal wirklich dem Satan.
300 Jahre später machen die Bewohner von Brimsley immer noch einen großen Bogen um die leerstehende Kapelle, die Cynthia Maniot vor ihrem schrecklichen Tod erbauen ließ - man munkelt davon, dass ihre sterblichen Überreste irgendwo in diesem Gebäude verborgen sein sollen und der böse Geist der Hexe dort auf seine Opfer lauert. Tatsächlich geht es in dieser verfluchten Kapelle nicht mit rechten Dingen zu. Neugierige Besucher, die die Warnungen der Dorfgemeinschaft in den Wind schlagen und einen Blick in das Innere der Kapelle werfen können, leiden wenig später an einer seltsamen und gleichzeitig tödlichen Krankheit, für die es keine Heilung zu geben scheint. Jüngstes Opfer ist Peggy Langdon, eine gute Freundin der PSA-Agentin Morna Ulbrandson. X-GIRL-C wollte zusammen mit Larry Brent die junge Lehrerin eigentlich nur an ihrer neuen Schule in Brimsley besuchen, um nun festzustellen, dass sie mitten in einem neuen Fall gelandet sind.
Während Morna hinter die Ursache dieser aufzehrenden Krankheit zu kommen versucht, beschäftigt sich Larry mit der düsteren Vergangenheit von Brimsley. Er erfährt vom Schicksal Cynthias und die Gerüchte um deren Spukkapelle. Bei seinen Nachforschungen in dem Gemäuer wird X-RAY-3 mit einem weiteren Drama konfrontiert. Sechs ugendliche haben aus einer Alkohollaune heraus eine schwarze Messe in der Kapelle zelebriert, wobei fünf von ihnen einen furchtbaren Tod erleiden mussten. In Ellen Radnor, der einzigen Überlebenden, hat der Geist der Hexe hingegen einen willigen Gastkörper gefunden, um nun endlich seine lang ersehnte Rache auszuführen. Zu allem Überfluss gibt es einen Unbekannten im Dorf, welcher das Vertrauen der Bewohner missbraucht, um seinen eigenen Vorteil aus Cynthia Maniots Treiben zu ziehen. Diese Person muss Larry nun möglichst schnell enttarnen, bevor ein weiteres Unglück geschieht…


Meinung:
Als ich das Cover dieser Geschichte betrachtete, befürchtete ich zuerst, dass ich es wieder mal mit einer klassischen Teufelssekte zu tun bekommen werde, aber weit gefehlt. Die Ereignisse in dem kleinen Dorf Brimsley basieren auf einer wirklich schön gestrickten und ansprechenden Geschichte. Zwar ist das Basismotiv nicht unbedingt das Neueste - eine alte Rachegeschichte in einem verschlafenen Dorf aus längst vergangenen Tagen, die in unserer heutigen Zeit ihre dramatischen Früchte trägt - doch hat mir die Atmosphäre und das kleine Ratespiel um den unbekannten Handlanger der Hexe ganz gut gefallen.
Insbesondere die starke Szenerie um die schicksalhafte Messe der Jugendlichen, deren Leichen unser geschockter PSA-Agent schließlich in der entweihten Kapelle entdecken muss, kann man schon als einige Stufen heftiger bezeichnen. Vor allem, als sich Larry auch noch auf den Toten für eine kurze Weile zur Ruhe betten muss. Dazu kommen die eine oder andere gruselige Einlage, als z.B. Peggy einen Blick durch das Fenster der Kapelle wirft und ihr zwei glühende Augenpaare aus der Finsternis entgegen rasen, da gibt es doch mal als Sahnehäubchen ein paar wohlige Schauer.
Hinzu gesellen sich einige interessant gezeichnete Charaktere: ein paar vereinzelte Dorfbewohner wie der sympathische Dr.Kilroy oder auch die zwiespältige Person von Cynthia Maniot, die vom unschuldigen Opfer zur mordenden Bestie mutiert. Somit macht dieses Larry-Abenteuer einen wohl durchdachten und angenehm strukturierten Eindruck, an dem es wirklich nicht viel zu mäkeln gibt…


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Wie ich schon erwähnte, versprach dieses Bild einen dieser von mir so gar nicht geschätzten Sekten-Geschichten, was dem aber zum Glück nicht so war. Die dargestellte Szene kommt so in dieser Form nur bedingt in der Handlung vor. Hier wird wohl die inszenierte Messe der Jugendlichen wiedergeben, wenn es sich dort auch nur um drei nackte Mädchen gehandelt hatte. Der etwas verunglückt aussehende Höllenfürst soll wohl Fred Laine in seiner Kostümierung sein…


Coverbewertung:
3 Kreuze