Silber-Grusel-Krimi Nr. 184: Grendel, das Moorungeheuer
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Mike Cally trat aus der Tür seines Hauses und schaute nach Westen. Blutrot
versank die Sonne am Horizont. »Es bleibt noch genügend Zeit für
einen Abstecher ins Moor«, dachte er und schritt die Straße hinunter,
bis das Pflaster endete. Der Herbstwind, der die Hitze des Tages vertrieb,
strich über das sich leicht neigende Schilf. Cally verließ den
Pfad und verschwand in dem mannshohen Gewächs. Er kannte sich gut aus
und vertraute seiner Ortskenntnis. Jeder Pfad, und war er noch so versteckt,
war ihm in diesem gefährlichen Gebiet geläufig. Überall lauerten
die tückischen Sumpflöcher, die keinen freigaben, den sie mal in
ihren Klauen hatten. Doch der Einheimische sorgte sich nicht. Sicheren Schrittes
drang er immer tiefer in das Dickicht aus Schilf und Binsengewirr. Bald umgab
ihn nur noch das Zwitschern der Vögel und das Rauschen des Windes. Cally
liebte es, die Tiere zu beobachten. Oft schon hatte er bedauert, nicht mehr
Zeit für sein Hobby zu haben.
von Theodor Dombrowski, erschienen am 28.03.1978, Titelbild: ???
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Der kleine englische Ort Darkdale liegt verschlafen am Rand eines Moores
bei Manchester. Als Dorfbewohner nicht mehr aus dem Moor, das den Beinamen
"Teufelsmoor" trägt, nicht mehr zurückkehren und dann sogar die
verstümmelte Leiche eines Torfstechers gefunden wird, ist es mit der
Ruhe in Darkdale vorbei. Schnell machen Gerüchte die Runde, dass ein
grausames Ungeheuer im Moor haust und jeden tötet, der ihm begegnet.
Geschürt werden diese Gerüchte noch vom alten Farrow geschürt,
der behauptet, dass im Moor eine Hexe namens Sarah Fitch lebt, die das Monster
geschaffen hat.
Tatsächlich existiert die Hexe und sie hat sich mit den Kräften
des Bösen verbündet, um sich an den Dorfbewohnern zu rächen,
deren Vorfahren sie nur mit Hohn uns Spott überhäuft haben. So
hat sie Grendel, ein Monster aus der angelsächsischen Beowulf-Sage zum
Leben erweckt. Inspector Paul Keegan von Scotland Yard und sein Assistent
Miller glauben zunächst noch an eine natürliche Erklärung
für die Morde, doch ein Fußabdruck des Ungeheuers und eine geistige
Attacke der Hexe, die versucht Keegan und Miller unter ihre Kontrolle zu
bringen, überzeugen die beiden Polizisten bald vom Gegenteil.
Nun gilt es, das Moorungeheuer zur Strecke zu bringen - was sich allerdings
als ziemlich schwierig erweist, da es gegen Pistolenkugeln immun ist. Als
es schließlich zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Ungeheuer und
Keegan und Miller kommt, erscheint auch Sarah Fitch, die miterleben will,
wie ihr Geschöpf über die Polizisten siegt. Dabei wird die Hexe
von einer Kugel getroffen und stirbt. Durch den Tod der Hexe hat auch Grendel
seine Unverwundbarkeit verloren und kann von den Polizisten getötet
werden. Der Körper des Ungeheuers versinkt im Moor.
Meinung:
Mit diesem Band liegt mal wieder in spannender Roman vor, der flott und leicht
geschrieben ist und wirklich Spaß macht. Die Szenen im Moor sind gruselig
und auch die Stimmung des kleinen Dorfes, das von der Welt vergessen scheint,
kommt gut rüber. Da macht es auch nichts aus, dass man als Leser schon
ziemlich schnell über die Zusammenhänge Bescheid weiß.
Dass der Roman aus den 70ern stammt, merkt man ihm kaum an, einzig die Verwendung
der Worte Boy' und Girl' geben Auskunft über die Zeit, in
der er geschrieben wurde.
Mit der Verwendung eines Motivs aus der Beowulf-Saga hat sich der Autor
eines Themas angenommen, das ja gerade im letzten Jahr wieder sehr aktuell
geworden ist. Auch wenn ich mich hier jetzt als Kulturbanause outen muss
- denn mein erster Gedanke war: Grendel - wie kann man sich nur einen so
dämlichen Namen ausdenken... ;o)
Alles in allem ein spannender und gruseliger Roman, der drei Kreuze von mir
bekommt.
Besonderheiten:
Ein Nachdruck dieses Romans erschien im September 2005 als Geister-Schocker
Band
Nr.
32 unter dem Pseudonym Gordon Scott und dem Titel Das
Moorungeheuer'.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Auf dem Bild sieht man die Hexe Sarah Fitch mit ihrer magischen Kugel, die
auch im Roman vorkommt. Ich finde auch die Atmosphäre des Moores gut
eingefangen.
Coverbewertung: