Silber-Grusel-Krimi Nr. 299: Der Blutfürst
Silber-Grusel-Krimi Nr. 299: Der Blutfürst


In ihren Augen stand die nackte Angst. Die vermummten Gestalten rührten sich kaum, unter weißen Kapuzen leuchteten fanatische Augen. Seit einer halben Stunde waren sie da, stumm und gerade deshalb von erregender Wirkung. Das Mädchen hatte noch die Kraft besessen, einen gellenden Schrei auszustoßen. Er hallte markerschütternd durchs Gewölbe. Aber daran, daß man sie schreien ließ, erkannte sie, daß sie hier unten niemand hörte. Sie verlegte sich aufs Flehen und Bitten, aber auch das half nicht. Die Unheimlichen starrten sie mitleidlos an. Plötzlich kam Bewegung in sie. Einer löste sich aus dem Halbkreis und trat auf das Mädchen zu. Aus der sackähnlichen Kutte zog er mit der rechten Hand ein Messer. Das Licht der zuckenden Fackeln an den Wänden gleißte auf der zweischneidigen Klinge. Das Mädchen riß entsetzt die Augen auf. Die unheimlichen Gestalten stimmten plötzlich einen monotonen Singsang an. Ihre Oberkörper bewegten sich im Rhythmus der Melodie. Das Singen wurde lauter und steigerte sich immer mehr zu einem Brausen.


von W.J. Tobien, erschienen am 10.06.1980, Titelbild: ???