Sie war gerade fünfundzwanzig und trug ein schwarzes Gewand - wie alle
trauernden Frauen in Carpossos. Das Kopftuch hatte sie weit ins Gesicht gezogen,
deshalb sah niemand die Tränen. Ihre Schritte waren unsicher. Von Zeit
zu Zeit mußte sie sich an ein Grabkreuz lehnen, damit sie nicht vor
Erschöpfung zusammenbrach. Jannis Papaderos schlich an der
weißgetünchten Kapelle vorbei und verschwand hinter einer niedrigen
Tür, die sich leise in den Angeln bewegte. Dämmriges Licht umfing
die Frau. Sie schloß sekundenlang die Augen, um sich an die Dunkelheit
schneller zu gewöhnen. Sie hätte auch blind die Stelle gefunden,
doch von Zeit zu Zeit gab es in dem winzigen Raum Veränderungen. Deshalb
durfte sie sich auf ihr Gedächtnis nicht verlassen. In der Kammer duftete
es nach Bienenwachs, nach Eukalyptusöl und Zitronenblüten, der
Geruch von feuchtem Holz sickerte durch. Auch das uralte Mauerwerk roch modrig.
Die Glasscheibe des einzigen Fensters war undurchsichtig. Das Tageslicht
von draußen schimmerte nur unwirklich.