Silber-Krimi Nr. 966: Bis zum letzten Schrei
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Ein Stöhnen hallte schaurig durch die großen, stillen Räume.
Dann wurde ein markerschütternder Schrei daraus. Edith Rouflon hob den
Kopf. Das schwarzhaarige Mädchen lächelte. Wenn die Herrschaften
hier glaubten, ihr mit diesem Klagen und Schreien Angst machen zu können,
dann irrten sie sich. Ein Mädchen von Ediths Format ließ sich
nicht so leicht ins Bockshorn jagen. Die junge Französin schob mit den
Beinen die leichte Decke weg und erhob sich von dem improvisierten Lager.
Sie selbst hatte hier übernachten wollen. Kein Mensch außer ihr
befand sich in diesem Teil der Burg. Edith Rouflon trug außer einem
türkisfarbenen Babydoll nichts auf der Haut. Der Blick der einsamen
Besucherin ging hinüber zu der schweren Tür, die zum Rittersaal
führte. Es war eine mondhelle Nacht. Der fahle Schein fiel durch die
hohen, schmalen Fenster und tauchte das Innere des Saales in eisiges,
gespenstisches Licht. Edith Rouflon blieb drei Sekunden lang lauschend an
der Tür stehen und riß sie dann mit einer blitzschnellen Bewegung
auf.
von Dan Shocker, erschienen am 07.11.1972, Titelbild: R.S. Lonati
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In einer Burg nahe der deutsch-französischen Grenze im Elsaß geht
der Geist einer weißen Frau um. Da sich seit dem Jahre 1269 alle hundert
Jahre eine schreckliche Mordserie ereignet schickt David Gallun X-RAY-3 alias
Larry Brent in das Spukschloss. Gemeinsam mit einer Reisegruppe
sensationshungriger Touristen schleust sich der Agent ein. Der Besitzer des
Schlosses, Gerard Tullier, schleicht des Nachts in der Burg durch die
Gänge. Larry findet heraus, dass es bereits zwei Morde gegeben hat,
die allerdings von Tullier und dem Verwalter des Schlosses aus Angst vertuscht
wurden. Die Reisegruppe wird von einem Medium begleitet, welches
tatsächlich die Schwingungen eines Geistes spürt. Doch eines Nachts
verschwindet das Medium spurlos, während Larry dem Geist in einem
unterirdischen Flusslauf gegenüber steht. Larry entkommt der weißen
Frau, kann aber nicht verhindern, dass eine Frau entführt wird und ein
Mann den Tod findet. Der Verwalter informiert die Polizei und mit mehreren
Suchtrupps macht man sich auf die Suche nach der verschwundenen Frau und
dem Medium. Die Frau wird leicht unterkühlt aber unverletzt gefunden,
während das Medium nur noch als verschmortes Gerippe aufgefunden wird.
Ein Kassettenrecorder mit den letzten Minuten des Mediums gibt Aufschluss.
So wirken in dem Gemäuer schon seit der Erbauung dämonische
Kräfte, die sich mit den Menschen vermischten. Auch die weiße
Frau ist eine solche Mensch-Dämonin gewesen und spukt nun als Geist
weiter. Das Medium wollte mit Hilfe eines geheimnisvollen Buches die
dämonische Kraft bannen, doch der Dämon war stärker und verbrannte
das Medium. Der Besitzer des Schlosses lässt das Gemäuer ab sofort
für den Tourismus sperren. Mit Hilfe der Spezialisten von der PSA soll
die Burg näher untersucht werden.
Meinung:
Ein kurzweiliger Roman, um ein Spukschloss und die Weiße Frau. Die
Atmosphäre des düsteren Gemäuers und die Geheimgänge
wird sehr eindringlich wiedergegeben und gerade der Anfang des Heftes erinnert
schon ein wenig an "Die Angst erwacht im Todesschloss". Allerdings hätte
man den Part von Morna Ulbrandson auch weglassen können, denn der war
einfach nur ein Seitenfüller und für den Fortgang der Story
völlig unerheblich und vom Zufallsfaktor her auch eher unwahrscheinlich,
dass Larry mal eben mit Morna wieder zusammentrifft, obwohl sie ja nicht
am selben Fall arbeiten. Das Ende des Romans ist ebenfalls wenig befriedigend.
Ein kleiner Logikfehler schleicht sich auch recht schnell ein, denn
zunächst heißt es gäbe nur drei alleinreisende Touristen,
der Rest wären Paare. Die Alleinreisenden seien Larry Brent, das Medium
und ein Professor für Mythologie und Esoterik. Doch später ist
auch eine reiche Witwe dabei, die ohne Begleitung reist. Larry Inkognito
als Ghost Hunter hätte man auch beruhigt ins deutsche übersetzen
können und einfach Geisterjäger sagen können, ich glaube nicht,
dass Bastei irgendwelche Urheberrechte verletzt gesehen hätte. Alles
in allem bleibt ein durchschnittlicher LB-Roman übrig.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Schön-schauriges Cover von Lo. Auch wenn die Szene so nicht im Roman
vorkommt besitzt sich doch Symbolcharakter, der durchaus zum Inhalt passt.
Die Frau wird auch nicht übertreiben mit zerfetztem Kleid und
herausquellenden Brüsten dargestellt und mit sichtbaren Strapsen, wie
so gerne von Lonati dargestellt.
Das Cover wurde auch als Aushängeschild für die Subserie Nebelgeister
von Bob Fisher aus dem Silber-Grusel-Krimi verwendet, wie die Knochenhand
bei Larry Brent.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Motiv wurde ebenfalls als Logo für die Silber-Grusel-Krimis
benutzt:
Auch als Deckblatt des vom Zauberkreis-Verlag veröffentlichten Kalenders
für das Jahr 1975 wurde es verwendet:
Und auf dem Cover des Geister-Schocker Romans Nr. 13 war das Motiv ebenfalls
schon abgebildet:
Die Idee für dieses Titelbild wurde auch für das Video-Cover des
Filmes "Die Gruft des Grauens" (Originaltitel "Grave of the vampire")
verwendet.