Vampir-Horror-Roman Nr. 90: Mörderische Knochenhände

Vampir-Horror-Roman Nr. 90: Mörderische Knochenhände


Maria Petrarca zögerte, als sie vor der Kapelle des Schlosses stand. Sie wußte, daß es nicht recht war, wenn sie das Gebäude betrat, Alle im Dorf wußten, daß dieses Gebetshaus allein der Familie des Schloßherrn vorbehalten war. Sie blickte sich verstohlen um. Das kleine Gebäude stand unter einer Blutbuche auf der Kuppe eines Hügels. Von hier aus reichte der Blick durch den ganzen Park bis zum Schloß hinüber. Niemand war in ihrer Nähe. Niemand wurde sie sehen, wenn sie hier ihr Gebet verrichtete. War es nicht ihr gutes Recht, dort zu beten, wo sie am ehesten hoffen konnte, erhört zu werden. Sie war ein einfaches Mädchen, das nicht viel galt im Dorf, vor allem, weil sie nicht von hier stammte, sondern aus Sizilien heraufgekommen war.


von Frank Sky, erschienen 1975, Titelbild: Carolus Adrianus Maria Thole
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Die junge Erzieherin Carlotta Vespari nimmt eine Stelle als Gesellschafterin und Lehrerin für die 17jährigen Zwillinge Julia und Silvana die Cosimo an, die Töchter der Marchesa Luisa di Cosimo. Doch kaum hat Carlotta ihr Zimmer auf dem Schloss nahe Florenz bezogen, geschehen unheimliche Dinge: ein halb verwester Mann taucht plötzlich im Schloss auf und spielt Klavier - und wird von allen anwesenden als der verstorbene Mann der Marchesa identifiziert. Julia die Cosimo wird von einer Schattenfrau bedroht, die ihr den baldigen Tod prophezeit und gleichzeitig versetzt ein Mord an einem jungen Dienstmädchen das Dorf in Unruhe, das in der Kapelle auf dem Grundstück der di Cosimos getötet wurde und dem die Augen geraubt wurden. Zusammen mit dem Nachbarn der di Cosimos, Piero di Abbaccio, macht sich Carlotta auf die Suche nach der Ursache für all die Geschehnisse. Dabei finden die beiden heraus, dass vor fast dreihundert Jahren eine Ahnin der Familie ihre Zwillingsschwester aus Eifersucht getötet hat. Diese Tat wurde nie gesühnt; die Mörderin hat es erst auf dem Totenbett gestanden. Seither liegt ein Fluch über der Familie, dass von in jeder Generation, in der Zwillingsschwestern geboren werden, die eine - mit schwarzen Augen - die andere - mit bernsteinfarbenen Augen - noch vor ihrem 18. Geburtstag töten muss.
In diese Erkenntnis mischt sich noch der Schock, dass die Marchesa ihren Mann, den Vater von Julia und Silvana - aus Eifersucht vergiftet hat und nun selbst unter dem Einfluss einer unbekannten Droge zu Tode gestürzt ist. In der Nacht, die Julia laut der Prophezeiung den Tod bringen soll, graben die Schlossbewohner die Leichen aller gestorbenen Mädchen aus, deren Augen zu Bernsteinkugeln geworden sind und lassen diese Augen in Weihwasser fallen, wodurch der Fluch gelöscht wird. Als Carlotta nach den Geschehnissen abreisen will, stellt sich heraus, dass sie eine uneheliche Tochter des Marchese ist und dessen Tod rächen wollte. So war sie es, die in der Maske des Marchese Klavier gespielt und die Marchesa mit den Drogen in den Wahnsinn getrieben hat.


Meinung:
Diese Geschichte hat mir leider gar nicht gefallen. Der Handlungsaufbau ist mir zu wirr und durch den ständigen Perspektivenwechsel der Protagonisten selbst innerhalb einer Szene fällt es schwer, jemanden als Hauptperson zu identifizieren. Mal abgesehen von der Tatsache, dass eigentlich niemand der handelnden Personen wirklich sympathisch ist und viele Taten und Dialoge ziemlich unwirklich und unsinnig erscheinen.
Selbst Carlotta, die von allen noch die sympathischste ist, fällt durch ihr komisches Benehmen gegenüber der Polizei auf, für das es keinen Grund gibt. Dass sie nicht die ist, die sie scheint, kommt erst auf den letzten beiden Seiten heraus und ist für mich etwas zu viel des Guten. Meiner Meinung nach ist das ein Handlungsstrang der eher in einen "Gaslicht"-Roman gepasst hätte.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass dies ein Roman ist, den man nicht gelesen haben muss.


Besonderheiten:
Ein Nachdruck dieses Romans erschien im April 2006 als Geister-Schocker Band 39 unter dem Pseudonym H.G. Francis.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Ein Cover im typischen VHR-Stil, das gut zum Titel passt, allerdings keine Szene aus dem Roman wiedergibt.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Stefan Schrage:


Kurzbeschreibung:
Die junge Carlotta Vespari kommt auf das Schloss der Marchesa Luisa di Cosimo als Gesellschafterin und Erzieherin der beiden siebzehnjährigen Zwillinge Julia und Silvana. Gleich bei Ihrer Ankunft auf dem Schloss lernt Carlotta auch die beiden Zwillingsschwestern, die sich lediglich dadurch unterscheiden, dass Julia bernsteinfarbene und Silvana schwarze Augen hat, kennen und die drei jungen Frauen finden sich auf Anhieb sympathisch. Jedoch schon in der ersten Nacht ereignen sich mysteriöse Dinge. Ein halbverwester Mann erscheint plötzlich und spielt Klavier und alle Anwesenden identifizieren ihn als den verstorbenen Marchese Marco di Cosimo. Auch wird die sensible Julia von einen unheimlichen Schattenwesen bedroht, dass ihren baldigen Tod prophezeit, weil sie siebzehn Jahre alt ist. Zusammen mit Carlotta forscht sie auf dem ehemaligen Gesindefriedhof der di Cosimos und findet heraus, dass dort seit über 250 Jahren die Töchter der Familie begraben liegen, die nicht älter als siebzehn Jahre alt wurden und darüberhinaus bernsteinfarbene Augen hatten. Auch eine Schwester der Marchesa liegt hier begraben. Zusammen mit dem Cousin der Zwillinge, Adriano di Cosimo, dem Nachbarn Piero di Abbaccio und dem eigenbrötlerischen Angelo Berutti, der sich mit Zauberei und Magie beschäftigt, will Carlotta den Ereignissen auf den Grund gehen. Darüber hinaus mischt sich noch der Schock, dass die Marchesa ihren Mann, den Vater von Julia und Silvana, aus Eifersucht vergiftete und schliesslich unter den Einfluss einer Droge zu Tode stürzt. In der Nacht, in der Julia schließlich sterben soll, exhumieren die Schlossbewohner die Leichen der getöteten Mädchen, deren Augen zu Bernsteinkugeln geworden sind und lösen diese in Weihwasser auf. Das unheimliche Schattenwesen vergeht und der Fluch ist gebannt. Als Carlotta abreist kommt heraus, dass sie eine uneheliche Tochter des Marchese di Cosimo ist und sie seinen Tod rächen wollte. Sie war es, die in der Maske des verstorbenen Marchese Klavier spielte und die Marchesa durch die Drogen in den Wahnsinn trieb.


Meinung:
Ich kannte diesen Roman schon als Jugendlicher so mit 12 oder 13 Jahren und fand die Story damals ziemlich schaurig. Auch heute gefällt er mir noch immer. Die Szenen mit dem toten Marchese (der ja, wie sich am Schluß herausstellt, von Carlotta verkörpert wird) und dem Schattenwesen, das Julia bedroht, sind sehr gruselig beschrieben. Ich finde diesen Roman nach wie vor faszinierend und gebe ihn 3 Kreuze und ein halbes.


Besonderheiten:
Der Roman erscheint im Oktober 1974.
Im April 2006 wird die gleiche Story noch einmal als Geister-Schocker Nr. 39 veröffentlicht.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die dargestellte Szene kommt zwar so nicht im Roman vor, passt aber trotzdem gut zu Geschichte, auch wenn im Roman von einem Schattenwesen und nicht von einem lebendigen Skelett die Rede ist. 3 Kreuze


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Ihr Antritt als Gesellschafterin und Hauslehrerin der siebzehnjährigen Zwillinge Silvana und Julia di Cosimo steht für Carlotta Vespari unter keinem guten Stern. Gerade eben erst wurde die Leiche eines jungen Dienstmädchens in der Kapelle gefunden, die bernsteinfarbenen Augen gewaltsam aus dem Kopf gerissen. Sonderbare Erscheinungen des, vor einem halben Jahr verstorbenen Ehemannes und Vaters plagen die Familie di Cosimo und Carlotta wird unversehens hineingerissen in den Strudel eines alten Familienfluchs, der dafür sorgt, dass immer weibliche Zwillinge geboren werden, einer mit schwarzen, der andere mit bernsteinfarbenen Augen. Letzterer wird vor Vollendung seines achtzehnten Lebensjahres einen mysteriösen Tod sterben. Auch Julia ist siebzehn und besitzt bernsteinfarbene Augen. Auf dem verwitterten Friedhof der Hausangestellten der di Cosimos, begegnet Julia ein grauenhaftes Gespenst, das ihr den Tod vorhersagt. Gemeinsam mit ihrem neuen Freund, dem Nachbarn der di Cosimos, Piero di Abbaccio, nimmt Carlotta den Kampf auf …


Meinung:
Hinter dem Pseudonym Frank Sky verbirgt sich niemand anderes als Hörspiellegende H.G. Francis, der mit "Mörderische Knochenhände" seinen dritten Roman für die Reihe VAMPIR HORROR ROMAN ablieferte und damit leichte Gruselkost, deren unheimlichste Szenen bereits im ersten Drittel verbraten werden. Bis auf die Augen-ausreiß-Geschichte, die nicht im Detail beschrieben wird, ist der Roman auch nicht sonderlich brutal und die Anzahl der Opfer kann selbst ein Sägewerker an einer Hand abzählen, der bereits drei Finger gelassen hat. Die Charakterisierung der Figuren bewegt sich auf herkömmlichem, oberflächlichem Heftromanniveau. Die Schauplätze sind klassisch und schön schaurig gewählt worden. Ansonsten bietet die Geschichte die üblichen plakativen Gruselelemente. Das Ende überrascht mit der Täterüberführung, doch die kommt so abrupt, dass sie, ebenso wie der Familienfluch, irgendwie an den Haaren herbeigezogen wirkt. Die Erklärung, weshalb das Mädchen zu Beginn sterben musste und wieso ausgerechnet die Mädchen mit bernsteinfarbenen Augen sterben mussten, ist selbst für einen Heftroman dürftig.
Ungeklärt bleibt auch, woher der unsinnige Titel herrührt. Gut, Julia wird in einer Szene von Knochenhänden gewürgt, und die Augen des Mädchen wurden vermutlich ebenfalls von solchen Klauen geraubt, aber trotzdem erwartet man angesichts einer solchen Überschrift einen etwas anderen Roman.
Unter dem Strich wurde die Szenerie flüssig und gut beschrieben, so dass dieser Roman ein durchschnittliches Lesevergnügen darstellt, dem allerdings eher einen Platz in der Riege der Frauengruselromane, a la "Mitternachtsroman", zugestanden hätte.


Besonderheiten:
Roman von Hörspielautor H.G. Francis.
Die Geschichte wurde von Dreamland Productions als Folge 9 der Reihe Dreamland Grusel, unter dem Titel "Tödliche Knochenhände", vertont.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das schauerliche Skelett entsteigt mit seinen mörderischen Knochenhänden dem Grab. Trashig, bunt, aber irgendwie auch schaurig-schön.


Coverbewertung:
2 Kreuze