Vampir-Horror-Roman Nr. 223: Wenn der Totenvogel klagt
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Mit dem Einbruch der Dämmerung kam das Gewitter. Den ganzen Nachmittag
hatte es mit dunklen Worten gedroht, die vom Hafen Collinsport Point bis
zum Leuchtturm am anderen Ende der Bucht, an der Collinwood lag, über
den Himmel jagten. Das Meer war unruhig und trug Schaumflocken, so daß
die meisten Fischerboote hinter den Molen zuflucht gesucht hatten. Uf dem
Land lastete eine bleierne Stille, die zu dieser Jahreszeit- Ende Juni- für
Maine ungewöhnlich war und in sensiblen Menschen die Vorahnung eines
nahen Unheils wecken konnte. Dieses Gefühl hatte auch Victoria Winters,
aber sie war entschlossen dagegen anzukämpfen. Das hübsche,
dunkelhaarige Mädchen hatte einen Regenmantel angezogen und einen Schirm
mitgenommen, als sie das Haus Collinwood verließ, um am steinigen,
steilen Strand spazierenzugehen. Sie genoß es, den entfesselten Elementen
Trotz zu bieten und sich so zu bestätigen, daß sie sich nicht
unterkriegen ließ. Der Tag war voller Aufregung gewesen, weil die Besitzer
von Collinwood ihre Koffer packten, um nach Vernon zu reisen, und dieser
stürmische Frühabend bildete gewissermaßen einen Höhepunkt.
Während Victoria den Pfad an den Klippen entlangschlenderte, blickte
sie immer wieder hinunter zu dem mächtigen, ausladenden Bauwerk. Dahinter,
halb versteckt zwischen hohen Bäumen, lag das alte Stammhaus der Collins',
in dem sich ein englischer Vetter der Familie, Barnabas Collins, einlogiert
hatte. Victoria lächelte bei dem Gedanken an Barnabas Collins.
von Marilyn Ross, erschienen 1977, Titelbild: N. Lutohin
Rezension von
Stefan
Schrage:
Kurzbeschreibung:
Nahezu alle Bewohner von Collinwood sind in die Sommerferien verreist. Der
Filmregisseur Brad Hilton will auf dem verwaisten Anwesen der Familie Collins
einen Film drehen und dabei Collinwood und seine Umgebung als Filmkulisse
verwenden. Durch die Gesellschafterin Victoria Winters lernt der Regisseur
auch den englischen Verwandten der Familie Barnabas Collins kennen, der
zurückgezogen in einem ehemaligen Haus der Familie Collins, unweit von
Collinwood mit seinem taubstummen Diener Joab lebt. Zu dem Filmteam von Brad
Hilton gehören u. a. auch der junge Filmstar Rita Glenn und der exzentrische
Schauspieler Clifton Kerr, der ständig in Begleitung seines Arztes Dr.
Moreno ist. Rita trifft hier Barnabas Collins wieder, den sie noch aus ihrer
Zeit am Theater in London kennt. Damals waren die beiden liiert und Rita
hatte Barnabas sogar heiraten wollen, doch dazu kam es nicht, da Barnabas
plötzlich aus London verschwand. Im Laufe der Zeit ereignen sich
merkwürdige Dinge auf Collinwood: In Ritas Zimmer riecht es von Zeit
zu Zeit nach Veilchen und ein weiblicher Geist scheint Rita heimzusuchen.
Als schließlich ein junges Skriptgirl des Filmteams eines Nachts
überfallen wird, gerät bald darauf Barnabas Collins in Verdacht,
etwas mit der Sache zu tun zu haben. Als eines Nachts Rita mit einem geliehenen
Wagen von dem Ort Collinsport auf den Rückweg nach Collinwood ist, wird
sie ebenfalls Zeuge, wie ein Mädchen von einem Mann bedrängt wird
und die junge Schauspielerin ist entsetzt, als sie im Scheinwerferlich Barnabas
als den Täter erkennt. Sie stellt Barnabas zur Rede und dieser
eröffnet ihr, dass er vor langer Zeit mit einem Fluch belegt wurde,
der ihn zu einem Vampir machte und er heute mehr tot als lebendig ist. Rita
überredet Barnabas sich in die Behandlung von Dr. Moreno, dem Arzte
des Schauspielers Kerr zu begeben, da dieser sich mit Tropenkrankheiten auskennt
und er Barnabas bestimmt helfen kann. Zunächst widerwillig sucht Barnabas
zusammen mit Rita den Arzt auf. Dieser ist skrupellos. Er erpresst die beiden,
indem er Rita dazu zwingen will, Brad Hilton das Drehbuch zugunsten Clifton
Kerrs auf eine größere Rolle zu ändern und Barnabas, sein
Geheimnis publik zu machen. Barnabas bekommt ein Serum injiziert, dass es
ihn ermöglicht, normal zu leben, indem er dem Tageslicht nicht mehr
ausweichen muss. Doch die Situation spitzt sich weiterhin zu, als es weitere
Überfälle gibt und auch Brad Hilton, der Regisseur und Freund von
Rita Glenn, überzeugt ist, dass entweder Barnabas oder sein Diener Joab
hinter den Überfällen steckt. Rita glaubt dies nicht. Aber als
das überfallene Skriptgirl später erdrosselt und mit Bisswunden
am Hals aufgefunden wird, ruft dies auch die Polizei auf den Plan. Barnabas
und Rita finden schließlich heraus, dass Clifton Kerr hinter den
Überfällen steckt, denn dieser ist ebenfalls ein Vampir. Um Barnabas
Unschuld zu beweisen, müssen Rita und Barnabas zu eher unorthodoxen
Mitteln greifen...
Meinung:
Der vierte Roman innerhalb der VHR-Serie um den Vampir Barnabas Collins kommt
in gewohnter Weise daher. Wieder gibt es Überfälle auf junge
Mädchen im Dunstkreis von Collinwood und Barnabas Collins scheint (nicht
immer) mit den Ereignissen zu tun zu haben. Ein "schöner" Gruselroman
der sanften Schauer walten lässt...
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Zum größten Teil passt das Cover zu der Geschichte. Die beiden
Schreckensgestalten rechts neben dem Vampir kommen im Roman nicht vor. Der
Vampir ist nicht Barnabas Collins, da er im Roman stets anders beschrieben
wird. Jedoch hat er einen guten Erkennungswert für die
Barnabas-Geschichten.
Coverbewertung: