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"Was sagst du da, Fouquier? Der ehemalige Graf de la Rochepasquett, der vor
drei Tagen unter der Guillotine seinen Kopf in den Korb purzeln ließ,
soll lebend in Paris gesehen worden sein? Wer hat dir denn diesen Unsinn
erzählt?" Maximilieu de Robespierre, in der französischen Revolution
seit Juni 1793 unbeschränkter Diktator, sieht Monsieur Fouquier-Tinville
mit offener Verachtung an. Aber im bleichen Gesicht des öffentlichen
Anklägers der Nation gibt es nicht die geringste Bewegung, als er mit
gewohnt leiser, fast eintöniger Stimme sagt: "Natürlich hört
es sich wie Unsinn an. Ich habe ihn zunächst für betrunken gehalten
und hätte ihn vielleicht sofort in eine Zelle sperren lassen, wenn da
nicht etwas wäre, was mir seit ein paar Tagen zu denken gibt. Ich habe
da einen Mord an einem Sergeanten, der sich nicht aufklären
läßt. Die Sache ist derart mysteriös, daß ich sie dem
Komitee der allgemeinen Sicherheit entzogen habe und sie persönlich
verfolge." "Du wirst doch nicht behaupten wollen, daß der geköpfte
Graf mit diesem Mord etwas zu tun haben kann?" Die Verachtung in Robespierres
Stimme ist zum blanken Hohn geworden. Seine grausamen Augen mustern den
Ankläger in einer Weise, die jedem anderen das kalte Entsetzen über
den Rücken getrieben hätte. Fouquier aber bleibt scheinbar
ungerührt. Er hält dem mörderischen Blick stand und sagt
schulterzuckend: "Ich war bei der Exekution des Grafen nicht dabei. Lediglich
das Protokoll habe ich gelesen, denn schließlich ist es nicht meine
Aufgabe, mich um die Ausführung der Urteile zu kümmern, und auf
dem Greveplatz..." "Revolutionsplatz!" fällt Robespierre sofort berichtigend
ein.