Vampir-Horror-Roman Nr. 260: Der Para-Mann

Vampir-Horror-Roman Nr. 260: Der Para-Mann


"Was sagst du da, Fouquier? Der ehemalige Graf de la Rochepasquett, der vor drei Tagen unter der Guillotine seinen Kopf in den Korb purzeln ließ, soll lebend in Paris gesehen worden sein? Wer hat dir denn diesen Unsinn erzählt?" Maximilieu de Robespierre, in der französischen Revolution seit Juni 1793 unbeschränkter Diktator, sieht Monsieur Fouquier-Tinville mit offener Verachtung an. Aber im bleichen Gesicht des öffentlichen Anklägers der Nation gibt es nicht die geringste Bewegung, als er mit gewohnt leiser, fast eintöniger Stimme sagt: "Natürlich hört es sich wie Unsinn an. Ich habe ihn zunächst für betrunken gehalten und hätte ihn vielleicht sofort in eine Zelle sperren lassen, wenn da nicht etwas wäre, was mir seit ein paar Tagen zu denken gibt. Ich habe da einen Mord an einem Sergeanten, der sich nicht aufklären läßt. Die Sache ist derart mysteriös, daß ich sie dem Komitee der allgemeinen Sicherheit entzogen habe und sie persönlich verfolge." "Du wirst doch nicht behaupten wollen, daß der geköpfte Graf mit diesem Mord etwas zu tun haben kann?" Die Verachtung in Robespierres Stimme ist zum blanken Hohn geworden. Seine grausamen Augen mustern den Ankläger in einer Weise, die jedem anderen das kalte Entsetzen über den Rücken getrieben hätte. Fouquier aber bleibt scheinbar ungerührt. Er hält dem mörderischen Blick stand und sagt schulterzuckend: "Ich war bei der Exekution des Grafen nicht dabei. Lediglich das Protokoll habe ich gelesen, denn schließlich ist es nicht meine Aufgabe, mich um die Ausführung der Urteile zu kümmern, und auf dem Greveplatz..." "Revolutionsplatz!" fällt Robespierre sofort berichtigend ein.


von Georges Gauthier, erschienen 1978, Titelbild: Günther König
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Thomas Mühlbauer:
Die Frau auf dieser Titelbild-Collage von Günther König hatte ihr Vorbild ziemlich eindeutig in eine Szene des Hitchcock-Films Frenzy von 1972:

"Frenzy" (1972)