Vampir-Horror-Roman Nr. 262: Das Dorf des Grauens - Kreaturen der Finsternis

Vampir-Horror-Roman Nr. 262: Das Dorf des Grauens - Kreaturen der Finsternis


Der Tod ist ein Schlüssel. Er öffnet eine Tür. Und er hält ein Geheimnis verschlossen. Es gibt ein anderes Leben als das der Bewegung. Es gibt eine andere Bewegung als die des Lebens. Ich mußte sterben, um zu leben. Und noch etwas wurde mir mit jeder Stunde klarer: Etwas hatte von mir Besitz ergriffen. Ich mußte von ihm Besitz ergreifen. Das war der drängendste Gedanke - der Gedanke, der mich am meisten mit Ruhelosigkeit erfüllte. Das alles könnte ich zusammenfassen als das Ergebnis, von Alpträumen, Grübeleien, panischen Angstzuständen und Augenblicken einer tranceartigen Sicht in seltsam entrückte Regionen, die mit dem imminenten Gefühl des Todes verbunden waren. Wer kennt nicht den Traum, in dem man vor etwas Grauenhaftem fliehen will und gelähmt ist? Es ist der Traum der Blume in uns. Jahrmillionen alt. Die Urangst des Bewegungslosen - vererbt aus einer Zeit, da der Mensch und sein Geist selbst noch Traum waren. Aber für mich gab es Augenblicke, da war es kein Alptraum, sondern Realität. Da vermochte ich nicht den kleinsten Muskel zu bewegen. Minutenlang lag ich wach und vollkommen gelähmt, erfüllt von fremden Gedanken, von fremdem Flüstern, von fremden Visionen, von Kräften, die mich schaudern ließen und gleichzeitig faszinierten. In diesen Tagen auf dem Krankenlager schlüpfte ich wie eine Schlange aus einer Haut - geistig. Ich streifte alte Erfahrungen und was ich daraus gelernt hatte ab und machte mich frei für völlig neue Erfahrungen. Und es schien in der Tat so, als bliebe das Krankenhaus auf lange Sicht unser Gefängnis.


von Hugh Walker, erschienen 1978, Titelbild: N. Lutohin