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Die Stimmung war gereizt. Nach mehr als einer Woche gemeinsamer Autofahrt
gingen sich Marcel Valéry und Fernand Taillot gründlich auf die
Nerven. Ansonsten kamen der etwas exzentrische Regisseur Valéry und
der empfindsame Drehbuchautor Taillot gut miteinander aus. Selbst die
schwerwiegendsten Meinungsverschiedenheiten hatten sie immer wieder bereinigt,
wenn es um die künstlerische Arbeit ging. Was den Fahrstil anbetraf,
gab es allerdings unüberbrückbare Gegensätze. "Willst du uns
mit Gewalt umbringen, du Narr?" schrie Marcel, als Fernand die Serpentinen
am Plomb du Cantal wie ein übergeschnappter Rennfahrer nahm. "Wir haben
doch Zeit! Ob wir nun zehn Minuten früher oder später an Ort und
Stelle sind, spielt doch überhaupt keine Rolle. Hauptsache, wir kommen
lebendig hin." "Das kommen wir auch so", versicherte Fernand, ohne das Tempo
zu verringern. "Mach dir keine Sorgen, es passiert schon nichts. Schau lieber
in deine Karte, denn es muß bald eine Abzweigung kommen. Wir dürfen
nicht ganz bis zur Passhöhe hinauf - irgendwo muß es links abgehen.
Das habe ich vorhin gesehen, als ich die Karte studierte." "Dann fahr nicht
so idiotisch, denn wenn ich pausenlos von einer Seite auf die andere geschleudert
werde, kann ich nicht in die Karte schauen:" Fernand verlangsamte unwillig
die Geschwindigkeit. Für ihn war Marcels Argument lediglich eine Ausrede.
Marcel wollte damit nur erreichen, daß Fernand langsamer fuhr, weil
er es mit der Angst zu tun bekam. Fernand drosselte die Fahrt ostentativ
bis fast zum Schritttempo, schlich Um die nächsten Kurven wie eine
fußkranke Schnecke und schaute dabei provozierend zu seinem Freund
hinüber, der offenbar mit der Karte nicht zurechtkam.