Vampir-Horror-Roman Nr. 299: Armee der Untoten

Vampir-Horror-Roman Nr. 299: Armee der Untoten


Die Spukphänomene setzten in dieser Nacht sehr spät, aber mit solcher Heftigkeit ein, daß Jokaste Drusovich im ersten Moment an einen Banditenüberfall dachte. Sie hatte schlummernd und angezogen auf dem Bett gelegen. Als dann aber ein Schlag gegen die Haustür krachte, als sei er mit einem Gewehrkolben geführt worden, war die junge Frau mit einem Sprung auf den Beinen und griff nach dem Revolver, der neben ihr auf dem Nachttischchen lag. Und plötzlich war es wie immer: Rennende Schritte wie mit genagelten Schuhen, leise Kommandos in einer fremden Sprache, das Geklappere von Ausrüstungsgegenständen, wie sie Soldaten bei sich tragen, ein Keuchen wie aus gehetzten Kehlen, dazwischen seltsames Raunen und hin und wieder sogar ein ganz leises, aber grässliches Gelächter. Es hatte damit an dem Tag begonnen, als Mirko, Jokastes Mann, eine längere Reise in den Norden des Landes antreten mußte. Nach Ljubljana hatte er gemusst, nach Maribor, und auf dem Rückweg mußte er auch in der Hauptstadt Beograd Station machen. Mirko war ein wichtiger Mann, vielleicht sogar der einflussreichste im Gebiet von Montenegro. Und er war ganz bestimmt auch der eifersüchtigste unter den eifersüchtigen Montenegrinern. Dieser Umstand hatte dazu geführt, daß sich Jokaste, die wunderschöne rotblonde Frau aus dem fernen Irland, nun mutterseelenallein in diesem Haus befand, über welches das Grauen hereingebrochen war. Einen Moment lauschte Jokaste dem Treiben in atemloser Spannung. Es war, als stürme eine Kompanie Infanteristen durch das Haus hindurch und darüber hinweg. So nahe waren sie noch nie gekommen, die Gespenster. Ja, Gespenster!


von Waldo Marek, erschienen 1979, Titelbild: Vicente Segrelles
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Auf dem australischen Comic-Magazin "THE EMPTY TOMBS" war dieses Motiv ebenfalls schon verwendet worden:

THE EMPTY TOMBS