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Die Spukphänomene setzten in dieser Nacht sehr spät, aber mit solcher
Heftigkeit ein, daß Jokaste Drusovich im ersten Moment an einen
Banditenüberfall dachte. Sie hatte schlummernd und angezogen auf dem
Bett gelegen. Als dann aber ein Schlag gegen die Haustür krachte, als
sei er mit einem Gewehrkolben geführt worden, war die junge Frau mit
einem Sprung auf den Beinen und griff nach dem Revolver, der neben ihr auf
dem Nachttischchen lag. Und plötzlich war es wie immer: Rennende Schritte
wie mit genagelten Schuhen, leise Kommandos in einer fremden Sprache, das
Geklappere von Ausrüstungsgegenständen, wie sie Soldaten bei sich
tragen, ein Keuchen wie aus gehetzten Kehlen, dazwischen seltsames Raunen
und hin und wieder sogar ein ganz leises, aber grässliches Gelächter.
Es hatte damit an dem Tag begonnen, als Mirko, Jokastes Mann, eine längere
Reise in den Norden des Landes antreten mußte. Nach Ljubljana hatte
er gemusst, nach Maribor, und auf dem Rückweg mußte er auch in
der Hauptstadt Beograd Station machen. Mirko war ein wichtiger Mann, vielleicht
sogar der einflussreichste im Gebiet von Montenegro. Und er war ganz bestimmt
auch der eifersüchtigste unter den eifersüchtigen Montenegrinern.
Dieser Umstand hatte dazu geführt, daß sich Jokaste, die
wunderschöne rotblonde Frau aus dem fernen Irland, nun mutterseelenallein
in diesem Haus befand, über welches das Grauen hereingebrochen war.
Einen Moment lauschte Jokaste dem Treiben in atemloser Spannung. Es war,
als stürme eine Kompanie Infanteristen durch das Haus hindurch und
darüber hinweg. So nahe waren sie noch nie gekommen, die Gespenster.
Ja, Gespenster!