Vampir-Horror-Roman Nr. 323: Das Monster von Stockton House

Vampir-Horror-Roman Nr. 323: Das Monster von Stockton House


Das Heulen des Sturmes ließ Colonel Sullivan ans Fenster treten. Er blickte hinab in den großen, etwas verkommen anmutenden Park und runzelte irritiert die Brauen. Zum ersten Mal seit Jahren überkam ihn ein Gefühl lähmender Angst. Er hatte sie zuletzt bei einem Winterurlaub in der Schweiz empfunden. Sein Wagen war bei Schneeglätte ins Schleudern geraten und geradewegs auf ein ihm entgegenkommendes Fahrzeug zugerutscht. Buchstäblich in letzter Sekunde war es dem Lenker des anderen Wagens durch ein geschicktes Power- Sliding gelungen, dem drohenden Frontalzusammenstoß zu entgehen. Damals wie heute schüttelte den Colonel ein Gefühl jäher Todesangst. Nur gab es jetzt und hier, in einer Gäste-Suite von Stockton House, wahrhaftig keinen Grund, sich zu fürchten. Das große, schloßartige Gebäude war so solide wie eine Festung gebaut. Es hatte in den fast dreihundert Jahren seiner Existenz gewiß schon lebhaftere Stürme gemeistert. Andrew Sullivan war einundvierzig Jahre alt. Er arbeitete seit nunmehr zwei Jahren im Kriegsministerium. Er war wegen eines Rückenleidens einerseits froh darüber, den aktiven Dienst bei der Kavallerie nicht länger ausüben zu müssen, andererseits missfielen ihm die sture Schreibtischarbeit und der Umstand, daß er zwar seinen Rang behalten, die schöne Uniform aber verloren hatte. Er trug nur noch Zivilkleidung.


von Cedric Balmore, erschienen 1979, Titelbild: N. Lutohin