Die Voodoo-Trommeln kündigen Unheil an! Dumpf hallte das Geräusch
durch die Nacht, schwang über den dichten Urwald und ließ selbst
die zahlreichen Tierstimmen verstummen. Aber auch die Menschen hörten
das rhythmische Tam- Tam. Und sie hatten Angst, bekreuzigten sich, flehte
zu den Heiligen und verkrochen sich in ihre Hütten und Häuser.
Der Voodoo-Zauber war da. Dieser gräßliche Spuk, der Leichen aus
den Gräbern holte und Menschen zu willenlosen Bündeln der
Angst machte. Voodoo - das war eine magische Hölle, ein gefährliches
Dunkel, das kaum jemand erforscht hatte.
Teil 1 von Jason Dark, erschienen am
13.10.1980, Titelbild: Vicente
Ballestar
Rezension von Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Caligro, Voodoo-Priester und Herrscher über Caligro Island (unweit von
Kuba), will der absolute Herr aller Zombies und größte Magier
werden. Er herrscht grausam über die Menschen, die auf seiner Insel
leben und verurteilt den jungen Jorge zum Tode, als dieser es wagt sich in
sein Haus zu schleichen, umeine Mutprobe zu bestehen und seiner Freundin
Evita Torres zu imponieren. Jorge wird in den Horror-Garten des Hauses von
Caligro entlassen und trifft alsbald auf schwebende, lebendige
Schrumpfköpfe mit angefeilten Zähnen, die sich auf ihn stürzen
und totbeißen. Caligro sichert sich den Kopf des Toten, um ihn auch
in einen Schrumpfkopf umzuwandeln und läßt die anderen Überreste
Jorges den Haien, die gierig das Eiland umschwimmen, zum Fraße vorwerfen.
Inzwischen verbringt John Sinclair einen ruhigen Grillabend bei Bill und
Sheila Conolly, die am nächsten Tag zu den Bahamas aufbrechen wollen,
um einen, längst überfälligen auf einer Yacht zu verbringen.
Im Verlauf dieses Abends resümiert John über den Verbleib von Myxin,
dem kleinen Magier, der nach den Ereignissen in der Drachenburg (John Sinclair
Nr. 112 "Die Drachensaat") spurlos
verschwunden ist und sich zurückgezogen hat. Der besagte Magier, dessen
magische Kräfte von Asmodina praktisch auf Null reduziert worden sind,
befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Schottland, wo er, zurückgezogen
in einer elenden Felshöhle, eine Beschwörung durchführt, die
ihn beinahe alles an verbliebener Kraft und Können abverlangt. Zwar
gelingt die Beschwörung nicht vollkommen, doch Myxin erhält von
einer körperlosen Stimme Informationen über Caligro, dessen Insel,
eine davon ausgehende, immense Gefahr und das bedrohte Schicksal der Familie
Conolly. Der kleine Magier reist als Anhalter in einem Truck nach London,
wo er zunächst Suko antrifft, der aber sofort John benachrichtigt. Myxin
berichtet von dem, was er erfahren hat und gemeinsam reisen die drei Freunde
in die Karibik, um das schlimmste zu verhindern, Caligro aufzuhalten und
die Conollys, vor dem grausigen Schicksal zu bewahren. Während die drei
ihren Flieger besteigen, schmuggelt Juan Torres, seine Schwester Evita, die
nun ihrerseits damit rechnen muß, vom Weißen Magier (wie Caligro
aufgrund seiner weißen Gewänder, die er zu tragen pflegt, genannt
wird) verfolgt zu werden. Es gelingt ihm gerade noch rechtzeitig sie in ein
Schlauchboot mit Außenborder zu setzen, als er selber auch schon von
sieben fliegenden Schrumpfköpfen, von denen einer sein Freund Jorge
war, angegriffen wird. Juan kann überleben und sich in einer Felshöhle
am Strand verbergen, vor der er knapp 24 Stunden später auf John, Suko
und Myxin trifft, die Caligro Island auf Umwegen erreicht haben. Der junge
Mann führt die drei Freunde zu einem großen Platz, nahe eines
Friedhofs, wo Caligro der Bevölkerung seiner Insel wieder einmal seine
Macht beweist, indem er zwei tote Frauen zu neuem, untoten Leben erweckt.
Als die Gehilfen des Magiers die Geisterjäger zu entdecken drohen, greifen
diese an und bedrohen Caligro mit ihren Waffen. Zwar kann John die beiden
weiblichen Zombies mit Silberkugeln niederstrecken und erlösen, doch
leider kippt die Situation, als vom nahen Friedhof weitere Untote erscheinen
und angreifen. Im entbrennenden Kampf werden die Freunde getrennt und John
wird von Caligros muskelbepackten Gehilfen niedergeschlagen. Myxin rettet
Suko das Leben mit der Dämonenpeitsche, als ein Zombie den Chinesen
zu erwürgen versucht und die beiden schlußfolgern richtig, das
John gefangengenommen und entführt worden ist. Das Juan leider von den
Zombies getötet wurde, müssen sie sich nun zu Zweit auf den Weg
machen, um ihren Freund zu retten. Indes durchlebt Evita während ihrer
zweiten Nacht auf See eine Hölle aus Angst und Einsamkeit und vermeint
von einem aus dem Meer emporsteigenden Monster angegriffen zu werden. Dieses
Monster jedoch entpuppt sich als Zwei-Mann-U-Boot, in dem Bill Conolly und
der Ozeaneloge Dr. Dennis Dorland des Geheimnis des Bermudadreiecks zu
ergründen versuchten. Das Geheimnis konnten sie zwar nicht lüften,
doch sie fanden ein altes, untergegangenes Schmugglerboot mit Besatzung
(Wasserleichen, klar,oder?)und können Evita Torres aus ihrer mißlichen
Lage befreien. Sie nehmen sie mit an Bord ihrer Yacht und Bill beschließt,
nachdem die junge Frau ihren Bericht beendet hat, John Sinclair über
das Treiben auf Caligro Island zu informieren (er selber kann nicht
intervenieren, weil außer Sheila und Dorland und dessen Frau Ellen
auch noch der kleine Johnny mit an Bord ist). Zufrieden mit sich und diesem
Plan, schlüpfen die Menschen auf der Yacht in ihre Kojen, nicht ahnend,
daß die Macht des Caligro in diesem Moment unter ihnen aktiv wird und
das Grauen entfesselt. John - wieder bei Bewußtsein - wird von Caligro
darüber informiert, daß er der größte Voodoo-Priester
und Herr über alle Zombies werden will. Die Gehilfen des Weißen
Magiers werfen den Geisterjäger - waffenlos - in dessen Horror-Garten,
in dem er, wie schon zuvor Jorge, sein Leben verlieren soll. Und als hätten
sich die Mächte des Schicksals verschworen, erreichen zu etwa diesem
Zeitpunkt die ersten lebenden Wasserleichen aus dem untergegangenen
Schmugglerboot, die Außenbordleiter der Yacht, auf der die Conollys
dem nächsten Tag entgegenschlummern....
- Fortsetzung folgt -
Meinung:
Diesen Romane habe ich sogar beim wiederholten Lesen (zum ersten Mal las
ich ihn in seiner 2. Auflage 1985) sehr genossen, denn er wartet mit allerlei
Dingen auf, die einen gelungenen Horror-Heftroman ausmachen. Ja wirklich!
Zunächst einmal startet der Roman gleich von Anfang an richtig durch.
Ohne langes Vorgeplänkel erlebt man Jorges verzweifelten
Überlebenskampf in Caligros Horror-Garten und obwohl die fliegenden
Schrumpfköpfe nicht wirklich eine neue Idee sind (Jason Dark hetzte
einige ähnliche Artgenossen bereits elf Jahre zuvor im Gespenster-Krimi
Nr. 66 "Die teuflischen Schädel" auf John) erzeugte diese Sequenz doch
einen leichten Schauer auf meinem Rücken. Der nächste große
Pluspunkt in diesem Roman ist Myxin, der in dieser Story endlich wieder aus
der, für ihn seit Band 103 "Asmodinas Todesengel" so typischen, Opfer-
und Märtyrerrolle steigen darf und sogar teilweise zum knallharten
Kämpfer, der sich immer noch auf den Gebrauch der Dämonenpeitsche
versteht, avanciert. Das er, trotz aller Demütigungen der Vergangenheit,
versucht seine magischen Kräfte zurückzuerlangen, verspricht einiges
an interessanten Romaninhalten für die Zukunft und jene Abschnitte,
in denen beschrieben wird, wie er als Anhalter trampt und dem Truckfahrer
bei einem Überfall mit den rudimentären Resten seiner Magier das
Leben rettet, sind klasse und werten die Figur Myxins um einiges auf. Die
Misere von Juan und Evita Torres ist glaubwürdig geschildert und
dargestellt, wobei es mir trotzdem nach wie vor nicht so recht in den Kopf
will, warum Juan seine Schwester nicht begleitet und alleine fort
läßt. Nun ja, die Antwort ist schnell gefunden, denn so bleibt
er auf Caligro Island und kann John & Co. als sachkundiger Führer
dienen. Apropos Caligro! Obwohl er interessant daherkommt und Gelegenheit
erhält seine Macht zu präsentieren, indem er tote Frauen und die
Leichen auf dem Friedhof zu neuem Leben erweckt, hätte ich mir eigentlich
gern etwas mehr Präsenz von ihm erhofft, doch es gibt ja noch einen
zweiten Teil, in dem dieses - geringfügige - Manko ausgebessert werden
kann. Als großer Fan von Cliffhangern (ich liebe es für eine Woche
oder mehr im Unklaren gelassen zu werden und darüber nachzugrübeln
wie der jeweilige Held aus der Klemme entkommen kann), finde ich natürlich
das Ende dieses ersten Teils, in dem John waffenlos durch den dschungelartigen
Horror-Garten Caligros wandern muß und das Auftauchen der Wasserleichen
beim Bermudadreieck, ausgezeichnet und freue mich nun auf das gierige
Verschlingen des Inhalts von Teil 2 "Zombies im Bermuda-Dreieck". Okay, der
Titel ist zwar nicht vielversprechend und eher etwas abgeschmackt, aber wer
weiß, wer weiß..... Ich werde Euch jedenfalls gerne hier vom
zweiten Teil berichten. Für diesen, mehr als gelungenen Auftakt, vergebe
ich gerne vier Kreuze (ein Kreuz behalte ich ein, weil Jason Dark nicht wirklich
etwas Neues bringt, sondern lediglich mit bekannten Attributen der
Horror-Literatur und einer für ihn bekannten Schematik aufwartet - aber
das immerhin in Vollendung).
Besonderheiten:
Myxin beginnt damit, seine magischen Kräfte zurückerlangen zu
wollen
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Mal wieder ein Glanzstück des alten Ballestar! Ja, hier hat der Meister
noch einen sicheren Strich und vermag durch gekonnte Farbkombination eine
unheimliche Szenerie ins Leben zu rufen. Caligro ist sehr gut getroffen und
auch die beiden weiblichen Leichen (die sich im Roman gleich erheben werden)
gefallen mir außerordentlich. Die Szene kommt so im Roman vor, was
einen zusätzlich gut kommt und deshalb vergebe ich gerne so viele Kreuze,
wie möglich.
Coverbewertung:
Ausserdem gab es auch noch eine reguläre Ausgabe innerhalb der
SOS-Comicserie auf welcher das Motiv auf dem Cover abgebildet war und zwar
die Nummer 18: